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Joerg_Starkmuth_klein


Guten Tag, Herr Starkmuth. Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, einige Fragen zu Ihren Büchern „Die Entstehung der Realität“ und dem dazugehörenden „Fragen und Antworten zur Realität“ zu beantworten.

Seit wann beschäftigen Sie sich mit den Konzepten, die derzeit populär durch Filme und Bücher wie „The Secret“ oder „What the Bleep do we (k)now?!“ geworden sind? Wie sind Sie dazu gekommen?

Grenzwissenschaften haben mich schon als Teenager interessiert. Anfangs war es die Faszination des Geheimnisvollen – UFOs, Geister, Psi-Phänomene und so weiter – verbunden mit meinem naturwissenschaftlichen Interesse, die Welt verstehen zu wollen.
Später, als Erwachsener, als mich das wahre Leben mit seinen emotionalen Krisen einholte, landete ich mehr oder weniger zwangsläufig im Bereich Selbsterkenntnis, Selbstfindung und Therapie und damit im Dickicht der psychologischen und esoterischen Heilmethoden und des ganzen Spektrums dazwischen. Ich war auf der Suche nach Methoden zum Glücklichwerden. In diesem Zusammenhang machte mich eine Freundin auf Bärbel Mohrs „Bestellungen beim Universum“ aufmerksam, wodurch ich erstmals mit der Idee in Berührung kam, dass wir unsere Realität weit stärker beeinflussen, als die meisten glauben.
Ich beschäftigte mich aber zunächst kaum damit, bis ich einige Jahre später auf die Ella-Kensington-Bücher von Bodo Deletz stieß. Damals waren diese noch stark auf das Thema direkte Realitätsgestaltung ausgerichtet und sprachen mich mit ihrer Darstellungsweise – Bodo und ich sind beide ursprünglich Ingenieure – eher an als Bärbel Mohrs Metapher vom kosmischen Bestellservice. Hier lernte ich wesentliche Grundlagen, insbesondere die Erkenntnis, dass der Fokus unserer bewussten Aufmerksamkeit – leider beeinflusst von unseren unbewussten Angstprogrammen – bestimmt, welche Realität wir erleben. Das war lange vor der Bleep-Ära.
Die Idee zu meinem ersten Buch entstand aus meiner Faszination für diese Thematik, verbunden mit der puren Lust am Schreiben, die ich schon immer hatte, und aus der Erkenntnis, dass ein Buch, das dieses Weltbild in einer für Verstandesmenschen nachvollziehbaren Art umfassend darstellt, einfach noch nicht existierte. Im Grunde habe ich das Buch geschrieben, das ich früher gerne selbst gelesen hätte, um das alles besser zu verstehen und nicht einfach nur zu glauben, wie es das etwas naive Niveau von „The Secret“ von seinen Anhängern zu verlangen scheint.


Wie würden Sie Laien die dahinter liegende Philosophie erklären, dass, vereinfacht gesagt, Gedanken Realität formen?

Es ist nicht leicht, das knapp zu formulieren, aber ich versuche es mal, auch wenn es in dieser Kürze vielleicht nicht allen einleuchten wird: Aus quantenphysikalischer Sicht ist die Welt eine Matrix aus Möglichkeitswellen. Materie und Energie sind Erscheinungsformen davon. Alle diese Wellen beeinflussen und verformen sich gegenseitig, und alles ist mit allem verbunden, über Raum und Zeit hinweg. Deshalb ist alles, was wir beobachten, auch mit uns selbst verbunden und wird damit auch von uns beeinflusst. Beobachtung ohne Veränderung ist gar nicht möglich. Zum einen verformen schon unsere Messgeräte die Wahrscheinlichkeitswellen des Beobachteten, da sie ja selbst aus solchen Wellen bestehen, die mit den anderen wechselwirken.
Aber auch unser Geist an sich hat einen direkten Einfluss auf das Ergebnis. Wie das genau funktioniert, ist bis heute ungeklärt, aber man kann den Einfluss messen, wenn auch bislang nur im mikroskopischen Maßstab. Der Mittelwert statistischer Zufallsprozesse verschiebt sich minimal, je nach Absicht einer anwesenden Versuchsperson. Diese Versuche sind natürlich umstritten, aber wenn man in einer sogenannten Meta-Analyse eine statistische Gesamtauswertungen aller Studien – auch der erfolglosen – macht, ergibt sich insgesamt, dass der Einfluss mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein Zufall sein kann.
Aber auch unabhängig von diesem direkten Einfluss wird unsere Realität ganz massiv vom Inhalt unseres Geistes geprägt. Das funktioniert ganz unesoterisch über selektive Wahrnehmung und Interpretation, zwei äußerst mächtige Einflüsse. Dadurch erlebt jeder genau die Welt, an die er glaubt. Der eigene Körper reagiert am stärksten darauf – es ist nachgewiesen, dass man sich krankdenken und gesunddenken kann, bis hin zu sogenannten Wunderheilungen, bei denen dann womöglich auch wieder die oben erwähnte direkte Beeinflussung der physikalischen Realität eine Rolle spielt. 
So oder so: Ich erlebe, was ich glaube, und ich erschaffe das, worauf ich mein Bewusstsein fokussiere. In meinem Buch stelle ich das in einen umfassenden Zusammenhang, der auch spirituelle Aspekte einschließt – bis hin zu der These, dass das gesamte Universum eigentlich eine gigantische Bewusstseinsmatrix ist, in der einzelne Aspekte dieses kosmischen Bewusstseins – zum Beispiel wir – durch selektive Wahrnehmung individuelle Realitäten erschaffen. Ich nenne diese Matrix daher auch Möglichkeitsraum.


