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Das zweite Buch zum 25. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl schildert auf 238 Seiten erstmals die Entwicklung der Solidaritätsbewegung in ihrer europaweiten Dimension. Das Buch gibt Länderbeispiele aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Polen, Großbritannien, Irland und Spanien und berichtet über unterschiedliche Konzepte der Hilfe. Dr. Isolde Baumgärtner schildert die Solidaritätsbewegung in ihrem historischen Kontext und beschreibt auch die Entwicklung von der humanitären Hilfe bis zur Projektpartnerschaft.

Herausgegeben von Peter Junge-Wentrup, Geschäftsführer des IBB Dortmund. Redaktion: Dr. Isolde Baumgärtner, Marianne Wiebe und Ralph Jährling. Gestaltung: Grit Tobis. Mit einem Vorwort von Dr. Astrid Sahm.

 

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Autoren: I. Baumgärtner, K. Kalmbach, G. Metselaar, M. Przeperski, V. Mizzi, L. Walker, S. Walsh, M. G. Blazquez
Verlag: BoD Norderstedt
Erschienen: März 2011
ISBN: 978-3-8423-9857-3
Seitenzahl: 238 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Was ist 25 Jahre nach dem Reaktorunglück an Solidarität für die Bevölkerung in den Ländern, die der größten Strahlenmenge ausgesetzt waren, geblieben? Ist Tschernobyl noch im europäischen Gedächtnis? Wie wurde 1986 mit der Katastrophe umgegangen, einer Katastrophe globalen Ausmaßes? Bekanntlich macht Radioaktivität nicht vor politischen oder nationalen Grenzen halt, auch wenn es Länder wie zum Beispiel Frankreich gab, die mehr Furcht vor der „Atomangst“ ihrer Bürger hatten, als vor den gesundheitlichen Folgen. Frankreich gewinnt immerhin 80% seines Stroms aus den Atommeilern und dies ist somit eines der größten Wirtschaftsfaktoren des Landes. Erst nach und nach begann ein Umdenken im Land und zum 20. Jahrestag von Tschernobyl wurde dieser Katastrophe eine größere Aufmerksamkeit in der Bevölkerung zuteil als direkt nach dem Ereignis. Aber auch die Niederlande und Polen gingen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, zunächst gelassen damit um. Sie ließen wertvolle Zeit verstreichen, bevor die Regierungen ihre Bevölkerung überhaupt informierten.

In dem Buch wird aber nicht nur über die Wahrnehmung des Unglücks innerhalb der Länder berichtet, sondern in erster Linie über die vielfältige Hilfe aus den europäischen Ländern. So gibt es zum Beispiel in den am meisten von der Katastrophe betroffenen Ländern neben sozialen und medizinischen Projekten auch ökologische Maßnahmen, die zum größten Teil auf erneuerbare Energien, Energieeinsparung, aber auch auf Umwelterziehung im Zusammenhang mit sozialen Unternehmungen ausgerichtet sind.

Die sieben Autoren stehen alle in einer engen Verbindung zu Tschernobyl, entweder als Vorsitzender oder Gründer diverser Stiftungen für die Kinder von Tschernobyl, oder sie begleiten als Journalisten die Rezeption der nuklearen Katastrophe über die Jahre hinweg in ihren Ländern. Sie alle wollen ein Zeichen gegen das Vergessen setzen und versuchen, die Menschen zu bewegen, weiterhin den Fokus auf die Hilfen in der Region zu richten. In verständlichen Worten erklären die Experten dem interessierten Laien die Problematik im Umgang mit Verheerungen solchen Ausmaßes. Die Fülle an Informationen ist, trotz der vielschichtigen Herangehensweise, klar und übersichtlich strukturiert und gewährt einen Einblick in die Katastrophenpolitik der Länder, sowie in die ehrenamtlichen Hilfsorganisationen, die noch heute, 25 Jahre nach dem Unglück, mit den Folgen der Kontamination kämpfen.

Leider sind diese Hilfen in der breiten Öffentlichkeit nahezu unbekannt und der IBB Dortmund hat eine Wanderausstellung durch 30 deutsche Städte ins Leben gerufen, um speziell den Jüngeren, die die Reaktorkatastrophe nicht selbst erlebt haben und sich von dessen Ausmaßen keine Vorstellung machen können, eine Gelegenheit zu bieten, sich mit Zeitzeugen zu unterhalten oder auch die Bilder Lubrichts aus seinem neuen Bildband Verlorene Orte, die er in und um Tschernobyl gemacht hat, zu betrachten oder dessen Interviews mit den Liquidatoren zu lesen. Dennoch ist der Fokus hauptsächlich auf die Projekte der Solidaritätsbewegung gerichtet.

Das vorliegende Buch ist eine Ergänzung für alle, die mehr über die Ausmaße des Super-Gaus wissen und sich einen nachhaltigen Überblick über die mannigfaltigen Projekte verschaffen wollen.


Aufmachung des Buches
Das broschierte Buch entspricht in seiner nüchternen Aufmachung einem seriösen Sachbuch. Durch die übersichtliche Gliederung des Inhaltsverzeichnisses muss das Buch nicht in der Reihenfolge der aufgeführten Kapitel gelesen werden.

Die Darstellungen der sozialen Projekte werden mit farbigen Abbildungen ergänzt und verdeutlichen, wie essenziell diese Unternehmungen für die Menschen sind.


Fazit
Spätestens seit Fukushima ist auch Europa wieder sensibilisiert und denkt zwangsläufig auch an die Menschen in Belarus, Ukraine und Russland. Wer sich genauer damit auseinandersetzen möchte, dem sei dieses Buch empfohlen. Es ist ein guter Einstieg in die Hilfe vor Ort und bietet eine Einsicht in die europäische Wahrnehmung und den Einsatz der zumeist privaten Organisationen in einzelnen, ausgewählten Ländern.


4 Sterne


Hinweise
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