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Die so verführerische wie grausame Mary findet sich endlich an der Spitze der Bruderschaften der Gauner wieder. Ihre Macht scheint keine Grenzen zu kennen. Seite an Seite mit Copley verteidigt sie nunmehr die Forderungen der Arbeiter von Dortwick gegen eine skrupellose Oberschicht. Aber zahlreiche Kräfte versuchen sie von ihrem Ziel abzubringen …

Die Zeichnungen von Erwan Fagès und die spannende Geschichte von David Chauvel machen Black Mary zu einem großartigen historischen Thriller.

 

Black_Mary_03 

Originaltitel: BLACK MARY: GUIGNOLS
Autor: David Chauvel
Übersetzer: Tobias Haßdenteufel
Illustration: Erwan Fàges
Verlag: Finix Comics
Erschienen: 09/2011
ISBN: 978-3-941236-47-9
Seitenzahl: 48 Seiten
Altersgruppe: ab 14 Jahre (Empfehlung des Rezensenten)

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung

In Dortwick geht die Arbeiterschaft, angeführt von der schönen, doch unnahbaren Mary auf die Straße, um für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Lohn zu streiken. Die Oberschicht sieht sich bedroht und entsendet Truppen, um die Streiks zu brechen. Es kommt zu blutigen Straßenkämpfen, doch für die Armee scheint es keine Möglichkeit zu geben, die Aufständischen zu besiegen. Allerdings hat Mary viele Gegner, und die greifen zu jedem Mittel, sie aus dem Weg zu räumen …


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Die Geschichte beginnt mit einer Kasperltheateraufführung, bei denen die Handpuppen bewusst mäßig hübsch dargestellt werden. Umso überraschender ist der Stil des Zeichners Erwan Fàges ab der zweiten Seite – die dünnlinig gezeichneten Portraits sind enorm genau erstellt, die Gesichtszüge sehr exakt herausgearbeitet. Die Falten, aber auch feinen Schatten verleihen den Gesichtern nicht nur Plastizität, sondern auch Ausdruckskraft und transportieren die Emotionen des aufgebrachten Arbeitergesindes und der Aristokraten sehr genau. Die Genauigkeit lässt verständlicherweise etwas nach, wenn sich die Figuren tiefer in den Bildern aufhalten, aber dennoch ist das Gesamtbild rundweg überzeugend.

Bereits das Coverbild, bei dem Copley die knöcherne Hand von Mary hält, deutet auf den Mysteryeinschlag dieses historischen Thrillers an, und immer wieder begegnet man kurzen mystischen Aspekten, insbesondere am Schluss. Diese Stellen sind klar gekennzeichnet und für den Leser jederzeit als übernatürliches Segment erkennbar herausgestellt.

Die kämpferischen Auseinandersetzungen zwischen der Armee und den Aufständischen werden ganz klassisch ohne Speedlines oder ähnlichem dargestellt, und dennoch schafft es dieser Comicstil, eine gewisse Dynamik und Spannung aufzubauen. Die Folgen der Straßenkämpfe für die Einzelnen sind nicht geschönt, und doch kommen die Bilder im Vergleich zu Werken im modernen Stil fast ohne Blut aus.
Die Ruhe am See, die Mary und Copley sich gönnen, steht im krassen Gegensatz zu den Schlachten, die sich die Streikenden und die Truppen der Oberschicht liefern.

In der gesamten Konzeption der Szenerie, beginnend bei Phrasen und Ausdrucksweisen, der Kleidung der Arbeiterklasse und der Oberschicht, über die Häuser bis hin zu Kutschen und anderen Details entfalten diese Bilder den Charme, aber auch die raue Lebensweise des frühen bis mittleren 19. Jahrhunderts. Von der einfachsten Kneipe bis hin zu den Villen, sowohl die Außenansichten als auch die Räumlichkeiten strahlen Authentizität aus. Sie sind nicht immer bis in die letzte Feinheit erstellt, aber in der Regel sehr detailreich gezeichnet.

Die Farbpalette ist zwar matt und teilweise mit reduzierter Sättigung, dennoch ist die Geschichte recht bunt. Die Bilder werden klassisch durch weiße Umrandungen begrenzt, Geräuschworte eher verhalten und nur zur Unterstützung der Atmosphäre eingesetzt.

Finix orientiert sich bei der Gestaltung der Comicbände, mit denen von den ursprünglichen Verlagen aufgegebene Reihen fortgesetzt werden, an der damaligen Aufmachung. Wie vermutlich bei dem 1996 bei Splitter erschienenen zweiten Band auch, so fehlt dem dritten Band ebenso eine Zusammenfassung der vorangegangenen Ereignisse. So kann man zwar den Begebenheiten des dritten Bandes folgen, doch dem Leser fehlen die Hintergrundinformationen, wenn er die ersten beiden Teile nicht kennt. Damit dürfte die Fortsetzung von „Black Mary“ vor allem für Fans und Sammler der Serie interessant sein.


Aufmachung des Comics
Die mir vorliegende Ausgabe ist als Softbroschur aufgelegt, Finix Comics bietet aber ebenfalls eine Hardcover-Variante an. Wie von dem Verein nicht anders bekannt, ist sowohl die Materialwahl als auch die Verarbeitung vorbildlich und der Druck sehr präzise ausgeführt.

Im Band selber finden sich zwar keine Informationen zum Autor und zum Zeichner, diese bietet Finix aber auf der Homepage an und finden sich hier:
- David Chauvel
- Erwan Fàges


Fazit
„Black Mary“ ist ein historischer Thriller mit mystischem Touch, der seine Leser nicht nur durch die dynamische Geschichte, sondern auch durch die hervorragend ausgeführten Zeichnungen zu begeistern vermag. Allerdings erfasst man manche Hintergründe nicht vollständig, kennt man die ersten beiden Bände nicht – daher ist dieser Comic vor allem für Fans der Serie interessant.


4,5_Sterne


Hinweise
Rezension von Sven Trautmann
Herzlichen Dank an Finix Comics für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Backlist:
Band 01: Die Bruderschaft der Schatten
Band 02: Das Fest der Vögel


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