Sie haben sich damals entschlossen, das Buch selbst herauszugeben. Gab es kein Interesse von großen Verlagen an den Inhalten oder weshalb haben Sie sich zu diesem Schritt durchgerungen?

Vor dem Hintergrund der üblichen Erfahrungen frischgebackener Autoren – endloses vergebliches Klinkenputzen – und des sehr geringen Verdienstes pro Exemplar, das Verlage an Autoren auszahlen, sagte mir mein Bauchgefühl damals, dass ich mir das gar nicht erst antun sollte. Zudem reizten mich auch die technischen Aspekte einer Buchproduktion auf eigene Faust, da ich Techniker und Perfektionist bin. So konnte ich alles so gestalten, wie ich es wollte, und dank des Internets konnte ich auch meine Zielgruppe ohne große Marketing-Maschinerie erreichen. Allerdings hatte ich auch das große Glück, dass mein Buch fast zeitgleich mit dem „Bleep“-Film erschien, sodass ich auf dieser Welle mitreiten konnte. Ob das Zufall war, ist eine andere Frage ...


Starkmuth Publishing veröffentlicht derzeit Ihre beiden Bücher. Gibt es Pläne, weitere Projekte dieser Art herauszugeben, evtl. auch von anderen Autoren?

Konkrete Pläne gibt es nicht, aber der Gedanke kam mir durchaus schon. Es müssten allerdings wirklich gute Bücher sein. Und ich kann und will keinen Großbetrieb aufziehen. Das Kaufmännische liegt mir nicht wirklich, insofern bin ich nicht sicher, in welche Richtung es gehen wird. Aber falls mir etwas Geniales auf den Tisch kommt, würde es mich durchaus reizen, auch andere Autoren zu publizieren. Ich selbst habe derzeit kein konkretes Buchprojekt, dafür fehlt mir als Vater zweier kleiner Kinder, der zudem als Übersetzer und Lektor arbeitet, schlicht die Zeit und Ruhe.


Inzwischen kann das Buch „Die Entstehung der Realität“ auch von einem „regulären“ Verlag bestellt werden. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Der Goldmann-Verlag hat von sich aus bei mir angefragt – tatsächlich sogar zweimal, aber beim ersten Mal lief mein Verkauf noch auf Hochtouren – zeitweise haben wir 20 und mehr Bücher pro Tag verschickt –, sodass ich mir nicht selbst das Wasser abgraben wollte. Als dann einige Zeit später eine erneute Anfrage kam, hatte die Hardcover-Ausgabe ihren ersten Boom hinter sich, und der über das Internet erreichbare Direktmarkt schien mir relativ ausgeschöpft zu sein. Daher hielt ich es für eine gute Idee, mit einer parallelen Taschenbuchausgabe, die mit einem viel größeren Marketing-Aufwand über den Einzelhandel vertrieben wird, neue Leserkreise anzusprechen und – wie man so schön sagt – den Produktlebenszyklus zu verlängern. Inzwischen laufen beide Ausgaben friedlich parallel, mit ähnlichen Verkaufszahlen.


Auf Ihrer Webseite bieten Sie auch Zahlungsmöglichkeiten in Komplementärwährungen wie Rheingold an. Wie sind Sie dazu gekommen, sich mit Regionalwährungen zu beschäftigen, und was halten Sie von dem Phänomen?

