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Unheilvolle Intrigen und rätselhafte Todesfälle im mittelalterlichen Worms
1067: Die Heilerin Garsende wendet sich mit einer dringenden Bitte an Burggraf Bandolf. In der Stadt werden böse Gerüchte über sie verbreitet, und noch dazu ist eine junge Patientin von ihr unvermutet gestorben. Garsende glaubt, dass das Mädchen vergiftet wurde, kann ihren Verdacht jedoch nicht beweisen. Bandolf kommt ihrem Hilferuf nach und beginnt, Fragen zu stellen, aber dann fordert ein anderes Ereignis seine ganze Aufmerksamkeit: Reginhard von Köln, Propst des Domstifts, wird tot aufgefunden. Während Bandolf nun damit beschäftigt ist, den Tod des Domprobstes aufzuklären, beginnt Garsende, selbst nach dem Giftmörder zu suchen und begibt sich dadurch in höchste Gefahr.
 

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 Autor: Susanne Eder 
 Verlag: Goldmann
 Erschienen: 17. Oktober 2011
 ISBN: 978-3442471270
 Seitenzahl: 512 Seiten

 


Die Grundidee der Handlung
Garsende wird als Heilkundige, Hebamme und Pflegerin zu den verschiedensten Krankheitsfällen in der Stadt Worms gerufen. Oft kann sie helfen, aber manchmal versagt ihre Kunst, und dann geben die Hinterbliebenen in ihrer Trauer oft ihr die Schuld. So muss die Heilerin feststellen, dass hinter ihrem Rücken böse Gerüchte aufkommen und sie als „Drude“, also Hexe und Zauberin, beschimpft wird.
Als eine junge Frau in ihrer Obhut plötzlich stirbt, vermutet Garsende, dass sie vergiftet wurde und man sie dafür verantwortlich machen könnte. Da sie fürchtet, vor das Sendgericht – das Kirchengericht – des Bischofs zitiert zu werden, bittet sie den Burggrafen Bandolf, dessen Frau sie in der Vergangenheit manchen Dienst erwiesen hat, um Hilfe. Dieser ist zunächst auch dazu bereit, muss aber dann den Mord am Probst des Wormser Domstiftes untersuchen und kann Garsende nur noch sporadisch unterstützen, sodass sie auf eigene Faust nach dem Täter forscht und sich damit in große Gefahr begibt.


Stil und Sprache

Dies ist zwar der vierte Band mit Burggraf Bandolf von Leyen und der Heilerin Garsende, aber er kann durchaus als eigenständiges Buch gelesen werden, da frühere Begebenheiten nur am Rande erwähnt werden und keine wichtige Rolle spielen. Zunächst erlebt aber im Prolog - fast 40 Jahre vor der eigentlichen Handlung - die junge Odarike den Überfall auf ihre Burg und bangt um ihr Kind. Erst viel später zeigen sich die Folgen dieses Ereignisses und auch der Leser erfährt erst dann Näheres darüber.

Susanne Eder kennt sich mittlerweile sehr gut im mittelalterlichen Worms aus und schildert die Stadt, ihre Umgebung und das Leben der Bewohner so interessant und anschaulich, dass man sich dort schon beinahe Zuhause fühlt. Die Sprache ist der Zeit angemessen, die vielen verwendeten altertümlichen Ausdrücke werden in einem umfangreichen Glossar im Anhang ausführlich erklärt.

Es gibt mehrere Handlungsstränge und daher auch unterschiedliche Perspektiven. Die Autorin lässt den Leser sowohl an den Ermittlungen des Burggrafen, als auch an den Überlegungen und Ängsten Garsendes teilhaben und gestattet ihm dazwischen auch noch ein paar Einblicke in die Familiengeheimnisse einiger hochgestellter Edelleute, die versuchen, die unsicheren politischen Verhältnisse zu ihren Gunsten auszunutzen. Die Fülle der Personen und Ereignisse ist dabei manchmal etwas verwirrend, die Gedanken und Gefühle der Heilerin werden - obwohl durchaus glaubwürdig und nachvollziehbar - ein bisschen zu oft mit beinahe gleichlautenden Worten geschildert. So kommen doch ein paar Längen auf und die Handlung wird erst zum Ende des Buches hin wirklich spannend.


Figuren

Die Heilerin Garsende liebt ihre Unabhängigkeit, hat Herz und Verstand und weiß diesen auch zu gebrauchen. Die Autorin schildert sie aber trotzdem als Frau ihrer Zeit, die sich in die geltenden Sitten und Moralvorstellungen einfügen muss. Bei ihrem Beruf und ihrer Lebensweise bleibt es nicht aus, dass sie sich Feinde macht, auch unter der Geistlichkeit, da ist es gut, dass sie zu dem weltlichen Oberhaupt von Worms - dem vom König eingesetzten Burggrafen - und seiner Frau gute Beziehungen unterhält.
Bandolf von Leyen erscheint zunächst als ein gutmütiger, ständig hungriger, nicht mehr ganz junger Haudegen, aber hinter seiner brummigen Miene verbergen sich Scharfsinn und Tatkraft, die er für seine Stadt und ihre Bewohner einsetzt, wobei er es nicht scheut, sich auch einmal mit dem Bischof persönlich anzulegen. Adalbert von Rheinfelden, Bischof von Worms, ist eine historische Figur und Susanne Eder schildert seine Person sehr realitätsnah. Er war Gegner der Stadt und des Königs Heinrich IV. und galt als dickster Mann seiner Epoche. Er war deshalb lahm und musste sich tragen lassen. Das hinderte ihn aber nicht, gegen das Herrscherhaus der Salier und - in diesem Roman -  auch gegen den königstreuen Burggrafen zu intrigieren.

Neben zahlreichen weiteren Bürgern der Stadt wird besonders die Familie des Edelmanns Guntram von Hollerborn beschrieben, da Garsende längere Zeit in deren Haus verbringt, um dort ihrer pflegerischen Tätigkeit nachzugehen. Hier, sowie auch in Bandolfs eigenem Haushalt, gewinnt der Leser einen guten Einblick in das tägliche Zusammenleben von Herrschaft, freien Dienstleuten und Hörigen im 11ten Jahrhundert.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuches zeigt eine junge Frau, die mit angezogenen Knien auf einem Balken unterhalb zweier rautenverglaster Fenster sitzt. Ihre einfache Kleidung und die nackten Füße lassen auf eine Dienerin schließen. Auf der Wand unter ihr und zum Teil auf den Holzdielen des Raumes steht der Name der Autorin und in erhaben geprägten Goldbuchstaben der Titel.
Dem Prolog aus dem Jahre 1028 folgen 34 Kapitel, die eine Spanne von 17 Tagen im Oktober und November 1067 umfassen. Am Buchanfang gibt es einen Stadtplan von Worms und eine Liste der Kirchen und wichtigsten Orte, von denen einige als „fiktiv“ gekennzeichnet sind. Ein Nachwort der Autorin zur Geschichte der Handlung, ein umfangreiches Glossar, ein Personenverzeichnis und eine Danksagung runden die gute Aufmachung ab.


Fazit
Wieder entführt die Autorin den Leser in eine längst vergangene Zeit. In den gut recherchierten historischen Hintergrund fügen sich ihre Figuren schlüssig und glaubhaft ein. Bei der Aufklärung der "Übeltaten" vermisst man aber ein wenig die Spannung, die die ersten drei Bände geboten haben.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
- Band 1: Die Verschwörung der Fürsten
- Band 2: Das zerbrochene Siegel
- Band 3: Das Geheimnis der Burggräfin

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