Smaller Default Larger

„Ich kann Dinge sehen, bevor sie passieren. Katastrophen. Ich spüre sie.“
Die Psychotherapeutin Gabrielle Fox bekommt es mit einer unheimlichen neuen Patientin zu tun: Die 16-jährige Bethany hat ihre Mutter auf grausame Weise ermordet. Und sie behauptet, sie könne Naturkatastrophen vorhersehen …

 

Endzeit 

Originaltitel: The rapture
Autor: Liz Jensen
Übersetzer: Susanne Goga-Klinkenberg
Verlag: dtv premium
Erschienen: 1. April 2011
ISBN: 9783423248440
Seitenzahl: 395 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe

 

Die Grundidee der Handlung
Bethany Krall, inzwischen 16 Jahre alt, befindet sich seit zwei Jahren, seit dem Mord an ihrer Mutter Karen, in psychiatrischer Behandlung in Oxsmith, einem Heim „der hundert gefährlichsten Kinder Englands“. Sie wird mit Psychopharmaka und einer Elektrokonvulsionstherapie, kurz EKT, behandelt. Gabrielle Fox, frisch aus der Reha, übernimmt ihre Therapie, nachdem ihre Vorgängerin offiziell eine Auszeit genommen hat. Selbst noch labil, mit den körperlichen wie auch psychischen Folgen eines Autounfalls kämpfend, stößt sie bald an ihre Grenzen. Bethany, nach vier Selbstmordversuchen äußerst gefährlich und mit hohem Aggressionspotential, scheint Naturkatastrophen punktgenau vorhersagen zu können. Während Gabrielles Kunsttherapie malt sie Bilder von Hurrikans, Vulkanausbrüchen, Sturmfluten. Ihr Vater, ein evangelischer Prediger, ist davon überzeugt, dass sie von dem Bösen, von Satan besessen ist. Ihre ehemalige Therapeutin und Vorgängerin Gabrielles glaubt sogar, dass sie die Katastrophen selbst hervorruft, sie verursacht. Nachdem Bethany den Hurrikan Stella über Rio ebenfalls korrekt vorausgesagt hat inklusive des sehr symbolträchtigen Umstürzens der Christusfigur, wendet sich Gabrielle an den Physiker Dr. Frazer Melville, versucht ihn von der Richtigkeit der Visionen zu überzeugen. Die nächste Katastrophe ist schon im Anmarsch, viel gewaltiger und umfassender als alles bisher Geschehene. Doch wie soll man die Öffentlichkeit, die Machthabenden überzeugen, wie die bedrohte Bevölkerung warnen, zumal es sich diesmal nicht im fernen Rio ereignen wird, sondern direkt vor den Küsten Englands?


Stil und Sprache
Liz Jensen hat eine unglaublich präzise, sehr informationsgeladene und den Leser fordernde Erzählweise. Sie schreibt in der Ich-Form aus Sicht der Therapeutin Gabrielle Fox im Präsens. Anders als erwartet geht es in diesem Buch nicht um die tatsächliche Endzeit, die Katastrophe, die alles verändert, um die Menschheit, die um ihr Überleben kämpft. Die Autorin hat einen ganz anderen Blickwinkel. Es geht um die Sichtweise ihrer Protagonistin, Gabrielle Fox, um ihr Erleben und Umgehen mit den Informationen, die sie von Bethany erhält. Die Autorin weist ständig auf Gesamtzusammenhänge hin, erläutert psychologische wie religiöse und naturwissenschaftliche Erkenntnisse und Hintergründe sehr ausführlich. Dadurch nimmt sie dem Thriller ein wenig Fahrt. Vor allem im mittleren Teil des Buches verliert sie sich in genaue, naturwissenschaftliche Ausführungen die zu erwartende Katastrophe betreffend, die vermutlich nicht jeden so im Detail interessieren und das Lesen erschweren.