Ich wurde darauf aufmerksam, weil mich der Initiator des Rheingold-Projektes ansprach. Es dauerte dann eine ganze Weile, bis ich meine Skepsis so weit überwunden hatte, dass ich mich am Projekt beteiligte. Bis heute halte ich diese sogenannten Regionalgelder nur für eine Notlösung, aber sie sind gut, um Zeichen zu setzen und auf das eigentliche Problem aufmerksam zu machen, das mir in diesem Zusammenhang erst bewusst wurde, nämlich dass unser zinsbasiertes Geldsystem fundamental falsch konzipiert ist und durch die automatische Umverteilung des Geldes von Arm nach Reich zwangsläufig zu sozialem Ungleichgewicht und auf Dauer zum Systemzusammenbruch führt.
Die Online-Währung Bitcoin finde ich noch wesentlich interessanter, erstens weil sie zeitgemäß ist und ohne Bargeld auskommt, zweitens weil sie dezentral und nicht von Institutionen kontrollierbar ist – was natürlich nicht nur Vorteile hat. Aber es ist in jedem Fall ein Anstoß zum Nachdenken, den man fördern sollte.


Neben Ihrem Buch gibt es derzeit einige Veröffentlichungen im Bereich der Quantenphysik und Realitätserschaffung. Welche davon würden Sie unseren Lesern empfehlen und weshalb?

Ganz ehrlich: Ich habe kaum noch Zeit zum Lesen, und ich kenne kaum eines der aktuellen Bücher zum Thema. Vor einiger Zeit habe ich mit „Gedanken erschaffen Realität“ von Dieter Broers angefangen, aber ich habe nach einiger Zeit aufgegeben, weil es viel zu kompliziert geschrieben ist. Das kann ich also nicht empfehlen – auch wenn es löblich ist, dass er das Thema fundierter angeht als die Mehrheit der „Wünsch es dir einfach“-Bücher.
Was praktische Lebenshilfe angeht, bin ich inzwischen auch weitgehend vom Thema der direkten Realitätsgestaltung abgekommen, denn erstens macht uns die Veränderung der äußeren Realität nicht glücklich – auch wenn viele das immer noch glauben –, und zweitens funktioniert eine positive Realitätsgestaltung genau dann, wenn unser innerer Zustand in Harmonie ist, und um das zu erreichen, braucht man nicht einmal an direkte Realitätsgestaltung zu glauben. Die passiert dann einfach von selbst. Bodo Deletz, dessen Bücher ich nach wie vor empfehle (auch wenn sie literarisch keine Perlen sind), und das Ella-Kensington-Team befassen sich inzwischen auch viel mehr mit dem gezielten Umprogrammieren des Gehirns, das letztlich für 99 % unserer sogenannten Probleme verantwortlich ist. Für diese Veränderungen braucht es weder Esoterik noch Quanten-XYZ (mich nervt es ein wenig, dass sich neuerdings jede zweite Heilsmethode mit dem Begriff „Quanten“ ziert, um seriös und modern zu wirken).
Was ich aber tatsächlich in letzter Zeit gelesen habe und sehr empfehlen kann, sind die Bücher von William Buhlman zum Thema außerkörperliche Erfahrungen. Zum einen ist das Thema hochspannend, zum anderen bestätigt es viele Thesen meines Weltbildes, insbesondere dass Bewusstsein unabhängig vom Körper existiert und seine Realität unmittelbar beeinflusst bzw. erschafft.
Aktuell gekauft habe ich mir „Schöpfer der Wirklichkeit“ von Joe Dispenza, ein „unesoterisches“ Buch mit Fokus auf das Gehirn. Darauf bin ich gespannt, vielleicht inspiriert es mich ja zu einem neuen Buch.


Wie entspannen Sie sich?

Indem ich schlafe. Das klingt jetzt banal, aber es ist so, dass ich im Alltag kaum Entspannung finde, weil einfach so viel los ist. Entsprechend viel Schlaf brauche ich dann auch. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, täglich zumindest kurz zu meditieren, aber offenbar muss ich meinen inneren Antreiber erst noch davon überzeugen, dass das keine Zeitverschwendung ist – auch wenn ich vom Kopf her längst weiß, dass es nichts Besseres gibt, um auf Dauer insgesamt ruhiger zu werden.
Wenn ich aber dann doch mal Zeit zum Lesen finde, empfinde ich das auch als sehr entspannend. Deshalb bin ich manchmal geradezu dankbar für Zeiten im Zug, Flugzeug oder Wartezimmer, die man kaum anders nutzen kann als mit einem guten Buch.


