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Liebe, Sex und Intrigen - und das alles geprägt durch eine faszinierende Atmosphäre.

"In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt - in der Route des Maisons Rouges wird beides exerziert!"

 

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Originaltitel: Route des Maisons Rouges, Vol. 1-4
Autor: Dario Castiello, Giuliano Monni & Mario Donisi
Übersetzer: Monja Reichert
Illustration: Vincenzo Cucca, Livia Pastore
Verlag: Splitter
Erschienen: März 2011
ISBN: 978-3-86869-257-0
Seitenzahl: 192 Seiten
Altersgruppe: ab 16 Jahre (Empfehlung der Rezensentin)

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Die Grundidee der Handlung
In Frankreich existiert eine Straße, auf der sechs Freudenhäuser nebeneinander liegen, die sogenannte Route des Maisons Rouges. Dort werden alle Träume erfüllt - sei es von sexy Squaws, stolzen Westernladies, kühlen Eisfeen, spacigen Cybergirls, aristokratischen Geishas oder wilden S/M-Dominas. Normalerweise herrscht Konkurrenzkampf zwischen den Häusern, der sich aber in Grenzen hält. Nicht aber, seit der Bürgermeister den neuesten Erlass des Gouverneurs bekannt gegeben hat: Eines der Häuser soll wegen dem Bau eines Casinos schließen. Natürlich treten die Damen mit harten Bandagen gegeneinander an, denn das Haus, das am Ende des Monats den niedrigsten Umsatz vorzuweisen hat, muss dicht machen. Als sie aber dahinterkommen, dass der Bürgermeister ein abgekartetes Spiel spielt, das sich gegen sie alle richtet, müssen sie zusammenhalten.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Der wunderschöne Band beinhaltet die vier Einzelgeschichten aus dem Italienischen. Dabei wurde die Geschichte aber aufeinander aufgebaut, so dass es sich anbietet, sie hintereinander zu lesen. Die Machenschaften des Bürgermeisters und das langsame Zusammenwachsen der Mädchen untereinander und gegen die Bürokratie ist sehr schön zu beobachten. Vor allem bei solch atemberaubenden Zeichnungen.

Das GG Studio, unter dem sich u.a. die Autoren und Zeichner dieses Werkes zusammengeschlossen haben, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Synergien zu kreieren, um Comics und Figuren für den italienischen, französischen und amerikanischen Markt zu erstellen.

Bereits auf dem ersten Panel wird die magische Atmosphäre klar, in der sich die Häuser befinden, die sich bereits im Äußeren unterscheiden. So wie die Gebäude gibt es auch bei den Frauen unterschiedliche Kleidungen. Damit können sie jederzeit ihrem Haus zugeordnet werden. Die Geishas tragen Kimonos und besitzen schräggestellte Augen, sowie samtig schwarze Haare. Die Dark Ladies tragen meist Korsette und hochhackige Schuhe, sowie Peitschen oder mit Nieten versehene Halsbänder. Die Western-Mädchen haben Kleidung, die durch Fransen und Kropfbänder aussieht wie damals im Wilden Westen. Die Cybergirls flechten Kabel oder ähnliches in ihre Haare und tragen futuristische Anzüge. Die Squaws sehen wirklich wie Indianerinnen aus, und die Eisladies besitzen filigrane Flügel, sowie meist komplett weiße Kleidung und Haare. Die wenigen Männer, die auftreten, sind sehr verschieden dargestellt. Detective Giliani ist ein großer Mann mit kurzen blonden Haaren und einem sanften Gesicht, der Bürgermeister ein kleiner Giftzwerg mit dicker Nase, Professor Gunter ein weißhaariger, leicht verwirrt wirkender Mann mit Brille.

