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Portugal, 1809. Frankreich ist auf dem Vormarsch, die portugiesische Armee gnadenlos unterlegen. Auch die britischen Einheiten scheinen nicht mehr viel tun zu können, um die französische Invasion zu stoppen. Abgeschnitten vom Hauptfeld, schlägt sich Richard Sharpe durch ein Land, das kurz vor dem Kollaps steht. Seine Mission: die schöne Britin Kate Savage zu beschützen. Dabei wird er gejagt, von einem Feind, der alles daran setzt, ihm den Garaus zu machen. Sharpe kennt nur eine Antwort darauf: Widerstand leisten. Mit allen Mitteln und bis zum Tod.

 

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Originaltitel: Sharpe's Havoc
Autor:
  Bernard Cornwell
Übersetzer:  Joachim Honnef
Verlag:  Bastei Lübbe (Bastei Verlag)
Erschienen:  16. September 2011
ISBN:  978-3-404-16088-4
Seitenzahl: 400 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Richard Sharpe und seine Soldaten begleiten Captain Hogan, einen Pionier, der Portugal für die britische Armee kartographiert. Sie alle befinden sich grade in Oporto, als die Franzosen die Stadt Ende März angreifen und einnehmen. Bevor Hogan ins Britische Hauptquartier nach Lissabon zurückkehrt, befiehlt er Sharpe und seinen Männern Lieutenant Colonel Christopher zu begleitenn, der im Hinterland nach Miss Savage suchen will, die zu Hause gerade im ungünstigsten Moment ausgebüchst ist. Sharpe und mit ihm die Schützen der 95th Rifles meistern ihre Aufgabe bestens. Eingebettet ist ihre Geschichte in den tatsächlich stattgefundenen Feldzug Sir Arthur Welleslys gegen die Franzosen unter Marschall Soult.


Stil und Sprache
Wie bereits in den vorangegangenen Bänden beschreibt Cornwell auch hier wieder die Abenteuer seines Helden gut lesbar und spannend, allerdings gibt es diesmal doch auch einige Längen zu monieren. Nachdem Oporto von den französischen Truppen eingenommen wurde und Sharpe Miss Savage gefunden hat, schleppt sich die Geschichte ziemlich dahin. Und das, obwohl es einen zweiten Handlungsstrang um eine (historisch verbürgte) versuchte Meuterei gegen Marschall Soult gibt und - wie bereits aus den anderen Bänden bekannt - die Kämpfe und Schlachten in ihrer ganzen Brutalität geschildert werden. Irgendwie hat man den Eindruck Cornwell weiß nicht so recht, wie er die Zeit zwischen März und Mai, als Wellesly Oporto zurück erobern will, überbrücken soll. So lässt er Sharpe und Leutnant Vicente - ein portugiesischer Leutnant, der sich Sharpe angeschlossen hat - die Zeit in einem kleinen Dorf totschlagen. Das ist für die Männer langweilig und für den Leser auch, aber irgendwie müssen ja 400 Seiten zusammen kommen.
Außerdem störte mich, dass der Autor nicht nur kurz, wie bisher, die Ereignisse der Vergangenheit zusammenfasst, um Serien-Neueinsteiger ins Bild zu setzen, sondern auf schon fast penetrante Weise längst Bekanntes - z.B. Sharpes Herkunft und Aufstieg in den Offiziersrang - immer wieder betont. Aber auf den letzten Hundert Seiten wird man dann nachhaltig entschädigt. Der Showdown kann sich sehen lassen, auch wenn er ein wenig, was Sharpe betrifft, unglaubwürdig wirkt. Sein alter ego auf französischer Seite aber hat wirklich gelebt und die beschriebenen Heldentaten tatsächlich vollbracht. So klappt man das Buch in versöhnlicherer Stimmung zu. Zumal die Übersetzung von Joachim Honnef sich gegenüber seiner - von mir in Band 5 stark beanstandeten - merklich verbessert hat. Über Kleinigkeiten, wie z.B. die Bezeichnung des britischen Außenministeriums als "Auswärtiges Amt" (amtliche Bezeichnung für das deutsche Außenministerium), sehe ich mal großzügig hinweg.