Lesen Sie neben Sachbüchern auch Romane? Welche Titel haben Ihnen in letzter Zeit besonders den Schlaf geraubt und mussten sofort verschlungen werden?

Wie gesagt, viel Zeit zum Lesen gibt es nicht, und da sich bei mir die interessanten, ungelesenen Sachbücher inzwischen stapeln, kommen Romane selten zum Zuge. Allerdings bieten sie für mich das größte Entspannungspotenzial. Am liebsten lese ich Geschichten mit einem fantastischen oder futuristischen Element. Highlights in den letzten Jahren waren „Der Schwarm“ von Frank Schätzing und „Das Jesus-Video“ von Andreas Eschbach. Und als Geheimtipp für Computer-Kids der 80er wie mich: „Extraleben“ und „Der Bug“ von Constantin Gillies. Ich lese auch gerne All-Age-Literatur wie „Harry Potter“ oder Eschbachs „Marsprojekt“. Mit Krimis und anderen Alltagsdramen kann ich dagegen wenig anfangen. Die reale Welt ist ohnehin ständig um uns herum – da muss ich mir deren Abgründe nicht auch noch in Buchform zu Gemüte führen.


Gibt es Klassiker, die Sie jederzeit zur Hand nehmen, wenn Ihnen mal wieder danach ist?

Nein – wenn ich die Zeit zum Lesen finde, nutze ich sie, um etwas Neues zu lesen. Eine Ausnahme fällt mir aber gerade ein: Wenn mir Robert Gernhardts urkomische Gedichtsammlung „Wörtersee“ in die Hände fällt, schaue ich immer wieder gerne hinein.


Welcher Autor hat Sie besonders beeindruckt und/oder beeinflusst?

Die schon genannten Autoren fand ich alle beeindruckend, es gibt allerdings keinen, der besonders heraussticht. Was meine eigenen Bücher betrifft, hat mich vor allem Neale Donald Walsch beeinflusst, allerdings mehr inhaltlich als literarisch. Seine „Gespräche mit Gott“ haben ein paar entscheidende Puzzleteile für mein Weltbild geliefert. Das Gleiche gilt für den Physiker Fred Alan Wolf.


Interessieren Sie sich auch für Hörbücher? Welche Titel gefallen Ihnen denn dahingehend besonders?

Ich kenne kaum Hörbücher – von Kinderbüchern mal abgesehen –, obwohl ich sie für ein sehr sinnvolles Medium halte. Durch eine seltsame Fügung kam ich allerdings in den Besitz des Hörbuchs „Last Lecture – Die Lehren meines Lebens“ von Randy Pausch – es wurde mir versehentlich statt einer anderen CD geschickt. Diese Abschiedsvorlesung eines todkranken Professors fand ich recht beeindruckend, auch wenn ich die ziemlich amerikanische Lebensphilosophie des Autors nicht in allen Punkten teile.
Mein eigenes Buch eignet sich leider nicht für dieses Medium. Das würde zehn CDs und ein Begleitheft mit Abbildungen erfordern. Da müsste man das Thema eher stark komprimieren und für das akustische Medium völlig neu aufbereiten. Vielleicht mache ich das eines Tages.


Gibt es noch etwas, das Sie unseren Lesern mitteilen möchten?

Glauben Sie nicht alles, was der Esoterik-Markt behauptet – aber auch nicht alles, was etablierte Denkrichtungen verbreiten. Prüfen Sie es anhand eigener Erfahrungen – und der von glaubwürdigen Menschen – und anhand wissenschaftlicher Untersuchungen. Ich habe mich mit sehr vielen Dingen im Bereich der Lebensverbesserung beschäftigt und komme immer mehr zu dem Schluss, dass unser eigener Geist – im Negativen wie im Positiven – sehr viel mächtiger ist als die meisten äußeren Hilfsmittel, Heiler und Heilsmethoden, die uns angeboten werden. Diese Äußerlichkeiten haben sehr oft die Funktion eines Placebos oder Talismans, der letztlich nur dazu dient, unser Bewusstsein auf ein Ziel auszurichten. Ich halte es für sinnvoll, sich von diesen Krücken so weit wie möglich zu lösen und zu erkennen, dass wir unser Schicksal nur von innen lenken können.


Herzlichen Dank für das Interview.

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