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Hochspannung auf Island um ein mysteriöses Tagebuch, versunkenes Nazi-Gold und ein Geheimnis aus uralter Zeit. Was ist wirklich dran an der Sage um Thors Hammer, die mächtige altgermanische Waffe, und Mímisbrunnur, die sagenumwobene Quelle der Weisheit? Gleich mehrere skrupellose Gegner wollen sich dieses Geheimnisses bemächtigen – eine mörderische Hatz beginnt.


Runen 

Originaltitel: Rúnagaldur
Autor: Elias Snæland Jònsson 
Übersetzer: Richard Kölbl
Verlag: Rütten & Loening
Erschienen:  29. August 2011
ISBN: 978-3-352-00812-2
Seitenzahl: 413 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Melkorka kann es gar nicht richtig glauben. Ihr Großvater, den sie noch vor ein paar Stunden getroffen hatte, soll sich umgebracht haben. Und dann hat er auch noch eine SS-Uniform getragen. Wie kann das alles sein? Melkorka erhält ein seltsames Tagebuch ihres Großvaters, das sie zunächst nicht zu entziffern vermag, da ausschließlich Runen die Seiten bedecken. Doch nach und nach wird ein Geheimnis gelüftet, das anscheinend viele Leute interessiert. Plötzlich tauchen immer mehr Menschen auf, die Melkorka und ihrer Familie angeblich helfen wollen. Manch einer macht ihnen das Leben allerdings alles andere als leichter. Auch für Melkorka selber ist die Auflösung, die sich nach und nach abzeichnet, nicht unbedingt einfach. Denn sie erfährt Dinge über ihren Großvater, mit denen sie nie gerechnet hätte.

Im hohen Norden, genauer gesagt in Island, ist diese Geschichte angesiedelt. Und doch enthält sie allerhand Informationen aus Deutschland. Denn der zweite Weltkrieg bzw. eine bestimmte Seite davon hat einen enormen Anteil in diesem Buch. Interessante Zusammenhänge werden erläutert und dargestellt, so dass es sich beinahe wie eine Reise in die Vergangenheit anfühlt. Eine Vergangenheit, die viel mehr Menschen und Länder miteinander verbindet, als bisher wirklich bekannt.


Stil und Sprache
Der Autor schlägt von Anfang an einen lockeren Schreibstil an, der es dem Leser ermöglicht, schnell in das Geschehen einzusteigen. Vor Beginn der Geschichte wird angemerkt, dass es in Island üblich ist, sich mit „Du“ anzureden, auch wenn man sich überhaupt nicht kennt. Da dies in der Übersetzung beibehalten wurde, fühlt man sich gleich vertrauter mit den Personen und der Gesamtsituation. Erzählt wird aus der beobachtenden Perspektive, so dass die Handlungsorte und jeweiligen Protagonisten immer wieder wechseln und sich keine Eintönigkeit einschleichen kann. Man muss also konzentriert bleiben, um nicht plötzlich den Faden zu verlieren.

Das Thema ist sicherlich nicht leicht in einem Thriller umzusetzen. Vieles entspricht natürlich der Realität und ist den meisten spätestens aus dem Geschichtsunterricht bekannt. Daher ist immer die Frage, inwiefern man so etwas verfremden kann, darf und will, um Spannung zu erzeugen. Dem Autor ist es hier an fast allen Stellen sehr gut gelungen, das richtige Maß zu finden, so dass das Geschehen spannend bleibt, jedoch nicht zu unglaubwürdig wird. Hin und wieder hat man das Gefühl, dass er sich nicht so recht getraut hat, die Spannung noch weiter zu erhöhen, weshalb sie an der ein oder anderen Stelle stagniert. Doch im Großen und Ganzen ist der Spannungsbogen gut ausgearbeitet. Zum Ende hin nimmt er dann auch nochmal richtig Fahrt auf und auch, wenn man einiges vorhersehen kann, bleibt die Spannung trotz allem erhalten, denn Überraschungsmomente gibt es auch hier.


Figuren
Die Hauptrolle spielt hier eine junge Frau mit Namen Melkorka. Sie lebt zusammen mit ihrem Mann und ihrem Sohn und wird mehr oder weniger zufällig in diese abstruse Situation katapultiert. Sie wusste bisher überhaupt nichts über die Vergangenheit ihres Großvaters und plötzlich soll sie sich mit diversen Dingen auseinander setzen. Melkorka ist eine starke Persönlichkeit und sie stellt sich dieser Aufgabe. Ihre Familie steht hinter ihr und unterstützt sie, so gut es geht. Der Leser kann sich sehr gut in die junge Frau hinein versetzen. Man kann sich schon gut vorstellen, dass man ein solches Geheimnis eines nahen Verwandten unbedingt lüften will. Und vermutlich wäre man selber auch nicht unbedingt vorsichtiger als die Protagonistin. Man muss schließlich nach jedem Strohhalm greifen, der sich bietet, es könnte der Durchbruch sein. Melkorka verwendet zwar unheimlich viel Zeit auf die Entschlüsselung des Rätsels, dennoch hat man nicht das Gefühl, dass sie bloß egoistisch ist und ihre Liebsten darüber vergisst. Irgendwie schafft sie es, alles unter einen Hut zu bekommen. Auch wenn es zwischendurch zu Turbulenzen kommt, sie fällt immer wieder auf die Füße und macht sofort weiter. Das ist sehr sympathisch und zeichnet sie wirklich als Kämpferin aus.

Doch auch die anderen Personen, die nicht eine solche Präsenz in der Geschichte innehaben, werden nicht vernachlässigt. Es gibt detaillierte Beschreibungen aller wichtigen Charaktere, so dass man sich ein gutes Bild davon machen kann, mit wem man es zu tun hat. Auch eine erste Einschätzung der Sympathien lässt sich leicht durchführen und stellt sich am Ende als absolut richtig heraus. Der Autor schafft es mit wenigen Worten, das Wichtigste auszudrücken, so dass gleich das richtige Bild entsteht.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich hier um eine Klappbroschur aus dem Rütten & Loening Verlag. Im Grunde ist das Cover eher schlicht gehalten. In der unteren Ecke befindet sich ein einsam stehendes Haus mit Wasser im Hintergrund. Der Titel und der Autorenname erstrecken sich ebenso in der unteren Hälfte. Der Hintergrund ist nicht richtig zu definieren, es wirkt alles ein bißchen verwischt, so dass man es gar nicht erkennen soll. Dies wiederum passt perfekt zum Inhalt, denn dort gibt es einiges, das eigentlich gar nicht gesehen werden soll und besser verborgen bliebe.


Fazit
Ein absolut solider Thriller, der sich flüssig lesen lässt und gleichzeitig ein wichtiges Thema behandelt, über das nicht unbedingt öffentlich gesprochen wird. Wer Literatur aus dem hohen Norden mag, wird sich hier auf jeden Fall wohlfühlen.


4 Sterne


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