Figuren
An den Figuren - den erfundenen, wie an den historischen - gibt es wenig auszusetzten. Obwohl ja Sir Arthur Wellesley eigentlich nur eine Nebenrolle spielt, gehört er inzwischen zum festen Inventar und man begrüßt ihn schon fast wie einen alten Bekannten. Auch der neu eingeführte Captain Hogan gefällt mir, ein bisschen kauzig wirkt er schon, aber man sollte ihn wohl auch nicht unterschätzen. Von den Schützen der 95th Rifles lernt man einige in diesem Band näher kennen und beginnt sie zu mögen. Nach den Problemen im letzten Roman wundert man sich ein wenig, dass es keine weiteren Disziplinschwierigkeiten mehr gibt und zwischen Sergeant Harper und Sharpe gar bereits so etwas wie eine Freundschaft gewachsen ist. Aber dafür gibt es einen Grund, auf den ich noch eingehen werde. Alles in allem sind sie gut charakterisiert.
Die Frauenrolle ist von Miss Savage besetzt, die aber keinen bleibenden Eindruck hinterlässt. Ohne sie wäre es auch gegangen, aber ein wenig Liebe muss halt ebenfalls dabei sein. Auf einen Bösewicht mochte der Autor auch nicht verzichten, aber es wird aus meiner Sicht viel zu früh verraten, welches doppelte Spiel diese Person spielt, und damit eine gute Chance vertan gerade in den Passagen Spannung aufzubauen, in denen die Männer in dem portugiesischen Dorf festhängen.

Abschließend ein Wort zur Roman-Reihe. Einige Ungereimtheiten bezüglich der Figuren, auch des Helden Sharpe, entstehen dadurch, dass die Geschichten der Bücher dem Lebenslauf Welleslys folgen, der Autor aber Band 6 (Sharpes Aufstieg) zuerst geschrieben hat. Die Bände 1 bis 5 und der vorliegende 7. wurden nachträglich verfasst. Und so fehlt die innere Kontinuität zum chronologisch vorhergehenden Band 6. Wirkte Sharpe in diesem Band wieder jung und unerfahren in seiner Offiziersrolle, so macht er hier einen eher müden, abgeklärten Eindruck, wie dies auch schon in Band 5 anklang.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuchs zeigt ein Schwert mit reich verziertem Griff, das aber keinen Bezug zum Buch hat - im Gegensatz zu den Waffen, die bisher auf dem Einband gezeigt wurden. Der in Gold gedruckte Name des Autors ist an der üblichen Stelle platziert, ebenso der Titel - diesmal in Orange - farblich passend zum schwarzbraunen Hintergrund, auf dem undeutlich rechts angreifende französische Dragoner zu sehen sind.

Die historischen Anmerkungen sind wie immer korrekt, aber mir fehlt ein wenig der Humor, der die bisherigen Bände auszeichnete. Außerdem wurde wie schon in Band 6 auf die Karten verzichtet und diesmal hab ich sie bitter vermisst, denn irgendwann hatte ich die Orientierung verloren. Allein mit der Angabe der Himmelsrichtungen kann ich leider nicht viel anfangen. Hoffentlich besinnt sich hier der Verlag und stattet das Buch wieder mit Karten aus.


Fazit
Obwohl ich ein Fan der 95th Rifels und Richard Sharpes bin, hätte ich auf dieses Buch verzichten können. Man muss es nicht gelesen haben, weil der Autor leider nur einem bewährten Rezept folgt und keine Überraschungen bietet. Wer aber mehr vom Gleichen lesen möchte, der wird mit einer passablen Geschichte bedient. Für sich genommen würde ich dem Roman 3 1/2 Sterne geben. Als überflüssiger Einschub, der wirkt als habe man noch etwas Geld aus der inzwischen zum Kult gewordenen Sharpe-Reihe quetschen wollen, kann ich nicht mehr als 2 1/2 Sterne vergeben.


2 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 2: Sharpes Sieg
Band 3: Sharpes Festung
Band 4: Sharpes Trafalgar
Band 5: Sharpes Beute
Band 6: Sharpes Aufstieg

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