Smaller Default Larger

Erntezeit, Sterbezeit

Ausgerechnet in einem Weinberg wird die Leiche des berühmten Weinkritikers Gil Petty entdeckt: als Vogelscheuche getarnt und in Rotwein konserviert. Pettys Urteil besaß die Macht, über Aufstieg und Ruin eines Weinguts zu entscheiden. Seine Notizen hatte er durch ein kompliziertes Sicherheitssystem vor neugierigen Augen geschützt. Ahnte er, dass sein Leben in Gefahr war? Und welche Rolle spielt die geheimnisvolle Wein-Bruderschaft von Gaillac? Enzo Mackay taucht ein in die Welt der Winzer und lernt schnell, dass so mancher das Geschäft mit dem Rebengold mit äußerst harten Bandagen betreibt …

 

Das Grab_im_Weinberg 

Originaltitel: The Critic
Autor: Peter May
Übersetzer: Anke und Eberhard Kreutzer
Verlag: rowohlt
Erschienen: 10/2011
ISBN: 978-349925403
Seitenzahl: 384 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe

 

Die Grundidee der Handlung
Nachdem Enzo Mackay seine Wette gewonnen und den ersten Fall aus dem Buch mit den ungelösten Kriminalfällen doch noch geklärt hat (Die Katakomben von Paris), nimmt er sich des zweiten Falles an: vor drei Jahren wurde die Leiche eines mächtigen Weinkritikers gefunden, offenbar bewusst zur Schau gestellt. Enzo fährt nach Gaillac, um vor Ort herauszufinden, was es mit dem Tod Gil Pettys auf sich hat. Doch je mehr er sich bemüht, die Menschen vor Ort zum Reden zu bringen, desto mehr verschließen sie sich ihm. Als dann eine weitere Leiche gefunden wird, die offenbar ebenfalls lange in Rotwein „konserviert“ worden ist, überschlagen sich die Ereignisse und Enzo Mackay hat alle Hände voll zu tun, nicht selbst Opfer eines skrupellosen Mörders zu werden.

Enzo Mackays zweiter Fall ist ähnlich aufgebaut wie der erste: ein bisschen Rätselraten, viele Verdächtige und ein alter Geheimbund sind die Zutaten zu diesem Krimi, der zwar unterhaltsam, aber nicht übermäßig spannend ist.


Stil und Sprache
Wie schon kurz erwähnt, ist die Reihe um Enzo Mackay nicht die allerspannendste. Dazu legt der Autor einfach zu viel Wert auf Atmosphäre und das Drumherum zu seiner Geschichte. Eher gemütlich geht er es an, beschreibt in aller Ausführlichkeit die Gegend, das Wetter und redet manchmal mehr über Weinherstellung als über das Mordopfer. So „swingt“ die Handlung mal hierhin, mal dorthin, nähert sich dem Fall behutsam von allen Seiten, um ganz langsam und mit vielen Details versehen sich irgendwann der Lösung und dem Mörder zu widmen. Das ist unterhaltsam und wegen einer gewissen Leichtigkeit sehr angenehm zu lesen, man spürt förmlich den französischen Spätsommer zwischen den Weinstöcken, die flirrende Hitze und dieses unnachahmliche Lebensgefühl der Menschen dort. Enzo Mackay erzählt den überwiegenden Teil der Geschichte in der dritten Person, gelegentlich darf aber auch seine Assistentin Nicole allein ermitteln und schildert dann die Dinge aus ihrer Perspektive.

Leider tritt der Krimi hinter der starken Atmosphäre und den vielen Einzelheiten etwas zurück, eher beiläufig wird eine manchmal etwas wirre Geschichte von Geheimbünden, rätselhaften Codes zum Verschlüsseln von Weinbewertungen und vermissten Personen erzählt. Dass bei solchen Zutaten die Auflösung des Rätsels und das Motiv des Mörders fast zwangsläufig etwas weit hergeholt wirken muss, ergibt sich da fast von selbst.


Figuren
Hier schöpft Peter May wieder einmal aus dem Vollen, seine Figuren sind allesamt gut ausgedacht und lebendig beschrieben. Das fängt mit Enzo Mackay an, der trotz seines fortgeschrittenen Alters von Frauen förmlich umschwärmt wird und sich vor ein- und zweideutigen Angeboten kaum zu retten weiß. Selbst kein Kostverächter, hat er neben der Aufklärung des Falles alle Hände voll zu tun, „seine“ Frauen auf Abstand voneinander zu halten und den Überblick zu bewahren. Das ist längst nicht so schlüpfrig, wie es sich jetzt anhört, macht aber Spaß und verleiht Enzo Authentizität. Viel Selbstironie trägt dazu bei, dass man ihn irgendwie gern haben muss.

Aber auch die anderen Charaktere kommen zu ihrem Recht, einige kennt man schon aus dem ersten Teil, wie Nicole, Enzos manchmal etwas zu selbstständige Assistentin, die durch ihre naive, manchmal etwas tollpatschige Art immer wieder in prekäre Situationen gerät. Auch Enzos Tochter Sophie ist wieder mit von der Partie, ebenso wie Enzos Beinahe-Freundin und Gelegenheitsaffäre Charlotte. Ansonsten gibt es noch ein Menge schräger Gestalten unter den Weinbauern, einen etwas einfach gestrickten Dorf-Gendarm, die drachenähnliche Mutter des jungen Weinbauern und viele andere mehr. Sie alle wirken lebendig und bereichern die Geschichte enorm.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt auf dem Cover den Blick aus einer Einfahrt heraus auf die Gassen eines französischen Dorfs, ein gepflasterter Weg führt zu einem alten Steinhaus und um eine Ecke. Diese Gestaltung passt gut zu der Stimmung, die die Geschichte durchzieht. Nach einem kurzen Prolog ist das Buch in 23 Kapitel gegliedert, die wiederum mehrfach mit römischen Ziffern in Abschnitte unterteilt sind.


Fazit
Ein leichter, sommerlicher Krimi mit sympathischen Figuren, eingebettet in ein interessantes Szenario. Leider sind die Auflösung und das Mordmotiv ein wenig weit hergeholt, dennoch bietet Enzo Mackay einige vergnügliche Stunden für alle, die neben einer Krimihandlung auch etwas „Drumherum“ mögen.


3 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt

Backlist:
Band 1: Die Katakomben von Paris

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo