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„Ich will, dass sie meine Tochter finden, Mr. Craine.“

John Craine ist Privatdetektiv und nie über die grausame Ermordung seiner Frau vor 17 Jahren hinweggekommen. Er konzentriert sich bei Tag auf seine Arbeit und bei Nacht auf den Whisky. Doch ein Telefonanruf ändert alles. Bei der Suche nach einer verschwundenen jungen Frau wird er in ein Netz aus Korruption und Lügen verstrickt. Und er setzt alles daran, zu verhindern, dass sich die Vergangenheit wiederholt ...
 

Schlafende Geister 

Originaltitel: A Dance of Ghosts
Autor: Kevin Brooks
Übersetzer: Uwe-Michael Gutzschhahn
Verlag: dtv
Erschienen: 01. November 2011
ISBN: 978-3-423-21329-5
Seitenzahl: 400 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Vor ein paar Wochen ist eine junge Frau verschwunden, Anna Gerrish. Mrs. Gerrish, Annas Mutter, glaubt, die Polizei ermittelt nicht genug in dem Fall, weshalb sie einen Privatdetektiv anheuert. John Craine soll herausfinden, was mit Anna geschehen ist. Dieser nimmt den Fall nur äußerst widerwillig an, lässt sich aber schließlich doch überreden. Dabei trifft er auf Mick Bishop, einen Polizeibeamten, der das Gesetz nicht immer so genau nimmt. Je mehr John Craine in den Fall eintaucht, desto mehr holt seine Vergangenheit ihn ein. Eine Vergangenheit, die er für immer hatte vergraben wollen ...

Intrigen und Korruption gibt es sicherlich bei der Polizei genauso wie an jeder anderen Stelle. Es handelt sich schließlich immer noch um Menschen. Man muss es nicht akzeptieren oder tolerieren, mitnichten, man sollte aber auch die Augen nicht verschließen. Genau darum geht es hier, den Grat zwischen Legalität und Illegalität, auf dem sich fast jeder schon einmal befunden haben wird, in welchem Maß auch immer.


Stil und Sprache
Kevin Brooks lässt seine Hauptfigur, John Craine, die Geschichte selber erzählen. Auf Grund dieser Perspektive hat der Leser dasselbe Wissen wie der Privatdetektiv, so dass sich kein Vorteil bzw. Vorausschauen ergibt. Diese Sicht gibt auf der anderen Seite jedoch einiges an Gedanken und Gefühlen preis, die man ansonsten nicht erhalten würde. Von Anfang an wird die Spannung aufgebaut. Man weiß zwar durch den Klappentext bereits, dass Craines Frau ermordet wurde, man kennt aber noch keinerlei Umstände. Das ändert sich gleich zu Beginn, denn der Einstieg beginnt mit dem Abend, an dem John seine Frau findet. Es wäre jedoch zu einfach, die Geschichte gleich komplett zu erzählen. So werden dem Leser immer nur einige Sekunden bis Minuten der Erinnerung dargelegt, in denen die Anspannung des Protagonisten sofort spürbar ist. Der Autor schafft es mit seinen Beschreibungen sogar, dass der Leser den Atem anhält und der Puls sich beschleunigt, sobald etwas Schreckliches im Anmarsch ist.

Doch auch die Geschichte, die sich in der Gegenwart abspielt, ist nicht weniger nervenaufreibend. Man hat das Gefühl, niemandem wirklich trauen zu können. Das hängt vermutlich auch mit der Perspektive zusammen. Hinter jeder Ecke vermutet man einen Betrug, so dass man im Grunde auf sich selbst gestellt ist. Es ergibt sich zwar recht schnell ein Verdacht, sowohl beim Leser als auch bei John Craine, wer hinter der ganzen Sache steckt, doch gleichzeitig gibt es keinerlei Beweise. Die Indizien reichen nicht aus, außerdem gibt es noch zahlreiche Fakten, die sich nicht so einfach erklären lassen und irgendwie nicht ins Bild passen. So bleibt im Grunde nicht viel übrig, als zu warten, bis der Täter einen Fehler macht. Aber vielleicht ist es dann schon zu spät? Brookes zieht den Leser von Anfang an in seinen Bann und lässt ihn so schnell auch nicht mehr los. Selbst wenn die Handlung zu stagnieren scheint, kann man das Buch nicht aus der Hand legen, aus Angst doch etwas zu verpassen.


Figuren
John Craine hat es wahrlich nicht leicht. Seine Frau wurde vor 17 Jahren brutal überfallen und ermordet. Craine ist über diesen Verlust nie hinweggekommen, weshalb er sich mehr oder weniger in sich selbst zurückgezogen hat. So kann ihm wenigstens nicht noch mehr wehgetan werden, zumindest nicht von außen, denkt er. Als er den Fall annimmt, das Verschwinden Anna Gerrishs zu untersuchen, ahnt er noch nicht, dass die Vergangenheit noch längst nicht zur Ruhe gekommen ist. Durch die Ich-Perspektive erfährt der Leser schonungslos, wie John Craine seine Frau gefunden hat. Auch wenn man sie überhaupt nicht kannte und in keinerlei Beziehung stand, so spürt man den Schmerz und die Einsamkeit, die darauf folgt, sehr deutlich. Daher ist es nicht verwunderlich, dass man dem Mann sofort Sympathien entgegenbringt. Gleichzeitig erfährt man viel über die Person John Craine selber, mehr als wohl jeder andere Mensch, mit dem er zu tun hat. So ist auch sein Verhalten für den Leser nicht unbedingt verwunderlich. Ein Außenstehender würde es zeitweise wohl als verrückt und lebensmüde bezeichnen, da bestimmte Gedanken nicht bekannt sind.

So nah wie John Craine kommt der Leser den anderen Charakteren zwar nicht, es zeichnen sich aber dennoch sehr schnell realistische Bilder ab. Auch ohne großartige Beschreibungen der Figuren und deren Umfeld zu erhalten, wirken sie seltsam vertraut. Fast so, als würde man sie bereits kennen, kann sich nur nicht erinnern, woher.


Aufmachung des Buches
Den unteren Teil des Covers bei diesem Taschenbuch nimmt ein riesiges Auge ein, dass starr auf einen bestimmten Punkt zu schauen scheint. Einzig die grüne Augenfarbe gibt einen Kontrast zum ansonsten schwarzen Hintergrund. Im oberen Bereich des Titelbildes teilen sich der Autorenname, sowie der Titelschriftzug den Platz. Hier gibt es, anders als in der unteren Hälfte, auch mehr Farbe, so dass das Cover ein bißchen aufgehellt wird. Das kann allerdings auch nicht darüber hinweg täuschen, dass es sich im Grunde um eine Dunkelheit handelt, die so schnell nicht verschwinden wird. Obwohl das Auge den Betrachter gar nicht ansieht, wird man dennoch fast magisch davon angezogen. Fast, als wolle es, dass man sein Geheimnis ergründet.


Fazit
Kevin Brooks legt mit „Schlafende Geister“ einen erstklassigen Kriminalroman vor, der absolut empfehlenswert ist. Man wird sich nicht aus dem Bann befreien können, bis das Rätsel gelöst ist. Aber bis dahin ist es ein extrem nervenaufreibender Weg, der oft zu hoher Pulsfrequenz führt.


5 Sterne


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