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C.V.T. im Dienste der Caesaren

52 v.Chr.: Gaius Volcatius Tullus, Offizier und Vertrauter Caesars, kehrt aus Gallien zurück nach Rom. Als Wanwalt will er sich neuen Herausforderungen widmen. Er verteidigt den Bauern Sextus Considius, der Haus und Hof verloren hat und unter Mordverdacht steht. Schon bald entdeckt Gaius, daß es um mehr als dieses Verbrechen geht. Da geschieht ein zweiter Mord ...

51 v.Chr.: Konservative Kräfte um Pompeius versuchen, Caesar in Gallien zu entmachten. Auch eine Theatergruppe gerät mit ihrer politischen Kritik zwischen die rivalisierenden Fronten. Während einer Aufführung ereignet sich ein dramatischer Zwischenfall ...

 

Ich_fordere_Gerechtigkeit 

Autor: Hans Dieter Stöver
Verlag: Bocola
Erschienen: Januar 2009
ISBN: 978-3-939625-10-0
Seitenzahl: 480 Seiten



Die Grundidee der Handlung

In "Ich fordere Gerechtigkeit" sucht sich Gaius nach seiner Rückkehr aus Gallien eine neue Beschäftigung. Durch Alexander, seinen Sklaven, trifft er auf Sextus Considius, einen Bauern, der mit seinen Kindern von seinem Hof geflohen ist. Considius steht unter Mordverdacht, den Verwalter seines Herren ermordet zu haben. Gaius sieht seine Chance gekommen und übernimmt die Nachforschungen bei diesem Fall. Je tiefer er gräbt, desto mehr kommen Dinge zum Vorschein, die gewisse Personen lieber weiter verborgen gehalten hätten ...

"Skandal um Nausikaa" spielt in der Welt des Theaters, das sich diesmal eindeutig politisch betätigt. Gaius, der bereits ein finsteres Spiel mit Caesars Ruf vermutet, mischt sich mit seinem Freund Cornificius unter die Schauspieler, um herauszufinden, wer hinter den politischen Ränken steckt, die ganz Rom in Aufruhr versetzen.


Stil und Sprache
Nachdem es sich bei den Bänden um eine Neuauflage handelt, könnten sich Fans der Reihe etwas irritiert fühlen, denn der ursprüngliche erste Titel "Ich klage an" musste aufgrund von einer Titelüberschneidung in dieser Ausgabe in "Ich fordere Gerechtigkeit" geändert werden. Meines Erachtens sind beide Titel sehr gut getroffen. Stöver gelingt es mal wieder perfekt, die damalige Zeit, die Sitten und die Menschen mit ihren Eigenheiten einzufangen. Es gibt Wiedersehen mit alten Freunden, die bereits in den ersten Bänden aufgetaucht sind, was das Lesen zu einem wahren Genuss macht.

"Ich fordere Gerechtigkeit" zeigt sehr viele Einzelheiten Roms und bietet auch Alexander mal wieder die Gelegenheit aufzutrumpfen. Actionreiche Szenen wechseln sich mit ruhigeren ab. Bei ersteren darf Alexander handgreiflich werden und macht seinem Herrn Gaius alle Ehre. Auch die Krimihandlung kommt nicht zu kurz. Die Verwicklungen sind ein wenig undurchsichtig und klären sich erst am Ende, aber auch das stört nicht über den amüsanten Tonfall hinweg, der sich durch das Buch zieht.
Wieder mal großartig sind die verschachtelten Sätze, die Alexander bildet - wie bei der Beobachtung von zwei Männern, die den Hof des Considius besuchten. Auf Gaius' Frage, wieso er von "weiteren Halunken" spräche, kam folgende Aussage: "Weil Anbetracht dessen durchaus schon zwei vorhanden waren!" (Seite 99). Auch der Dichter Cornificius, Gaius' Freund, lässt sich nicht lumpen, wenn er mit Gaius redet: "Aber nun sprich, du Schrecken aller Mörder, Brandstifter und Wegelagerer, denen das Wort auf der Zunge gefriert, so sie deiner ansichtig werden!" (Seite 113). Was die Sprache angeht, ist Stöver ein wahrer Meister der Worte. Immer wieder baut er Wortspiele ein: Bei einem Gespräch zwischen Gaius und Cornificus wagt es letzterer tatsächlich, Alexanders ihm so eigenen Ausspruch "Na, dann eben nicht." (Seite 133) zu gebrauchen, was erst in Schmollen Alexanders gipfelt, bis dann das alte militärische Spiel aufgeführt wird, in dem Alexander Gaius' Feldwebeltonfall ohne großes Nachdenken gehorcht. Die Wiederholung bei diesen Anweisungen kann sich dabei ziemlich witzig gestalten, da er immer nur in knappen Sätzen zusammenfasst, was nun zu tun ist.