Auch die psychologischen Deutungen der ständig sich selbst wie auch alle anderen analysierenden Protagonistin Gabrielle verlieren mit der Zeit an Faszination, wirken schlichtweg aufgesetzt und übertrieben. Die Figuren erhalten dadurch eine extreme Komponente, sind überzeichnet und nicht mehr realistisch. Etwas weniger wäre hier wohl besser gewesen. Auch die religiöse Komponente -  Bethanys Vater ist Prediger und deutet ihre Tat als vom Satan besessen - führt sie bis ins Unglaubhafte aus. Es spitzt sich zum Ende hin immer mehr zu bis zur großen Entrückungsfeier im Olympiastadion Londons, bei dem die Gläubigen sich massenhaft im Gebet versammeln und im Glauben, dass Gott sie vor dem Einbruch der Endzeit zu sich holt.


Figuren

Im Mittelpunkt steht Bethany Krall, 16 Jahre alt, höchst psychopathisch, die mit 14 Jahren ihrer Mutter einen Schraubenzieher in den Kopf rammt, sie zu Tode sticht und danach in Oxsmith, dem Heim „der hundert gefährlichsten Kinder in England“ behandelt wird. Sie hat „seherische“ Fähigkeiten, kann Naturkatastrophen voraussehen, am besten nach einer EKT-Behandlung, einer Stromstosstherapie, nach der sie regelrecht süchtig erscheint. Im Laufe der Geschichte versucht sie es dann auch mit der Gabel in der Steckdose wie auch mit dem Klettern auf einen Strommasten. Sie erscheint wirklich höchst absonderlich, gefährlich, auch erschreckend in ihren Fähigkeiten, andere zu durchschauen und ihnen ihre tiefsten Gefühle und Traumata aufzuzeigen. Es fällt schwer, mit ihr mitzufühlen, auch wenn die Autorin ihre persönliche Geschichte, der religiöse Wahn ihrer Eltern und deren Versuch, das Böse aus ihr auszutreiben, als Erklärung bereit hält.

Gabrielle Fox, die Kunsttherapeutin, die versucht, Bethany zu therapieren, scheint selbst einer Therapie zu bedürfen. Sie hat ihr eigenes Schicksal noch nicht verarbeitet, leidet unter den Folgen eines Autounfalls, sitzt seither im Rollstuhl und hat mit ihrem Selbstwertgefühl zu kämpfen. Ihre ständigen sich selbst und andere analysierenden Ausführungen sind am Anfang recht interessant, mit der Zeit aber doch störend. Auch ihre sexuelle Eingeschränktheit, die die Beziehung zu dem Physiker aus ihrer Sicht belastet und Neid und Hass auf dessen so viel attraktiver erscheinende Kollegin projezieren, wird zu oft in den Mittelpunkt gestellt. Dass sie Bethanys Behandlung dann auch noch als ihr einziges, festes Lebensziel sieht, an dem sie sich festhalten kann und das sie nicht aufgeben will, erscheint mir dann doch recht überzeichnet.

Der Physiker Dr. Frazer Melville, wirkt ein wenig wie der Fels in der Brandung. Er glaubt Gabrielle, als sie ihm von den Vorhersagen des psychopathischen Mädchens erzählt, schafft es, Kollegen von der drohenden Katastrophe, der Endzeit, zu überzeugen und die Öffentlichkeit wenigstens zu informieren und zu warnen, wenn auch viele der Warnung nicht oder zu spät folgen. Er erscheint recht überlegen, bleibt gelassen und vernünftig, für mich die noch sympathischste Figur.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch mit Pappumschlag hat ein recht interessantes, ansprechendes Cover. Es zeigt den Gesichtsausschnitt einer Frau mit einem Auge, in dessen hellblauer Pupille sich die Kontinente spiegeln sowie im unteren Bereich ein aufbrausendes Meer in einem Gewitter. Es sind viele Blitze zu sehen, die aus einer dichten Wolkenwand entstehen. Das Buch ist in vier Teile unterteilt mit mehreren Unterkapiteln.


Fazit

Ein von der Geschichte her recht interessantes Buch mit wirklich fesselnden Abschnitten, gerade zu Beginn und zum Ende hin, leider aber auch teilweise sehr überzeichnet und wirklich unrealistisch, mit deutlichen Längen in der Mitte. Eine wirkliche Leseempfehlung ist da schwer, aber phasenweise fühlte ich mich schon gut unterhalten.


2 5 Sterne


Hinweise

Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo