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Alles beginnt mit einer ärztlich verordneten Abmagerungskur: Unter den schlanken Schönheiten im Wellness-Hotel fühlt sich Kommissarin Vera Stanhope ziemlich fehl am Platze. Erst als sie in der Sauna eine Tote entdeckt, kann sie ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Während ihr Kollege Joe Ashworth darum kämpft, Familienleben und Job unter einen Hut zu bekommen, genießt Vera es, die Ermittlungen zu leiten. Nie zuvor hat sie sich angesichts des Todes so lebendig gefühlt. Es stellt sich heraus: Jenny Lister, das Opfer, war gerade dabei, ein Buch über einen Fall von Kindsmord zuschreiben. Ein Vorhaben, das offenbar schlafende Hunde geweckt hat …

 

Seelentod 

Originaltitel: Silent Voices
Autor: Ann Cleeves
Übersetzer: Stefanie Kremer 
Verlag: rowohlt
Erschienen: 10/2011
ISBN: 978-3499256141
Seitenzahl: 400 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Vera Stanhope soll abnehmen und hat sich daher eher widerwillig im Fitnessclub eines Landhotels angemeldet. Dort dreht sie nach der Arbeit ihre Runden im Schwimmbad und langweilt sich dabei zu Tode. Allerdings ist natürlich nicht sie das Mordopfer, sondern eine junge Frau, die von Vera nach getaner Arbeit in der Sauna entdeckt wird. Vera stürzt sich mit Feuereifer in die Ermittlungen und gräbt im Umfeld der Toten nach Verdächtigen und Beweisen, vor allem aber nach einem Motiv. War wirklich das geplante Buch der Sozialarbeiterin der Grund, warum sie sterben musste? Oder steckt vielleicht doch noch mehr dahinter?

Nach einem an manchen Stellen etwas zähen zweiten Fall ("Opferschuld") dreht Vera nun richtig auf, der Fall ist klug konstruiert und flott erzählt, mit vielen Wendungen und einem spektakulären Ende.


Stil und Sprache
Anders als in den beiden ersten Teilen der Serie, in denen Vera Stanhope erst relativ spät ihren Auftritt hatte, ist sie nun gleich von Anfang an mitten drin. So kommt direkt etwas mehr Schwung in die Handlung, wo zuvor eher ein bisschen „Geplänkel“ vorherrschte und man immer darauf wartete, dass es richtig losgeht. Vera beherrscht die Szene vollkommen, nimmt viel Raum ein und teilt ihre Gedanken und Gefühle mit dem Leser - auch das deutlich mehr als bisher. So ist man immer auf einer Höhe mit ihr und ihr - auch wenn sie nicht in Ich-Form erzählt, sondern in der dritten Person - recht nahe. Ann Cleeves hat sich hier viel Mühe gegeben, auch über die reine Krimihandlung hinaus ihren Lesern etwas zu bieten: eine authentische Atmosphäre, teilweise tiefe psychologische Einblicke in die Seelen ihrer Verdächtigen und nicht zuletzt einen undurchsichtigen, verworrenen Plot, der einen bis fast zum Schluss völlig im Unklaren über die Identität des Mörders lässt. Dazu braucht sie keine verschlungenen Sätze, einfache, aber detaillierte Beschreibungen lassen die Szenerie vor dem geistigen Auge des Lesers entstehen, so dass er sich von Anfang an mitten drin wähnt.

Zum besseren Verständnis der Zusammenhänge wird aber nicht die ganze Geschichte aus Veras Sicht erzählt, immer wieder kommen auch andere zu Wort. So ergibt sich ein weit gefächertes Bild und vermeintlich weiß man als Leser mehr als Vera. Am Ende überrascht sie dennoch alle mit der Auflösung des Falles…


Figuren
Auch hier ist eine deutliche Steigerung zu lesen; wenn ich in den Rezensionen zu den beiden ersten Bänden schrieb, dass mir Veras Privatleben zu kurz kommt, so kann ich das nun nicht mehr bemängeln. Denn immer klarer wird: Vera Stanhope hat kein Privatleben, sie lebt und atmet ausschließlich für verdächtige Todesfälle. Daher hat sie auch überhaupt kein Verständnis für ihren Partner Joe Ashworth, der stets zwischen der Arbeit und seiner Familie hin- und hergerissen ist. Auch er bekommt aber etwas mehr Raum, wenn auch Vera deutlich im Mittelpunkt steht. Mit dieser Polizistin hat Ann Cleeves wirklich Mut bewiesen: Abseits aller smarten Ermittler und liebenswerten Hobby-Detektivinnen setzt sie auf eine echte Anti-Heldin: Vera ist dick, schmuddelig und laut, oft ruppig und nur selten charmant oder freundlich. Penetrant nennt sie jedermann „Herzchen“, lullt ihre Verdächtigen ein mit scheinbarer Begriffsstutzigkeit und geht genau dann zum Angriff über, wenn man nicht mehr damit rechnet. Ein bisschen wirkt sie wie eine Mischung aus Inspector Columbo und Miss Marple, einfach klasse!

Wie oben schon erwähnt gibt es eine Menge Verdächtige, Zeugen und andere Beteiligte, sie alle sind keine Stereotypen, sondern wirken echt und wahrhaftig. Mit Liebe zum Detail ausgedacht, bringen sie zusätzliche Würze in diesen knackigen Kriminalfall.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist gestalterisch den beiden Vorgängerbänden recht ähnlich und zeigt auf dem Cover den Ausschnitt eines geschwungenen Eisenzauns vor einer winterlichen Küstenlandschaft. Sehr düster und stimmungsvoll gibt es die Atmosphäre der Geschichte gut wieder. Innen gibt es insgesamt 42 Kapitel und ansonsten keine Besonderheiten.


Fazit
Vera Stanhope löst einen neuen, spannenden Fall. Sehr verwickelt, mit vielen interessanten Figuren und fast schon Miss-Marple-Atmosphäre. Für mich der bisher beste Teil der Reihe und für alle Liebhaber klassischer Krimis genau das Richtige!


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt

Backlist:
Band 1: Totenblüte
Band 2: Opferschuld

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