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„Der einzige Glaube, der zählt, ist der an den Fortschritt“ --- Lord Cayden Maclean, Vampir

Nach vielen Jahrhunderten kehrt Lord Cayden Maclean zurück auf die Isle of Mull, um sich auf Duart Castle, dem Sitz seiner Vorfahren, seinen Forschungen in der Entwicklung der Electrica zu widmen. Anders als das Gaslicht soll diese neuartige Lichtquelle seine Nacht zum Tag erhellen. Als Sue Beaton im Schloss auftaucht, um ihn als ihren Lehnsherrn um Beistand zu bitten, ist er auf Anhieb fasziniert von ihrer Schönheit und ihrem Verstand. Sie erweckt lange unterdrückte Emotionen in ihm, die seinen Feind Luthias auf seine Fährte locken. Mithilfe fortschrittlicher Technologien setzt dieser alles daran, die alte Fehde wieder aufzunehmen. Caydens Liebe zu Sue könnte ihm zum Verhängnis werden …

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Autor: Helene Henke
Verlag: Sieben Verlag
Erschienen: Juni 2011
ISBN: 978-3-941547-37-7
Seitenzahl: 197 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die Menschen der Isle of Mull gehen tagein, tagaus ihren Verrichtungen nach. So auch Sue Beaton im idyllischen Dorf Lochdon. Jahre zuvor verloren die Beatons ihre Existenz bei einem Brand, Sue wurde zur Vollwaise. Bei Tante Meggie fand sie Unterkunft und lebt seither in der Abgeschiedenheit der Hebrideninsel, dem Clan Maclean angehörig. Brüllende Monster, glühende Augen, fremdartige Geräusche … Aberglaube ist derzeit weit verbreitet, doch Sue misst den haarsträubenden Geschichten um Duart Castle und dem Schlossherrn nicht allzu viel Bedeutung bei. Viel lieber erfindet sie am Bach zu Fuße der Burg eigene Geschichten, die sie beizeiten zu Papier bringt.
Das harmonische Leben erfährt ein jähes Ende, als Tante Meggie bei einem Disput mit dem Schulmeister Mr. Ethan unerwartet den Tod findet. Angst und Verzweiflung treiben Sue in die Nacht hinaus. Sie erbittet sich Hilfe bei Lord Maclean und betritt zugleich eine faszinierende, neue Welt. Nicht nur die imposante Erscheinung des Herrn weckt ihre Aufmerksamkeit. Zahlreiche moderne Mechanismen und Gerätschaften ziehen ihr Interesse auf sich. Ihre Begeisterung scheint schier grenzenlos.
Wieder einmal wird Sue aus einer gewohnten Umgebung gerissen. Doch in Duart Castle fühlt sie sich gut aufgehoben. Cayden Maclean ist darauf bedacht, dass dies auch so bleibt. Und schneller als erwartet nimmt die seltsame Verbindung zwischen ihnen überhand. Sue verliebt sich in ihren Lehnsherrn und auch Cayden kann den Schutzwall unterdrückter Gefühle nicht länger aufrechterhalten.
Dies bleibt nicht ohne Folgen. Sein Mentor Baron Luthias hat geduldig auf seinen Moment unerbittlicher Rache gewartet. Aus den Katakomben Londons erwacht eine Bedrohung, die keine Gnade kennt …


Stil und Sprache
Nach der Trilogie „Das Rote Palais“ um Detektivin Leyla Barth und Meistervampir Rudger van Hallen veröffentlicht Helene Henke mit „Electrica – Lord des Lichts“ ihren vierten Roman im Sieben Verlag. Die Leserschaft erwartet eine Steampunk Romance, die ins Schottland vergangener Tage entführt. Da die Romantik einen hohen Stellenwert in der vorliegenden Geschichte einnimmt, hat die Autorin als Zeitfenster für die Handlung die Regency Epoche zu Beginn der Industrialisierung gewählt. Mit dem Schauplatz Schottland geht sie ihrer persönlichen Leidenschaft nach.
Der Beginn des Romans erfasst das alltägliche Geschehen der Isle of Mull im Jahre 1819 und macht mit Umgebung und Personen vertraut. Insgesamt siebzehn Kapitel verfolgen in dritter Person Singular verschiedene Perspektiven. Liebevolle Details helfen, sich mühelos in die malerische Kulisse des Geschehens zu versetzen. Duart Castle steht als verwunschenes Märchenschloss im starken Kontrast zur farbenfrohen Flora und Fauna. Düster und geheimnisvoll, von allerlei Schauergeschichten begleitet, thront es inmitten der Ländereien. Erste Ahnungen lassen Obacht walten, ob der Ereignisse, die folgen. Andeutungen von gefährlichen Kreaturen, die des Nachts ihr Unwesen treiben, und seltsamen Lichtern in der Burg wecken Spannung beim Leser.
Und in der Tat folgen dramatische Ereignisse auf dem Fuße! Helene Henke gestaltet die Handlung einerseits erschreckend und dennoch humorvoll. Sie macht sich die Unbedarftheit der ländlichen Bevölkerung gegenüber technischen Neuerungen zu jener Zeit gekonnt zunutze. Des Weiteren beweist die Autorin Fingerspitzengefühl für Atmosphäre und Emotionen. Technische Finessen reihen sich ebenso wie Einzelheiten des Vampirmythos´ harmonisch ins Geschehen. Abgerundet werden die Vorkommnisse durch allerhand gesellschaftliche und wirtschaftliche Zusammenhänge. Ein turbulentes Treiben erwartet den Lesen gegen Ende der Lektüre. Hier greift Helene Henke noch einmal tief in die Action-Kiste und zieht gehörig das Tempo an.


