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Kategorie: Horror

Als sein kranker Freund entführt wird, macht sich Odd Thomas fieberhaft auf die Suche nach ihm. Die Spur führt in ein ausgebranntes Casino in der kalifornischen Wüste. Eine mörderische Falle, wie sich bald herausstellt ...

 

  Autor: Dean Koontz
Verlag: Heyne
Erschienen: 03/2008
ISBN: 978-3-453-26536-3
Seitenzahl: 367 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Odd Thomas lebt in einem kalifornischen Provinznest und ist auf den ersten Blick ein freundlicher, normaler, junger Mann mit einem ordentlichen Job als Grillkoch. Aber Odd verfügt über eine außergewöhnliche Fähigkeit: Er kann die Toten sehen. Manchmal suchen sie ihn auf, damit er ihnen hilft, etwas zu vollenden, was sie selbst auf Erden nicht mehr geschafft haben.
Als eines Tages Dr. Jessup, der Vater seines besten Freundes, als Geist bei ihm zu Hause auftaucht, vermutet Odd augenblicklich eine furchtbare Botschaft. Tatsächlich stellt sich heraus, dass Dr. Jessup brutal ermordet und sein kranker Sohn Danny offensichtlich entführt wurde.
Dank seiner besonderen Kräfte gelingt es Odd, die Spur Dannys aufzunehmen. Seine Suche führt ihn an einen Ort der Verdammnis und des Todes; ein zerstörtes Casino, das von Geistern bevölkert ist. Doch schlimmer noch als die Toten sind die Lebenden: Im Casino lauert nämlich bereits die Entführerin Datura, die einen blutrünstigen Plan hegt. Für sie ist Danny nur der Köder – eigentlich hat sie es auf Odd abgesehen ...


Stil und Sprache
Das Buch ist in der Ich-Form aus der Sicht von Odd Thomas erzählt. Wie auch schon im ersten Buch, erweckt Odd hier wieder den Eindruck, die ganze Geschichte als eine Art Manuskript nieder zu schreiben. Auch hier erzählt Odd Thomas seine Erlebnisse von einem einzigen Tag. Es gibt keine langen und verwirrenden Vorreden, er wacht auf, mitten in der Nacht und die Geschichte nimmt ihren Lauf. Der Leser wird ziemlich zügig mit Odds Fähigkeit, die Toten sehen zu können, konfrontiert. Allerdings hatte ich hierbei das Gefühl, der Autor geht davon aus, dass die Mehrzahl der Leser Odd Thomas und seine Fähigkeit schon aus „Die Anbetung“ kennt. Daher fällt die Beschreibung etwas dürftig aus. Auf die anderen Ereignisse, die im 1. Band mit Odd Thomas stattgefunden haben, geht der Autor nur in kleinen, wohldosierten Häppchen ein.

Alles andere beschreibt der Autor hingegen sehr ausführlich, in manchmal ziemlich verschachtelten Sätzen. Überraschende Wendungen tauchen häufig in Nebensätzen auf. So gibt es z.B. eine knappe halbe Seite über einen Wasserstandsanzeiger und im letzten kleinen Nebensatz erfahren wir, dass sich eine Leiche am Pfosten verfangen hat.
Zur Freude des Lesers verwendet Koontz viele bildhafte Vergleiche. In einer Szene liegt Odd, von einer Elektroschockpistole getroffen, am Boden und imitiert eine zertretene Kakerlake. Es fiel mir nicht schwer, diese Szene vor meinem inneren Auge entstehen zu lassen.
Insgesamt kommt die ganze Geschichte etwas farblos und dünn daher. Da Odd sich alleine auf den Weg macht, um seinen Freund zu retten, ist der Leser die meiste Zeit allein mit ihm und seinen Gedanken. Die Sache ähnelt stellenweise einer Schnitzeljagd für Kinder. Eine richtige Spannung kommt, wenn überhaupt, nur zum Schluss auf.
Einige Fragen bleiben offen, z.B. der Tod des Schlangenmenschen. Da hätte ich mir die ein oder andere plausible Erklärung gewünscht.


Figuren
Odd Thomas ist wieder da. Er ist nicht mehr ganz so unbedarft, hat er doch einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen müssen. Seit diesem denkwürdigen Ereignis sind sechs Monate vergangen.
Seinen Job als Grillkoch hat er noch nicht wieder angetreten. Erst nach und nach versteht der Leser, der „Die Anbetung“ nicht gelesen hat, was Odd zu schaffen macht.
Natürlich ist auch Elvis wieder mit dabei. Die anderen, inzwischen schon bekannten Charaktere aus Pico Mundo tauchen leider nur am Rande auf.
Dann sind da noch Datura, die Entführerin von Danny, und ihre Spießgesellen. Diese Figuren machen auf mich den Eindruck, als hätte der Autor nicht richtig Lust gehabt, sich näher mit ihnen zu befassen.
Ihre Motive bleiben lange im Dunkeln. Das ist zum Aufbau von Spannung nicht schlecht, aber hier wirkt das Motiv wie an den Haaren herbei gezogen, als es dann endlich klar wird.
Die Art, wie sie dann letztendlich aus dem Leben scheiden, ist einfach nur merkwürdig und eines Dean Koontz nicht würdig. Da haben wir schon wesentlich bessere Sachen von ihm gelesen.


Aufmachung des Buches
Der Hintergrund des Covers ist schwarz. Im oberen Drittel ist ein Insekt, ich denke, es ist eine Fliege, abgebildet. Sie sieht irgendwie durchsichtig aus. Der Name des Autors und der Titel stehen darunter. Ich habe keine Ahnung, was eine Fliege mit dem Inhalt dieses Buches zu tun haben könnte. Die einzige Erklärung, die ich mir vorstellen kann, ist die, dass die letzten bei Heyne erschienen Bücher von Koontz alle Insekten auf dem Cover haben. Das hat wohl weniger mit dem Inhalt sondern mehr mit dem Wiedererkennungsfaktor der Bücher zu tun.
Auch der Titel „Seelenlos“ ist nicht treffend. Soll damit gesagt sein, dass Datura seelenlos sei? Ich habe keine Ahnung, Odd Thomas ist es jedenfalls nicht. Wie schon beim ersten Band gefällt mir auch hier der Originaltitel besser. Er lautet „Forever Odd“.

Das Buch ist in 63 ziemlich gleichlange Kapitel eingeteilt.


Fazit
„Seelenlos“ schließt relativ nahtlos an „Die Anbetung“ an, kommt aber in keiner Weise an die Spannung heran. Die ganze Geschichte bleibt blass und farblos. Lediglich zum Schluss ist ein leichter Anstieg der Spannungskurve zu merken. Ich sehe das Buch nur als Durchgangsstation zu Teil 3 „Schattennacht“.


3 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Die Anbetung