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Am Strand von Dschidda wird die grausam verstümmelte Leiche einer jungen Frau gefunden. Gesicht und Hände sind derart entstellt, als hätte man sie mit heißem Öl übergossen. Die Polizei hält sie für eine verstoßene Hausangestellte, doch die junge Pathologin Katya enthüllt die wahre Identität der Toten: Es handelt sich um Leila Nawar, eine Filmemacherin, die höchst kontroverse Projekte verfolgte. Wurden die ihr zum Verhängnis? Aber dann ist da auch noch Leilas Bruder, Besitzer eines Dessousgeschäfts, mit dem Leila offenbar ein erbitterter Streit verband …

 

totenverse 

Originaltitel: City of Veils
Autor: Zoe Ferraris
Übersetzer: Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
Verlag: piper
Erschienen: 03/2011
ISBN: 978-3492263740
Seitenzahl: 432 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Katya, die junge Pathologin, und Nayir, der Wüstenführer, haben sich seit ihrem ersten gemeinsamen Fall nicht mehr gesehen. Auch jetzt laufen sie sich eher zufällig über den Weg und wie beim ersten Mal werden sie gemeinsam in einen komplizierten Mordfall hineingezogen. Aber es geht auch um sie selbst, ihre Beziehung zueinander, wenn sie denn überhaupt eine haben …

Zoe Ferraris hat ihre Krimiserie in Saudi-Arabien angesiedelt, ein Ort, der uns fremder kaum sein könnte. So zieht sie eine Menge Spannung aus den für uns unvorstellbaren Lebensumständen dort, aus der starren Religion, den alltäglichen Regeln, die viele für uns selbstverständliche Abläufe behindern oder gar unmöglich machen. Aus dieser Mischung aus Alltagsleben, Beziehungswirrwarr und Kriminalfall wird dann ein lesenswerter Roman, der viele Geschmäcker trifft.


Stil und Sprache
Zoe Ferraris nimmt uns mit ihren alltäglichen Schilderungen kleiner Besonderheiten direkt mit in die konservative arabische Welt von Dschidda. So schildert sie etwa zu Beginn die Rückkehr einer Amerikanerin nach Saudi-Arabien zu ihrem Mann, die stundenlang am Flughafen eingesperrt wird, weil dieser sich verspätet, um sie abzuholen. Solche kleinen Dinge lassen erahnen, wie schwierig und unselbständig das Leben in diesem Land besonders für Frauen sein muss, die nicht allein aus dem Haus dürfen, nicht mit fremden Männern sprechen und für die Berufstätigkeit ein unerhörter Luxus ist. Dabei gelingt der Autorin trotz alledem ein leichter, von Selbstverständlichkeit geprägter Schreibstil, der einem die oft ziemlich absurd erscheinenden Regeln und Gesetze nahe bringt. Die Perspektiven wechseln immer wieder zwischen Katya, Nayir, der Amerikanerin Miriam und dem Polizisten Osama, der eigentlich im Mordfall Leila Nawar ermittelt.

Der Kriminalfall ist tief in diese fremde Welt eingebettet, zum Teil auch in deren Geboten begründet, aber letztendlich nicht besonders raffiniert. Einige Längen fallen auf und die schlussendliche Auflösung hat zwar dramatische Phasen, wirkt aber etwas weit hergeholt. Viel spannender ist da die wieder aufkeimende Beziehung zwischen Katya und Nayir und sie macht auch den Hauptreiz der Serie aus.


Figuren
Katya ist in ihrer Welt eine ungewöhnliche Frau: Nachdem sie ihre Verlobung gelöst hat, lebt sie mit ihrem Vater zusammen und – sie hat einen Beruf. Inzwischen ist sie bei der Polizei als Pathologin angestellt und oft neugieriger, als ihr gut tut. Wie wahrscheinlich alle Frauen in ihrer Welt ist sie auf das Wohlwollen der Männer angewiesen, denen sie unterstellt ist, muss auf jeden Blick und jedes Wort achten und stets vermeiden, irgendetwas zu tun, was Missfallen erregen könnte. Dabei ist sie eigentlich ein freiheitsliebender Mensch, der gern Regeln umgeht oder sie in seinem Sinne auslegt. Nayir hingegen ist zutiefst gläubig, zweifelt stets und ständig an sich selbst, weiß aber im entscheidenden Moment das Richtige zu tun.

Wie diese beiden immer aufs Neue umeinander kreisen, nicht wissend, was der andere denkt und fühlt, das ist sehr lesenswert und macht den großen Reiz dieser Reihe aus. Sehr intensiv in allen Facetten beschrieben, wachsen die Protagonisten dem Leser ans Herz und lassen ihn nicht mehr los. Aber auch die anderen Figuren sind mit Liebe ausgedacht, haben Hintergründe und Sorgen, die sie lebendig wirken lassen. Sehr gelungen!


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch erinnert in der optischen Gestaltung stark an den Vorgänger und ist sehr dunkel gehalten. Im unteren Drittel sieht man zwei Kamele mit einem Führer durch eine dämmrige Wüste ziehen, den restlichen Raum nimmt eine verschleierte Frau ein, von der nur ein Auge und eine Hand zu sehen sind, während sie hinter einer Wand oder einer Tür hervor lugt. Innen gibt es 52 Kapitel und am Ende ein Interview mit der Autorin zu lesen.


Fazit
Wie schon im ersten Teil tritt die Krimihandlung etwas hinter dem exotischen Schauplatz und der Wüstenatmosphäre zurück, was die Geschichte aber auch wieder reizvoll macht. Insgesamt eine gelungene Fortsetzung für alle, die Krimis mit besonderem Flair zu schätzen wissen.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Die letzte Sure

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