Vor Jahrhunderten erlitt die schöne Agata in Palermo ein furchtbares Schicksal: Weil sie sich den Avancen eines römischen Konsuls widersetzte, wurde sie in den Kerker geworfen und schrecklich bestraft. Bis heute wird sie in Sizilien als Heilige verehrt. Zu ihrem Namenstag werden Ricottaküchlein gebacken, welchde die Form weiblicher Brüste haben. Die Großmutter der kleinen Agatina macht diese "Minne die Sant'Agata" nach einem besonders köstlichen Geheimrezept. Und während sie in der Küche hantieren, erzählt die Großmutter ihrer Enkelin die archaischen Lebens- und Liebensgeschichten ihrer Vorfahren. Agatina ahnt noch nicht, wie wichtig die "Minne die Sant'Agata" einmal für sie werden wird.
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Originaltitel: Il conto delle minie |
Die Grundidee der Handlung
Agatina hat es nicht leicht. Sie wird als Mädchen hin und her geschoben, findet aber eine wichtige Stütze in ihren Großmüttern. Beim Küchlein backen - den Agatenküchlein, die an die Brüste der Heiligen erinnern sollen - erfährt sie die Geschichte ihrer Vorfahren. Gepaart mit ihren eigenen Erlebnissen ergibt dies ein turbulentes Bild zweier sizilianischer Familien. Allerdings zeigt es auch die Emanzipation einer jungen Frau, die ein Bein in der modernen Zeit und das andere in den Traditionen hat. Giuseppina Torregrossa hat die Geschichten der Familien und auch jene von Agatina selber wunderbar eingefangen und zu einem bunten Kaleidoskop zusammen gesetzt. Dies verlangt zwar eine größere Aufmerksamkeit um zu verstehen, wovon gerade die Rede ist, vermittelt aber süditalienisches Flair. Auf keinen der Charaktere - vielleicht mit Ausnahme der Protagonistin - hat die Autorin zu viel Gewicht gelegt, so dass eine verträgliche, humorvolle, bisweilen groteske und an anderen Stellen bezaubernde Geschichte entstanden ist. Chapeau!
Darstellung des Hörbuchs
Ursula Berlinghof liest, als würde sie selber in der Küche von Agatinas Grossmutter stehen und im Küchleinteig rühren. Besonders gelungen ist ihr die stimmliche Variation, mit der sie das Wissen der alten Frau wiedergibt. Oder die smarte Redensweise der Onkels und anderen zwielichtigen Gestalten.
Auf jeden Fall kann die Sprecherin mit dem Inhalt umgehen, wie sie unter Beweis stellt. Sie gibt sich engagiert und interessiert und überzeugt auch bei Passagen, die etwas mehr Geduld brauchen, um dran zu bleiben. Gekonnt spiegelt sie die sizilianische Lebensweise wider, passt ihre Stimme dem jeweils Sprechenden an und haucht so den Gestalten Leben ein. Dadurch macht sie auch mühelos vergessen, dass bei diesem Hörbuch auf jegliche musikalische Note verzichtet worden ist. Abwechslung bietet sie alleine durch die Stimmvariationen und den Wechsel des Lesetempos.
Aufmachung des Hörbuchs
Für dieses Hörbuch verdient der Verlag ein großes Kompliment. Nicht nur, dass er eine amüsante Geschichte auf eine hervorragende Art präsentiert. Es werden auch etliche Extras geliefert. Einmal ist die gewöhnliche Audio-Version mit der MP3-Version gekopelt - es werden also beide Versionen ohne Aufpreis in einer Box geliefert. Dann aber ist auch das Begleitheft massiv aufgewertet worden, indem das Rezept für die originalen Agata-Küchlein enthalten ist. Es lädt zum Nachbacken und Wiederhören des Hörbuchs ein. Letztlich wird alles in einer stabilen und handlichen Box präsentiert, jede CD in eine eigene kleine Klarsichthülle gepackt. Hier wird was geboten für den Preis.
Fazit
Wer bereit ist, trotz unzähligen Protagonisten und einem bunten Strauß von Handlungssträngen bei der Sache zu bleiben, bekommt hier ein üppiges Portrait von Sizilien geliefert. Wunderbar gelesen von Ursula Berlinghof und sehr schön ausgestattet vom Verlag. Eine Mischung, die sich nicht nur bestens als Geschenk eignet, sondern auch, um sich selber ein wenig zu verwöhnen. Und wer gerne backt, wird sicher schnell einmal ein Blech Küchlein in den Ofen schieben.
Hinweise
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