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Ein Mann, eine Klippe. Viele Frauen.
Stellen Sie sich vor, Sie hatten gehofft, Ihre Frau durch einen Schubs von einer Klippe endlich loszusein – nur um sie kurz darauf quicklebendig im Wohnzimmer vorzufinden.
Stellen Sie sich vor, Sie bekommen schließlich heraus, dass Sie in Wahrheit die Frau des Dorfinspektors in die Tiefe gestoßen haben – und landen im Knast.
Und nun stellen Sie sich vor, nach vier Jahren Haft taucht Ihre Gattin im Gefängnis auf, um Sie zu entlasten – an ihrer Seite die tot geglaubte Frau des Dorfinspektors …

 

Fischnapping 

Originaltitel: Rump Stake
Autor: Tim Binding 
Übersetzer: Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
Verlag: mare
Erschienen: 14.02.2011
ISBN: 9783866481329
Seitenzahl: 334 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Al Greenwood scheitert auf voller Linie. Statt, wie ursprünglich geplant, seine Frau Audrey von den Klippen zu stürzen, ist es ausgerechnet die Frau des Dorfinspektors, die sein Opfer wird und für deren Ermordung er anschließend vier Jahre einsitzt. Doch dann erhält er einen überraschenden Besuch von seiner Frau Audrey und deren neuen Freundin, Michaela Rump, die totgeglaubte, ehemalige Frau des Dorfinspektors. Audrey entlastet Al und gesteht zudem auch noch den Mord an Miranda, der unehelichen Tochter, die sie mit einem Stein erschlagen hat. Al kehrt zurück in sein Dorf, seinen Bungalow, und versucht sein völlig chaotisches Leben wieder zu ordnen. Er lebt seine im Knast entdeckte künstlerische Ader aus, beginnt mit der Herstellung von riesigen Fischskulpturen und widmet sich seinem Lieblingsspiel Scrabble. Sicher ist, dass er damals eine Frau von den Klippen gestoßen hat, wer aber war sie? Zufälligerweise hat Michaela genau diese Frau auf den Berg hochsteigen sehen, hat sogar mit ihr gesprochen. Doch Al soll ihr einen Gefallen tun - den Koi im Teich ihres ehemaligen Mannes, des Dorfinspektors Adam Rump, entwenden, um ihn erpressen zu können -, erst dann verspricht sie ihm die Auflösung des Rätsels. Dann taucht auch noch Als eheliche Tochter Carol aus Australien auf, mit dem einzigen Ziel ihn zu überführen. Sie ist überzeugt, dass er ihren früheren Verlobten Robin Parker bei einem gemeinsamen Campingausflug ebenfalls in die Tiefe gestoßen hat.


Stil und Sprache

Tim Binding schreibt in einer sehr lockeren, von schwarzem Humor und Situationskomik geprägten Sprache. Trotz der eher dürftigen Geschichte gelingt es ihm, den Leser von Anfang bis Ende bei der Stange zu halten. Er schreibt aus der Ich-Perspektive seines Protagonisten, lässt die Geschichte so kurios und verrückt erscheinen, wie sie Al auch erfährt. Seine Sprache ist einfach, die Kapitel kurz, seine Gedankengänge oft zum Schmunzeln. Es ist seine ganz spezielle Sicht der Dinge -, mal kalt und berechnend, dann wieder väterlich besorgt, unkoventionell, auch platt und vulgär -, die den Leser erstaunt. Sicherlich ist "Fischnapping" inhaltlich gesehen keine überzeugende Kriminalgeschichte, dennoch erscheint sie lesenswert, da Al in seiner Verrücktheit und besonderen Art durchaus sympathisch beim Leser ankommt und es fast durchweg Spaß macht, seinen ebenso verrückten Gedankengängen und den sich daraus ergebenden Handlungen zu folgen.


Figuren

Im Mittelpunkt steht Al Greenwood, Taxifahrer in einem kleinen Fischerdorf und zugleich mehfacher Mörder, verurteilt und dann wieder rehabilitiert, am Beginn eines neuen Lebens in Freiheit. Doch die alten Geschichten holen ihn ein. Er erscheint dem Leser recht sympathisch, trotz seiner lässigen und unheimlichen Art, wie er mit unliebsamen Zeitgenossen umgeht, sie so einfach beiseite räumt. Hier kennt er keine Grenzen, sei es seine eigene Frau oder der Verlobte seiner Tochter. Auch nimmt er es nicht so genau, mit wem er welches Verhältnis hat, welche Lügengeschichten er wem auftischt und wie er sich aus kniffligen Situationen egal mit welchen Mitteln wieder herausmanövrieren kann.
Audrey, Als Ehefrau, wird lesbisch und beginnt ein Verhältnis mit Michaela Rump, geht mit dieser auf große Fahrradtour, nachdem sie kurz mal Als uneheliche Tochter Miranda mit einem Stein erschlagen hat. Sie lässt Al trotz besseren Wissens ganze vier Jahre im Knast unschuldig versauern, bis sie Gewissensbisse plagen und sie sich stellt. Ähnlich skrupellos und nicht weniger überraschend agiert dann auch Michaela Rump, die nun wiederum Pläne schmiedet, ihren Ex-Ehemann mit Hilfe von Al zu erpressen. Al und Audreys gemeinsame Tochter Carol beklagt den Tod ihres Verlobten Robin Parker, ist fest überzeugt, dass Al ihn in die Tiefe gestürzt hat, und versucht ihn nach Jahren zu überführen. Auch hier zeigt sich ein sehr angespanntes, von Intrigen und Unwahrheiten geprägtes Vater-Tochter-Verhältnis, das aber wiederum so ins Humoristische und Überzeichnete gezogen wird, dass es dem Leser schon wieder schwerfällt, hier jemandem böse zu sein.

Generell sind alle Charaktere maßlos überzeichnet. Hier geht es nicht um Darstellung real nachvollziehbarer Persönlichkeiten. So überspitzt und humorvoll wie möglich wird dem Leser eine verrückte und dennoch dem Alltag entnommene Welt vorgezeichnet, die nicht schockieren oder unglaublich spannend sein will, sondern einfach komisch und unterhaltend. 


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch hat ein Cover, das recht gut zum Inhalt passt. Es zeigt Klippen am Meer, mit einer Brücke dazwischen und einem Auto darauf, sowie ein schwimmender Fisch im gelben Hintergrund. So bizarr und unrealistisch das Cover zusammengestellt wurde, vermittelt es jedem Betrachter gleich die Vorahnung, dass es sich hier nicht um eine ernsthafte Story handeln wird.


Fazit

"Fischnapping" ist sicherlich kein Roman mit Tiefgang. Man sollte sich keine großen Gedanken zum Inhalt machen, einfach die Situationskomik und die geschilderten Absonderlichkeiten genießen, dann kann man sich für einige Stunden ganz gut damit unterhalten. Als Urlaubslektüre zu empfehlen.


3 5 Sterne


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