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Aus dem Blut erhebt sich das Unheil

Lordmaster Madhrab hat die Schlacht am Rayhin erfolgreich geschlagen, die Bedrohung der Klanlande durch die Rayhin scheint vorerst gebannt. Doch das Blut der Gefallenen lockt eine noch schrecklichere Gefahr ans Licht der Welt – den dunklen Hirten. Mit seinem Erwachen gerät das Gleichgewicht, das Kryson regiert, aus den Fugen. Wieder einmal ruht die Hoffnung des Volkes der Klan auf dem freien Magier Sapius. Wird es seinem Rat, nun auch den zweiten Bruder, den weißen Schäfer, zu erwecken, tatsächlich folgen?

Kryson_02 

Autor: Bernd Rümmelein
Verlag: Otherworld
Erschienen: 07/2009
ISBN: 978-3-8000-9501-8
Seitenzahl: 768 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Die Schlacht am Rayhin ist geschlagen, doch damit ist die Gefahr für die Klanlande nicht völlig gebannt: Die Leichen hunderttausend gefallener Klan, Rachuren und Chimären verseuchen die Wasser des Rayhin und die Geißel der Schatten – eine gefürchtete Seuche – fordert auf Ell Opfer. Währenddessen erwacht der dunkle Hirte, machthungrig und skrupellos wie eh und je, aus seinem Schlaf, erweckt durch das gewaltige Blutopfer und schickt seine Wächter, um den freien Magier Sapius zu vernichten. Dieser wendet sich ratsuchend an die Alten seines Volkes, die Tartyk.

Lordmaster Madhrab, der Bewahrer des Nordens und Sieger der Schlacht am Rayhin, wird nach seiner Rückkehr Opfer einer umfassenden Intrige, die ihn zu vernichten trachtet. Und welches finstere Spiel treiben die Praister am Hofe des Regenten voran?


Stil und Sprache
Bernd Rümmelein greift die Ereignisse aus dem Serienauftakt Kryson – Die Schlacht am Rayhin fast nahtlos wieder auf. Viele der bisherigen Handlungsstränge führt er fort, fügt aber noch einige hinzu, um den Leser die parallel ablaufenden Ereignisse auf dem Kontinent Ell miterleben zu lassen. So dauert es recht lange, bis jeder Handlungsstrang einmal Erwähnung gefunden hat. Dies liegt nicht zuletzt an den umfangreichen Kapiteln mit ungefähr 40 Seiten, die nur gelegentlich von Abschnitten – teilweise für Szenenwechsel – pausiert werden. Dabei führt Rümmelein den Leser schnell in erste brenzlige Situationen. Diese Szenen wechseln sich geschickt mit ruhigeren Etappen ab, die Verschnaufpausen erlauben – doch der Autor hält sich nicht lange mit ihnen auf, und die dramatischen Ereignisse reißen mit, als sei man in die Stromschnellen des Rayhin geraten. Die Seiten fliegen dahin, während man mit den Helden von Kryson mitfiebert. Durch Cliffhanger am Ende vieler Kapitel zieht Rümmelein seine Leserschaft mit und baut die Spannung nicht nur schnell auf, sondern hält sie konstant auf hohem Niveau.

Die Welt von Kryson ist vielfältig und abwechslungsreich – und völlig eigenständig. In ihr begegnet man Wesen wie Baumwölfen und Völkern wie den Naiki oder den Rachuren, die Rümmelein eigens für seine Serie ins Leben gerufen hat, statt sich den üblichen Fantasy-Völkern wie Zwergen oder Elfen zu bedienen. Die Lebewesen auf dem Kontinent Ell sind damit nicht nur glaubhaft, sondern auch frisch und unverbraucht. Doch nicht nur bei der Ausgestaltung der Bewohner Krysons, sondern auch bei den Landschaften gibt es Abwechslung. Die von zwei Sonnen erhellte Welt reicht von der Eiswüste im Norden bis zu einer Wüste hinter dem Südgebirge, dazwischen liegen die unterschiedlichsten Landschaften. In seinen Beschreibungen geht Bernd Rümmelein gut dosiert vor, schildert genug, um Wesen und Gegenden Gestalt zu verleihen, lässt aber auch Raum für die Fantasie seiner Leser.