In "Skandal um Nausikaa" erhält nun auch der Junge, den Caesar Alexander geschenkt hatte, eine größere Rolle. Gallus übernimmt die Position eines Sohnes und darf auch als einziger Alexander "auf Fehler in seinem Verhalten aufmerksam [machen], denn Alexanders Temperament [neigt] - wie wir wissen - zu Überreaktionen" (Seite 247). Hier scheint auch der allwissende Erzähler durch, der sich sonst aber nicht in die Karten blicken lässt. Die Stücke von Zitaten und Umdichtungen für die skandalträchtigen Aufführungen nehmen einiges an Platz ein und verwirren den Leser leider manchmal. Die Anspielungen darin sind zwar einfallsreich, können aber erst vollständig verstanden werden, wenn das Leben in Rom, die politischen Verhältnisse und die Hauptakteure bekannt sind. Das macht es zu einer Frage der Konzentration, die beim Leser eventuell Irritation hervorrufen könnte, da er gerade in den Komplikationen des Falles versinkt, dem Gaius sich stellt.


Figuren
Gaius Volcatius Tullus erhält wieder die Position eines Detektivs, der mit den damaligen Mitteln auskommen muss. Er hält auf der einen Seite eine sehr selbständige Lebensart aufrecht, auf der anderen ist er eng mit seinem Vater und diversen anderen Bürgern Roms verbunden. Der Haushalt liebt ihn, genauso wie sein engster Freund Cornificius, ein Dichter. Dieser darf vor allem in der zweiten Geschichte einen größeren Raum einnehmen, da dort viele Teile von Theaterspielen enthalten sind, die unter anderem von ihm geschrieben sind.

Alexander sorgt wieder für so manches Grinsen, da er seinen launigen Humor beibehalten hat. Dadurch sind es die Szenen, in denen er auftritt, auf die der Leser sich am meisten freut. Auch die Zwischenspiele mit seinem adoptierten Sohn Gallus und der Dienerin der Clodia, für die er ein Faible entwickelt hat, bieten Raum für lustige Situationen.

Die Nebencharaktere bieten unter anderem illustre Persönlichkeiten wie Caesar durch seine Briefe (diesmal tritt er nicht persönlich auf) oder seinen großen Gegenspieler Pompeius. Cicero gibt ebenfalls ein kleines Gastspiel, genauso wie sein Sekretär Titus, der Lesern von Robert Harris aus dessen Rom-Reihe bekannt sein dürfte. Weitere Figuren erhalten manchmal ebenso einprägsame sprachliche Besonderheiten wie Alexander; beispielsweise Aurelius Serenus, der in unvollendeten Sätzen spricht. Im zweiten Band "Skandal um Nausikaa" dürften Leser der ersten zwei Teile die Ohren spitzen, denn die Hetäre Nausikaa tritt wieder auf, die Gaius bereits kennen lernen durfte. Auch der Schuster Loco erscheint wieder, was das Lesen zum Treffen alter Freunde macht.


Aufmachung des Buches
Der zweite Sammelband um Gaius liegt als Hardcover vor. Das schmucke Rot der ersten Ausgabe wurde wiederholt, genauso wie der Druck des Titels. Auf dem Cover befindet sich ein togatragender Mann mit wilden Augen und anklagend ausgestreckter Hand, was perfekt zum ersten Titel passt. Die Rückseite wurde wieder komplett in rot gehalten und die Inhaltsangabe in schwarz darauf gedruckt.

Nach beiden Romanen gibt es einen ausführlichen Anhang mit den jeweiligen Anmerkungen und einem biographischen Register der Personen, sowie Abkürzungen der römischen Amtsbezeichnungen und Namen. Auch die römischen Maßeinheiten und Tageseinteilungen kann der interessierte Leser nachlesen. Danach folgen Bilder der Wölfin mit Romulus und Remus, ein Grundriss verschiedener Bauten wie der Basilica Aemilia, Stadthäuser- und Tempelansichten, Grundrisse der Stadt, sowie eine Büste Ciceros und Caesars. Beim zweiten Band gibt es eine Büste des Pompeius und Ansichten von Theaterruinen. Ein kleiner Abschnitt über das römische Theater rundt die ausführlichen Anmerkungen ab.


Fazit
Der zweite Sammelband beginnt großartig und nimmt immer mehr an Fahrt auf. Leider kommt die Handlung durch die Theatersequenzen im zweiten Buch etwas ins Stocken. Die wunderbar ausgearbeiteten Figuren aber tragen die Geschichte und bleiben dem Leser noch lange in Erinnerung.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Sammelband 1: Mord auf der Via Appia / Die Frau des Senators

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