Einzelne Figuren, die die Hauptrollen übernehmen, sind vor allem Elizabeth, die Herrin der Western Ladies, sowie Goldie, eine junge Frau, die zwischen allen Stühlen steht. Auch die anderen Herrinnen der Häuser treten immer wieder auf und sind leicht zu erkennen. Die Figuren erhalten dabei im Gegensatz zu ihrer Umgebung keine schwarzen Rahmenlinien, sondern farblich abgestimmte, die sich mit der jeweiligen Haar-, Haut- oder Kleidungsfarbe ergänzen. Dadurch wirkt der Comic mehr als einmal wie eine Abfotografie eines Zeichentrickfilmes. 

Die Hintergründe wurden perfekt ausgearbeitet. Jedes einzelne Panel besitzt ausgefeilte Darstellungen, die wunderbar zu den jeweiligen Häusern oder der Umgebung der Mädchen passen. Da die Häuser so unterschiedlich sind, konnten sich die Zeichner wirklich verausgaben. Bereits durch die Farbwahl und das Ambiente ist immer klar, wo sich der Leser gerade aufhält. Auch die Schattenwürfe tragen sehr dazu bei, die Spannung hoch zu halten. Speedlines gibt es keine, dennoch gelingt es, Bewegungen und Angriffe gut sichtbar zu machen. Die Sprechblasen sind gut zu lesen, genauso wie die beschreibenden Kästen, die aus Sicht eines sehr poetisch begabten Erzählers in die Handlung einführen oder Hinweise darauf geben, wo man sich befindet.

Die Seitenaufteilung ist klar, und nur manchmal werden die Panels durch schwarze statt weiße Stege getrennt. Mitunter bricht eine Sprechblase oder auch eine Figur aus den Panels aus, das lockert aber nur die Handlung auf, statt verwirrend zu sein. Geräuschworte gibt es keine; sie sind aber auch nicht notwendig, denn die Bilder und Dialoge sprechen für sich.


Aufmachung des Comics
Das Cover des gebundenen und mit einem Schutzumschlag versehenen Comics zeigt die sechs Herrinnen der Häuser auf einem herzförmigen roten Kissen, umgeben von herabfallenden Blüten. Das Logo des Titels wurde dem Jugendstil nachempfunden, was sich auch im Comic selbst wiederholt, dazu gleich mehr. Nimmt man den Umschlag ab, sieht man genau die gleiche Aufmachung, allerdings in Glanzoptik, was dem Comic mit oder ohne Umschlag etwas wertvolles verleiht. Auf der vorderen Umschlagklappe befindet sich eine kurze Erklärung, was das GG Studio ist, aus dem die Zeichner stammen. Die hintere Klappe wurde bis auf das Logo leer gelassen. Auf der Rückseite befindet sich eine Illustration von Goldie und Elizabeth im Jugendstil-Design, die lasziv in die Kamera blicken und die Kleidung des Western-Hauses tragen. Daneben befindet sich die knappe Einleitung.

Schlägt man das Comic auf, wird der Leser von einem sehr schönen hellblauen Vorsatzpapier empfanden, auf dem sich erneut das Titellogo befindet. Jedes Buch (Kapitel) wird durch einen schmalen Streifen auf einer Seite eingeläutet, auf dem sich die Zeichner und Autoren befinden. Später folgt dazu noch eine jeweils einseitige Farbillustration, bevor das neue Kapitel beginnt. Am Ende folgt ein Anhang mit Skizzen, die dem Leser einen Einblick in den Schaffensprozess bis zur fertigen Seite geben. Dazu gibt es Kommentare der Zeichner. Im Anschluss gibt es nochmal farbige und schwarzweiße Vorzeichnungen und Skizzen der Figuren.


Fazit
Für den Preis, den der Comicfan hier bezahlt, erhält er ein wahres Schmuckstück. Die Zeichnungen sind eine Augenweide und die Geschichte abgedreht, aber interessant genug, dass man gerne am Ball bleibt. Das wunderschön aufgemachte Comic sollte in keiner Sammlung fehlen - zumindest nicht bei denen, die ihre Handlung mit einem kleinen Schuss Erotik aufgepeppt haben wollen.


5 Sterne


Hinweise
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