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Ellesmere Island, ein paar hundert Kilometer südlich des Nordpols. Eine gewaltige, einsame Eislandschaft. Zwei amerikanische Touristen reisen zu einem Jagdausflug an. Sie werden geführt von Edie Kiglatuk, einer Inuk-Frau und erfahrenen Arktis-Jägerin. Der Ausflug endet für einen der Männer tödlich. Die Umstände seines Todes bleiben ungeklärt.

Ayaynuaq heißt es in der Sprache der Inuit: Schlafende Hunde soll man nicht wecken. Als die Dorfältesten beschließen, die Sache auf sich beruhen zu lassen, geht Edie ihren eigenen Weg. Sie will die Wahrheit. Und ahnt nicht, dass sie sich damit mächtige Feinde macht. Sehr mächtige Feinde …

 

im_eis 

Originaltitel: White Heat
Autor: Melanie McGrath
Übersetzer: Margarete Längsfeld und Sabine Maier-Längsfeld
Verlag: Kindler
Erschienen: 09/2011 
ISBN: 978-3463405940
Seitenzahl: 464 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der Rückentext gibt die Handlung schon recht umfassend wieder und wenn man sich fragt, wie aus einem recht simplen Todesfall eine wirklich komplizierte Geschichte werden kann: es funktioniert. Obwohl nur drei Menschen anwesend sind, einer davon stirbt und die beiden anderen offenkundig unschuldig sind, bietet Melanie McGrath eine komplexe, spannende und vollkommen glaubwürdige Geschichte, in der die Arktis selbst eine der Hauptrollen einnimmt. Niemals hätte man sich vorgestellt, dass sich in einem dermaßen verschlafenen Ort buchstäblich am Ende der Welt solche Abgründe auftun können …


Stil und Sprache
Melanie McGrath wirft uns gleich mit dem ersten Satz mitten hinein in die Arktis, in eine Kälte, die man sich kaum vorstellen kann und in eine Umgebung, wie sie abweisender und lebensfeindlicher kaum sein könnte: „Während sie einen Brocken vom Eisberg schmolz, um Tee zu kochen, grübelte Edie Kiglatuk darüber nach, weshalb diese Jagdexpedition so vollkommen erfolglos verlief.“ Ohne große Erklärungen ist man dabei, nimmt an Edies Jagdtour teil, erfährt nebenbei über ihre Familie und ihr Leben, so als wenn man im Iglu (ja, Iglu!) neben ihr sitzen würde. Mit großem Wissen über die Inuit und penibler Recherche über die Lebensverhältnisse jenseits des Polarkreises vermittelt die Autorin eine intensive Atmosphäre, die den Leser förmlich in die Geschichte einsaugt. Das beginnt mit so ungewohnten Mahlzeiten wie Blutsuppe und Robbeneintopf und hört mit dem in unseren Augen unvorstellbaren Temperaturempfinden der Bewohner der Arktis noch nicht auf: wenn – 20 Grad als sommerlich empfunden werden, kann man wohl wirklich von „abgehärtet“ sprechen. Unsereins sitzt da auf dem warmen Sofa umso gemütlicher, kann aber durchaus ein bisschen in der arktischen Kälte mitzittern.

Edie erzählt die Geschichte überwiegend in der dritten Person, aber auch andere Beteiligte kommen gelegentlich zu Wort, so etwa Derek Palliser, einer von zwei Polizeibeamten der Gegend. Mehr oder weniger zusammen klären die beiden so nach und nach eine Geschichte auf, die zunächst ziemlich eindeutig erscheint und nur langsam in Fahrt kommt, später aber rasant weiter führt und in einem dramatischen Finale gipfelt. Neben aller Krimihandlung kommen jedoch auch die besondere Situation der Inuit, ihre gesellschaftlichen Probleme und die Schwierigkeiten, sich in der immer näher rückenden Welt der „Südler“, wie sie sie nennen, zu behaupten, nicht zu kurz. Dazu tragen zusätzlich die zwischendurch eingestreuten Worte und Ausdrücke in der Landessprache Inuktitut bei. Hier haben auch die Übersetzerinnen Großes geleistet, Hut ab!


Figuren
Edie ist auf den ersten Blick keine Heldin: geschieden und als trockene Alkoholikerin schlägt sie sich durchs Leben, unterrichtet gelangweilte Kinder in Fächern, die weder sie noch die Kinder interessieren und begleitet nebenbei Jagdtouristen, um sich zusätzlich Geld zu verdienen. Anders als die meisten anderen im Dorf ist sie jedoch hartnäckig und stur, wenn sie Unrecht wittert. Das stößt nicht auf Verständnis, geschweige denn auf Gegenliebe und so ist Edie im Ort etwas unbeliebt. Auch als Leser muss man sich erst ein bisschen mit ihr anfreunden, sind ihre Verhaltensweisen uns doch teilweise fremd. Doch auch hier gelingt der Autorin ganz hervorragend die Umsetzung einer Aussage ganz zu Beginn des Buches – Inuit zeigen selten Gefühle – und lässt Edie genau so auftreten: ruhig, immer beherrscht und höflich, nie verratend, was in ihr vorgeht. Dass sie dann doch immer wieder aus ihrem eigenen Schatten heraustreten kann und handelt, wenn es nötig ist, macht aus ihr aber dann trotzdem noch eine echte Heldin…

Auch die anderen Figuren der Handlung sind mit Liebe ausgedacht und mit vielen Ecken und Kanten versehen. So hat Derek Palliser neben seiner Leidenschaft für Lemminge (!) eine unerfüllte Liebe hinter sich, Edies Exmann Sammy eine trotz seiner Alkoholsucht liebenswerte Art und ein paar Geheimnisse und auch die neue Sanitäterin am Ort bekommt eine Geschichte verpasst, obwohl sie nur einen Kurzauftritt hat. Insgesamt eine runde Sache, die diesen Krimi aus der Masse hervorhebt.
Und auch wenn die Arktis selbst keine Figur im eigentlichen Sinne darstellt, so steht sie doch im Mittelpunkt des Ganzen und nimmt großen Raum innerhalb der Handlung ein, die an einem anderen Ort und ohne Eis und Sturm niemals funktionieren würde. Ganz nebenbei, ja selbstverständlich geschildert und doch unglaublich intensiv nimmt sie den Leser für sich ein, so dass sie am Ende eine der Hauptakteure ist.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch ist überwiegend in Blautönen gehalten, die von dunkelblau im unteren Bereich des Titels bis zu fast weiß ganz oben variieren. Ganz blass sieht man Eisblumen schimmern und auch das Wort „Kriminalroman“ zwischen den zentral angeordneten Lettern des Titels steht in einer Eisblume. Auf der Rückseite finden sich außerdem noch ein paar Blutstropfen, die dezent das Thema des Buches unterstreichen. Innen gibt es insgesamt 20 nummerierte Kapitel und am Ende noch einige Hinweise zu Orten der Handlung und der Sprache der Inuit.


Fazit
„Im Eis“ ist ein faszinierender Einblick in die Welt der Inuit, versehen mit einer spannenden Krimihandlung, viel eiskalter Atmosphäre und wundervollen Akteuren. Für alle lesenswert, die gern an ungewöhnlichen Orten ermitteln und neue Erfahrungen machen wollen. Unbedingt lesen!


5 Sterne


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