Figuren
Der Lord des Lichts wird von Cayden Maclean verkörpert. Bei ihm handelt es sich um keinen gewöhnlichen Mann. Er ist ein geborener Vampir aus dem Jahre 1640, unmittelbarer Nachfahre des sechzehnten Lairds Sir Lachlan Maclean, einem Sohn der Gillians. Ebenso wie Baron Luthias sind ihm als Geschöpf der Nacht verschiedene Fähigkeiten gegeben. Neben Vorzügen der Geschwindigkeit und der Stärke ist es ihm beispielsweise möglich, Menschen mental zu beeinflussen und Gedanken zu lesen. Cayden macht sich bisweilen Errungenschaften diverser Forscher zu eigen und veräußert sie optimiert an die Regentschaft. Aber auch ohne Einsatz seiner Gaben ist er ein gerissener Bursche. Sein auserkorenes Ziel ist Electrica. Eine Möglichkeit, die Nacht zum Tag zu erhellen. Unterstützung erfährt er von dem Geschwisterpaar Waloja und Babu, die ihm dankbar ergeben sind. Ansonsten lebt er seit Jahren als Einzelgänger, zieht durch die Welt und tut, was ihm gefällt. Dies soll sich ändern, als Sue Beaton ihn regelrecht verzaubert. Einst aus gutem Hause, ist sie inzwischen nur eine Dorfmagd. Und doch unterscheidet sie viel von herkömmlichen Frauen des gemeinen Volkes. Sue ist gewitzt und willensstark, wissbegierig und mutig und noch dazu von engelsgleicher Schönheit. Seit Alice, seiner großen Liebe, hat Cayden keine Frau derart fasziniert. Sie zeigt sich seinem technischen Spleen gegenüber offen und interessiert, ist unkonventionell und selbstbewusst. Ebenso schnell wie Sue Caydens Herz erobert, nimmt sie auch den Leser für sich ein.
Außer den Hauptfiguren hat Helene Henke aber auch die Nebenrollen lebendig und abwechslungsreich gestaltet. Der verhärmte, zu Gewalt neigende Mr. Ethan ist wenig sympathisch und auch Sheriff Black hat einiges auf dem Kerbholz. Sean hingegen erweicht als so genanntes Feenkind die Gemüter. Er redet vermeintlich wirres Zeug und ist doch so clever. Seine heilenden Hände bewirken wahre Wunder. Einfach herzallerliebst.
Die Autorin bietet charakterliche Vielfalt zwischen Gut und Böse. Nicht immer gibt es klare Grenzen.


Aufmachung des Buches
„Electrica – Lord des Lichts“ erscheint als großformatige Broschur im Sieben Verlag.
Die Aufmachung des Romans macht seinem Titel alle Ehre. Mit voller Leuchtkraft zieht die farbliche Gestaltung des Covers zweifelsohne alle Blicke auf sich. Mit dem Motiv fängt Andrea Gunschera den Inhalt des Romans zudem wunderbar ein. Eine zarte, dennoch stolze junge Frau steht im Zentrum des Bildes. Leicht versetzt darf in ihrem unmittelbaren Hintergrund auch ein attraktiver Mann nicht fehlen. In weiter Ferne entdeckt der Betrachter ein Schloss wie Duart Castle. Um dem Steampunk-Thema gerecht zu werden, finden sich zahlreiche Verzierungen aus diversen metallenen Einzelteilen auf Vor- und Rückseite des Buches. Die Rückseite ermöglicht einen ersten Einblick in die Handlung des Romans.


Fazit
Helene Henke bietet mit ihrem vierten Roman „Electrica – Lord des Lichts“ allerlei Finessen. Im flüssigen Schreibstil lebt die Geschichte von Romantik, Spannung und dem geheimnisvollen Vampirmythos. Futuristische Mechanismen, gesellschaftliche Umgangsformen der besseren Gesellschaft und das Leben des einfachen Volkes sorgen für interessante Unterhaltung in historischer Atmosphäre. Liebevoll beschriebene Kulissen und vielfältige Charaktere nehmen den Leser für sich ein. Und nicht zuletzt weckt die grafische Aufmachung des Romans Begeisterung. Ein gelungenes Gesamtpaket!


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Hinweise
Rezension von Patricia Merkel
Herzlichen Dank an den Sieben Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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