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Als der Fotograf Remington James am späten Nachmittag in die Wälder Floridas aufbricht, hat er eigentlich nur ein Ziel: den Schnappschuss seines Lebens zu machen. Er weiß nicht, dass ein gnadenloser Existenzkampf auf ihn wartet.

 

Selbstausloeser 

Originaltitel: Double Exposure
Autor: Michael Lister
Übersetzer: Barbara Christ
Verlag: Hoffmann und Campe
Erschienen: 29.08.11
ISBN: 978-3-455-40328-2
Seitenzahl: 240 Seiten

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Die Grundidee der Handlung

Remington James ist nach dem Tod seines Vaters an seinen Geburtsort zurück gekehrt, um dort seine Mutter zu pflegen und das Geschäft seines Vaters weiter zu führen. Dabei findet er zu seiner alten Leidenschaft, der Fotografie, zurück. Eines Nachmittags macht er sich auf den Weg in den Wald, um die Bilder seiner dort installierten Kamerafalle zu betrachten, doch was er auf der Speicherkarte entdeckt, sind die Bilder eines Mordes. Bevor Remington eine Chance hat, seine Gedanken zu sortieren, hat der Mörder ihn entdeckt. Eine Jagd quer durch die Wälder Floridas beginnt, eine Jagd auf Leben und Tod.

Die Idee ist nicht sonderlich neu und dürfte in ähnlicher Form aus dem 1998 erschienenen Film „Der Staatsfeind Nr. 1“ von Regisseur Tony Scott bekannt sein, in dem die Videokamera eines Ornithologen zufällig einen Mord aufzeichnet. Leider hapert es bei „Selbstauslöser“ nicht nur an der Uneigenständigkeit der Grundidee – das wäre sicherlich noch zu verschmerzen -, sondern auch an der Umsetzung.


Stil und Sprache
In der dritten Person Präsens erzählt, startet das Buch sehr distanziert, den Namen der Figur, der der personale Erzähler über die Schulter und in deren Kopf er schaut, erfährt der Leser erst auf Seite 11: Remington.

Das Buch ist nicht direkt in einzelne Kapitel unterteilt, sondern vielmehr in zahlreiche sehr kurze bis kurze Abschnitte, getrennt durch mehrere Leerzeilen und ein Kapitälchen. Der Schreibstil wirkt über weite Strecken abgehackt, teilweise auch unzusammenhängend, werden doch nicht selten lediglich einzelne Worte aneinander gereiht, wie zum Beispiel auf Seite 9:
Realistisch. Praktisch.
Ausbildung. Arbeit. Aufgaben.
Hochzeit. Hypothek.
Zu dieser beinahe schon stakkato-artigen Schreibweise stehen die detaillierten Beschreibungen der Umgebung fast schon in krassem Gegensatz, teilweise wartet der Autor sogar mit sehr schön geschriebenen, emotionsgeladenen Zeilen auf, die jedoch viel zu schnell vergehen und in den wenig mitreißenden Schreibstil übergehen. Dialoge werden lediglich durch Spiegelstriche, aber nicht durch Anführungszeichen und nur sehr selten durch erläuternde Beschreibungen wie „sagte er“ etc. vom Fließtext abgegrenzt. Selbst diese Gespräche strahlen eine Distanz und Emotionslosigkeit aus, die gerade in Anbetracht der Umstände unglaubwürdig ist.

Michael Lister springt im Verlauf der Handlung häufig zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her, ohne zeitliche Angaben, ohne dass sich die Zeitform (Präsens) ändert - das kann schon mal verwirrend sein. Auch erreicht der Autor damit nicht den sicherlich beabsichtigten Zweck, dem Leser seine Hauptfigur nahe zu bringen. Zwar erfährt man dadurch einiges über ihn, seine Frau und seine Eltern, dennoch wird man emotional nicht einbezogen. Remington bleibt dem Leser fremd, man nimmt keinen Anteil an seinem Schicksal. Zudem nehmen die ständigen Rückblenden der gegenwärtigen Handlung das letzte bisschen Tempo, bremsen die eh kaum vorhandene Spannung aus. Auch als alles dem Höhepunkt entgegen strebt, wird der Leser nicht gepackt und so liest man selbst die letzten Seiten des Buches nicht der Geschichte wegen, sondern um das Buch endlich zum Abschluss zu bringen.


Figuren
Die Figuren sind nicht gerade eine Stärke des Autors, was sicherlich zu der Distanziertheit des Lesers zum Geschehen beiträgt. Selbst die Hauptfigur bleibt blass und unscheinbar – und das, obwohl der Leser sie nahezu das ganze Buch über begleitet. Mit dem Verlauf der Handlung lernt man Remington James zwar ein wenig besser kennen, erfährt etwas über die Beziehung zu seiner Frau Heather und zu seinen Eltern, dennoch ist es dem Leser nicht möglich, sich mit ihm zu identifizieren oder auch nur mit ihm zu hoffen, zu bangen und zu leiden. Sein Verhalten ist bei weitem nicht immer nachvollziehbar und erschwert es zudem, mit ihm ‚warm zu werden‘. Die weiteren Figuren stolpern nicht weniger farblos durch das Buch, ihre Motive werden bis zum Schluss nicht erläutert.


Aufmachung des Buches
Der Schutzumschlag des gebundenen Buches ist reißerisch und bedrohlich, will aber nicht zum Inhalt passen. Das Buch selbst ist Schwarz gehalten, ein Lesebändchen sucht man vergebens. Der Text der Buchrückseite macht neugierig, auf der vorderen Klappe des Umschlags ist eine umfangreichere Zusammenfassung der Handlung abgedruckt, die hintere Klappe bietet Platz für Informationen zum Autor Michael Lister.


Fazit
Spricht der Verlag von einer „quälend langen Nacht, die zum gnadenlosen Existenzkampf wird“, so entpuppt sich dieser Thriller als ein – trotz der geringen Seitenzahl – quälend langes Buch, das das Durchhaltevermögen des Lesers mehr als fordert.


1 Stern


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