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Stille Wasser sind tief.

Das Wasser des Schlossgrabens ist schwarz und ruhig. Der Hund schaut hinunter, dann bellt er krampfartig. Irgendetwas stimmt da nicht. Da ist etwas im Wasser, was dort nicht sein sollte. Das ist kein Reh. Ein dunkler Umriss, eine Gestalt. Blondes Haar. Ein zur Seite gedrehtes Gesicht. Ein Mund. Der Hund bellt weiter, bis ans Ende aller Zeiten.

 

Blutrecht 

Originaltitel: Höstoffer
Autor: Mons Kallentoft
Übersetzer: Christel Hildebrandt
Verlag: Wunderlich
Erschienen: 07/2011
ISBN: 978-3805250092
Seitenzahl: 512 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Malin Fors und ihre Kollegen werden zu einem Schloss gerufen. Dort haben zwei Jagdaufseher den Schlossherrn tot im Wassergraben gefunden, als sie ihn morgens abholen wollten. Spuren gibt es keine, der neureiche Unternehmer ist aber offenbar in großer Wut erstochen worden. Das Schloss hatte er gerade erst von der alteingesessenen Familie gekauft, in deren Besitz es jahrhundertelang gewesen war. War die Familie auf Rache aus? Oder hat der Tod Jerry Peterssons seine Ursache ganz woanders? Als dann auch der Sohn des vorherigen Schlossbesitzers tot aufgefunden wird, wissen Malin und ihre Kollegen gar nicht mehr, was sie glauben sollen. Nur ganz langsam und mit viel Geduld kommen sie hinter Jerry Peterssons Geheimnisse …

Der dritte Band um die geniale Ermittlerin Malin Fors braucht viel Anlaufzeit, um den Leser zu fesseln. Die Idee, die hinter dem Fall steckt, erschließt sich nur ganz langsam und ist am Ende schon ziemlich weit hergeholt, dennoch hat besonders Malins Geschichte durchaus ihren Reiz und lässt einen bei der Stange bleiben.


Stil und Sprache
Wie schon erwähnt kommt der Krimi recht langsam in Schwung, und auch wenn auf dem Cover „Thriller“ steht, ist das wohl eher eine Art Mode-Erscheinung und in diesem Fall nicht wirklich ernst zu nehmen. So gibt es hier viel mühsame Ermittlungsarbeit und wenig echte Action, geschweige denn, dass Mons Kallentoft sich um ein großes Finale bemüht hätte. Stattdessen legt er den Focus eindeutig auf das Seelenleben und die Alkoholabhängigkeit seiner Protagonistin, welche immer mehr die Oberhand gewinnt in Malin Fors’ Leben. Waren die Abstürze bisher eher Randereignisse, so muss Malin dieses Mal permanent gegen ihre Sucht kämpfen, was nicht zuletzt ihrer Ermittlungsarbeit schadet und eben auch eine Menge Schwung aus der Handlung nimmt.

Dafür hat Mons Kallentoft stilistisch wieder eine Menge zu bieten, nicht nur, dass er neben verschiedenen lebenden Personen auch das Mordopfer erzählen lässt, er geht auch immer wieder in die Vergangenheit einiger Charaktere zurück, so dass man sehr konzentriert bei der Sache bleiben muss, um alle Zusammenhänge zu verstehen. Dabei erzählt er überwiegend in der Gegenwartsform, aber nur Jerry Petersson berichtet aus der Ich-Perspektive, alle anderen in der dritten Person. Er verwendet immer wieder aussagekräftige Bilder und originelle Beschreibungen, so dass er mit Sicherheit die Aufmerksamkeit seiner Leser behält: „Malin Fors spürt ihr Herz klopfen, sie sieht es geradezu vor sich, schwarz und geronnen und kämpfend wie die Nacht da draußen.“ (Seite 13).


Figuren
Jerry Petersson erkennt sehr genau, wie es in Malin Fors aussieht und beschreibt es so: „Und dann du, Malin. Was sollen wir mit dir machen? Was sollen wir mit all dem Leben machen, das in dir stillsteht?“ (Seite 397). Er hat recht, denn Malin ist erstarrt nach ihrem letzten Fall, erstarrt vor Angst um ihre Tochter, erstarrt in ihrer unglücklichen Beziehung zu Ex-Mann Janne. Ihr privates Leben steht sehr im Mittelpunkt dieses Krimis und die begnadete Ermittlerin in ihr blitzt nur gelegentlich kurz hervor, wenn sie sich allmählich von einem ihrer Alkoholaussetzer erholt und wieder einen klaren Gedanken fassen kann. Mons Kallentoft versetzt sich perfekt in seine Figur hinein und bringt sie dem Leser so nahe, wie man ihr nur kommen kann.

Auch die anderen Figuren bekommen schnell ein Gesicht, sei es Tove, Malins Tochter, die nur schwer mit der Krankheit ihrer Mutter umgehen kann, sei es Zeke, ihr Kollege, der hin- und hergerissen ist zwischen dem Wunsch, Malin zu helfen und der Angst, sich sie durch einen „Verrat“ zur Feindin zu machen. Sie alle sind sehr komplex aufgebaut und bilden ein dichtes Geflecht von Beziehungen, das sicher auch noch im nächsten Band einiges an Stoff hergibt.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch zeigt auf dem Cover die gewundenen Spitzen eines Zauns vor weißem Hintergrund. Wie schon beim zweiten Band der Reihe ist das Motiv mit großen Blutspritzern versehen, ein rotes Lesebändchen ergänzt das stimmige Farbkonzept. Innen ist das Buch in drei große Teile unterteilt, die wiederum aus insgesamt 74 recht kurzen Kapiteln bestehen. Außerdem gibt es einen Prolog sowie einen Epilog.


Fazit
Der Thriller ist in Wahrheit keiner, der Krimi bleibt sehr zurückhaltend, aber der Roman hat einiges zu bieten. „Blutrecht“ ist nur etwas für Krimileser, die neben einem Fall und dessen Aufklärung auch Sinn für das Drumherum sowie Gefallen an einer besonderen Sprache haben. Diejenigen aber, die sich darauf einlassen wollen, werden wohl nicht enttäuscht werden.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt

Backlist:
Band 1: Mittwinterblut
Band 2: Blut soll euer Zeichen sein

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