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Idylle oder Abgrund – nichts ist so, wie es scheint

Die 17-jährige Haley McWaid, Vorzeigeschülerin und Liebling ihrer stolzen Eltern, verschwindet von einem Tag auf den anderen spurlos. Eine verzweifelte Suche beginnt. Dann endlich, scheint der Täter gefasst – doch oft ist nichts so, wie es scheint, und die Wahrheit führt ganz nah an den Abgrund …

 

In_seinen_Haenden 

Originaltitel: Caught
Autor: Harlan Coben
Übersetzer: Gunnar Kwisinski
Verlag: Page & Turner
Erschienen: 10. Januar 2011
ISBN: 9783442203710
Seitenzahl: 444 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Newark, New Jersey: Wendy Tynes, Reporterin für den Fernsehsender NTC News, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Pädophile vor der Kamera in eine Falle zu locken und auf frischer Tat zu überführen. So auch den als Sozialarbeiter tätigen Dan Mercer. Doch dieses Mal läuft es anders. Dan wird vor Gericht freigesprochen, bleibt aber in den Augen der Gesellschaft schuldig. Wendy kommen Zweifel. Ist sie mit Schuld an der Vorverurteilung Dans? Und hat dieser überhaupt etwas mit dem Verschwinden der 17-jährigen Haley zu tun? Auch der Sender zieht seine Konsequenzen, entlässt Wendy kurzfristig. Sie ermittelt auf eigene Faust weiter, findet den untergetauchten Dan in einer Wohnwagensiedlung und will ihn zur Rede stellen. Doch Ed Grayson, pensionierter US-Marshall und Vater eines vermutlich ebenfalls von Dan sexuell missbrauchten Sohnes, findet sich mit dem Gerichturteil nicht ab und scheint Rache nehmen zu wollen, schießt vor den Augen Wendys mehrfach auf Dan und schafft ihn beiseite. Ist damit der Schuldige endgültig bestraft, sein weiteres Handeln gestoppt oder war alles ein furchtbares Missverständnis? Auch Ed Grayson wird laufen gelassen, man kann ihm nichts nachweisen, da Leiche und Mordwaffe fehlen. Und wo ist Haley? Ist sie noch am Leben? Und wie kann man sie finden, wenn der Täter nicht mehr zu befragen ist?


Stil und Sprache

Harlan Coben schreibt in der dritten Person meist aus Sicht seiner Protagonistin, der Reporterin Wendy Tunes, und lässt den Leser an deren Ermittlungen teilhaben. Seine Sprache ist sehr ausdrucksstark. Er beschreibt emotional und im Detail die Gefühle und Beweggründe seiner Figuren, immer wieder gespickt mit allgemeingültigen Lebensweisheiten und moralischen Grundwerten des Zusammenlebens. Das Buch liest sich in weiten Teilen weniger als Thriller, vielmehr als Roman und verliert sich oftmals in längeren Beschreibungen der Lebenserfahrungen seiner Hauptagierenden. Dafür ist es aber dennoch recht kurzweilig zu lesen.

Die Geschichte ist interessant und das Leben der Einzelnen, ihre Schicksale, recht faszinierend. Es fehlt eindeutig an situationsbezogener Spannung, aber der Verlauf der Geschichte, die immer klarer werdenden Zusammenhänge, dann wieder deren völlige Umkehrung und das doch recht überraschende Ende sind wirklich gut gelungen.


Figuren

Dem Autor gelingt es, die Figuren sehr umfassend und realistisch, sehr überzeugend darzustellen. Wendy Tunes, die Reporterin, die beruflich wie privat sehr ehrgeizig und zielorientiert handelt, erscheint aber auch sehr feinfühlig. Sie scheut sich nicht, Dingen auf den Grund zu gehen, auch wenn sie damit ihre berufliche Karriere wie auch ihre Reputation aufs Spiel setzt. Sie muss die Wahrheit finden und unternimmt alles dafür. Sie wirkt hier und da etwas zu perfektionistisch, ist zu stark trauernde Witwe und sich sorgende Mutter, aber dennoch nicht unsympathisch.

Dan Mercer, der Hauptverdächtige, als Kinderschänder vorverurteilt und mit recht wenig Chancen auf ein normales Leben, wirkt auch nach seinem Verschwinden zu Anfang der Geschichte im Hintergrund weiter. Er ist der treibende Punkt für Wendy, weiterzumachen, die Wahrheit herausfinden zu wollen.

Marcia und Ted Mc Waid, die Eltern der vermissten Haley, dann Jenna, die Exfrau Dan Mercer’s, Wendy’s Schwiegervater Pops, ihr Sohn Charlie, die ermittelnden Sheriffs Mickey Walker und Frank Tremont, Dans ehemalige Mitstudierenden, in erster Linie Phil Turnball, sie alle spielen nicht unwesentliche Rollen und werden ausführlich dem Leser vor Augen geführt. Jede Person erweist sich als Teil dieser kleinstädtischen Lebenswelt, trägt mit zu deren Zusammenhalt und letztendlich gemeinsamen Schicksal bei.
 

Aufmachung des Buches
Das 444 Seiten umfassende, recht großformatige Taschenbuch mit Klappeinband hat ein etwas irritierendes Cover. Es zeigt einen im Dunst liegenden Wald, das Gestrüpp am Boden mit roter Farbe überdeckt. Der Titel „ In seinen Händen“ ist meiner Meinung nach wie auch das Cover nicht ganz passend zur Story, führt den Leser in die falsche Richtung, denn über das Schicksal Haleys, ihr Erleben in den Händen des Täters, davon handelt das Buch nicht.


Fazit

Wer einen spannungsgeladenen Thriller mit viel Action und atemberaubenden Szenen erwartet, wird leider enttäuscht. Es handelt sich hier vielmehr um einen grundsoliden Roman mit raffinierter Handlungsführung und überraschenden Aufdeckungen sowie einem wirklich gelungenen Ende. Teilweise ein wenig langatmig, aber dennoch recht gute Unterhaltung zu den Themen Schuld, Vorverurteilung, Rache und Vergebung. Da es mein erstes Buch von Harlan Coben ist, kann ich keinen Vergleich zu seinen früheren Werken ziehen.


3 5 Sterne


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