Der Autor schreibt bevorzugt in langen, teilweise auch verschachtelten oder aufwendig formulierten Sätzen, was zu Beginn Konzentration erfordert, um alle Aspekte aufzunehmen. Hat man sich erst einmal an diesen Stil gewöhnt, liest sich das Buch deutlich flüssiger. Ein wenig nervig und für konzentrierte Leser gewiss überflüssig ist Rümmeleins Angewohnheit, Handlungen nach ihrem Ablauf gelegentlich noch einmal in Form von Dialogen oder im Fließtext zu wiederholen. Auf ähnliche Weise greift er dann und wann auch deutlich weiter zurückliegende Begebenheiten auf. Dies stört zwar den Lesefluss nicht, fällt aber auf und vermittelt zuweilen den Eindruck, der Autor traue seinen Lesern nicht zu, sich diese Aspekte zu merken.

Diener des dunklen Hirten endet mit einem Cliffhanger, bei dem man sofort zu Band 3 – Zeit der Dämmerung – greifen möchte.


Figuren
Vielen der Charaktere aus dem ersten Band begegnet man hier wieder und begleitet sie bei ihren weiteren Erlebnissen, doch es kommen auch viele weitere hinzu. Sie alle, ob sie nun für das Gute oder das Böse stehen, sind mit mehr oder minder umfassenden Hintergründen versehen und werden von eigenen, glaubhaften Motiven angetrieben. Auch wenn man in Kryson einer Vielzahl von Figuren begegnet, treten sie doch so natürlich und selbstverständlich auf, dass es nie schwer fällt, den Überblick zu behalten. Sie alle hier aufzuführen würde den Rahmen dieser Besprechung sprengen, doch einige wenige möchte ich kurz herausgreifen:

Madhrabs Knappe Renlasol, bisher immer von mysteriös anmutendem Glück trotz seiner Tollpatschigkeit gesegnet, muss nun lernen, auf eigenen Füßen zu stehen – was ihm bisher Glück brachte, verlässt ihn und wandelt sich gar zu einer Pechsträhne, die ihn in große Gefahr bringt. Doch er findet seinen Mut auf der gefährlichen Mission, auf die ihn Sapius schickte.

Chromlion, ein Bewahrer aus dem Fürstenhaus Fallwas, ist ehrgeizig und skrupellos und der erklärte Gegner Madhrabs, der nach seinem Posten trachtet und ihm doch weder in seinen Fähigkeiten, noch der Anerkennung bei den Klan das Wasser reichen kann. Vor Neid zerfressen, von Arroganz geblendet ist er eine unangenehme Figur.

Thezael, oberster aller Praister, ist bereits bei seinem ersten Auftritt unsympathisch. Hinterhältig und listig versteht er es, das Volk der Nno-bei-Klan durch eine von Angst bestimmte Religion zu beeinflussen und zu steuern. In seinem Streben nach Macht kennt er keinen Hemmungen, und auch vor finsteren Intrigen macht er keinen Halt.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch mit Klappbroschur entspricht in seiner Gestaltung dem des ersten Bandes, sofort erkennt man in ihm die Fantasy-Reihe Kryson wieder. Der vordere Buchumschlag zeigt das Bild eines auf Felsen stehenden, in ein Fell gekleideten und einen Stock haltenden Mann – vermutlich den Magier Sapius – von hinten. Der nach außen geprägte Haupttitel ist, wie auch der Untertitel und Teile des Frontcovers, mit Spotlack versiegelt. Die Klappbroschur wurde vorne mit einer umfassenderen Inhaltszusammenfassung, hinten mit Informationen zum Autor bedruckt. Unter den Klappen zieht sich von vorne bis hinten der nur mit Spotlack hervorgehobene Schriftzug Kryson entlang.

Die Verarbeitung und die Materialwahl des Buches sind grundsätzlich gelungen, leider zeigen sich auf dem Buchrücken bereits nach dem ersten Lesen Knickspuren.


Fazit
Nach der Schlacht am Rayhin steht den Nno-bei-Klan nun die denkbar größte Bedrohung bevor – der dunkle Hirte ist auferstanden, und er trachtet nach der Herrschaft über den Kontinenten Ell. Noch hat er seine alte Stärke nicht wiedererlangt …

Bernd Rümmelein versteht es auch im zweiten Band seines Fantasy-Epos, den Leser mit bester Unterhaltung und dramatischen Entwicklungen zu fesseln.


4,5_Sterne


Hinweise
Rezension von Sven Trautmann

Backlist:
Band 1: Die Schlacht am Rayhin


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