Smaller Default Larger

Als Friedhofswärter Charles Peabody eines Abends Geräusche vernimmt, macht er einen kleinen Kontrollgang. Er nähert sich einem perlweißen, mondbeschienenen Steingemäuer – und was er darin findet, wird er sein Lebtag nicht mehr vergessen. Denn in der Krypta liegt ein Kind. Lebendig begraben. Die ermittelnden Cops sind einhellig der Meinung: Eine Bestie, wer einem Kind derartiges antut. Doch es wird nicht das einzige Opfer bleiben …


 

Originaltitel: Sov som de døde
Autor: Annika von Holdt
Übersetzer: Nike Müller
Verlag: blanvalet
Erschienen: 17. Januar 2011
ISBN: 9783442376179 
Seitenzahl: 335 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
In Charleston, South Carolina, 1982: das kleine Mädchen Grace White, 11 Jahre alt, lebendig begraben, an einen Sarkophag gefesselt, misshandelt und schwer verletzt, wird noch lebend gefunden, stirbt aber dann auf dem Weg ins Krankenhaus. Bei ihrer Beerdigung stehen zwei elfjährige Jungs am Rande. Sie scheinen die einzigen zu sein, die nicht trauern, sich verschmitzt und zufrieden anlächeln.

16 Jahre später, gleicher Ort: Chelsea Ford begleitet ihre Freundin Jasmin zu einer Party, zu der sie über eine Internetbekanntschaft eingeladen wurde. Stark angetrunken und nicht mehr klar bei Sinnen, begleitet sie einen recht gut aussehenden, attraktiven Mann von der Party weg. Sie kommen an einem Friedhof vorbei. Zu spät bemerkt sie, in welche Gefahr sie sich begeben hat, doch es gibt kein Zurück. Sie werden schon von seinem Komplizen erwartet – und Jasmin liegt ihr plötzlich zu Füßen, entstellt, missbraucht, ermordet.

Heute, Savannah, Georgia: Maire fährt auf den alten Friedhof Savannahs, bringt Blumen auf das Grab ihres vor genau drei Jahren verstorbenen Mannes Jesse, möchte nach Jahren der Trauer und Verzweiflung einen neuen Lebensabschnitt beginnen, trennt sich von ihrem Ehering. Auf dem Weg zurück, im Dunkeln und in einer Gewitterfront, läuft ihr eine Frau vors Auto. Sie kann gerade noch ausweichen und findet eine völlig entkräftete, abgemagerte, entstellte Frau vor, in panischer Angst. Sie nimmt sie, die sich als C.J. vorstellt, mit in ihrem Auto, dessen Sprit aber zu Ende geht. Sie muss C.J. im Wald zurücklassen und zu Fuß weiter, um Hilfe zu holen. Als sie Stunden später mit der Polizei zurückkehrt, ist C.J. verschwunden. 


Stil und Sprache
Zunächst wird der Leser mit den Taten der beiden Psychopathen in der Vergangenheit konfrontiert. Schnell wird ihm deren Perversion und Gefährlichkeit mehr als deutlich. Dann im Hier und Jetzt, treten sie wieder auf und es geht nicht um die Aufdeckung der Taten – dem Leser sind sie ja schon in Grundzügen bekannt - sondern um ihre Überführung, die dann die Protagonistin übernimmt. Annika von Holdt schreibt in der dritten Person, aus Sicht der Opfer und später Maires und führt den Leser direkt und ohne Umschweife ins brutale Geschehen. Dabei beschreibt sie intensiv und genau beobachtend die Geschehnisse, den Ort selbst, die Gefühle der Beteiligten. Man ist als Leser mittendrin und hält die Anspannung und die Horrorvisionen der Opfer kaum aus. Man fühlt sich wie in einem Sog, dem man als Leser genauso wenig entrinnen kann wie das Opfer selbst. Dabei benutzt die Autorin Horrorszenarien, die wohl in ihrer Brutalität und psychischen Abnormalität schwer zu überbieten sind.
Ihr Schreibstil ist fesselnd, sehr vorausahnend und baut eine unglaubliche, erschreckende Anspannung auf. Dabei stehen die Handlungen der Täter weniger im Vordergrund, sondern die Gefühle, die Vorahnungen, die Schreckensvisionen der Opfer. An mancher Stelle traute ich mich kaum weiter zu lesen, überflog die nächste Seite, um sicher zu sein, dass die Protagonistin bis dahin weiterkommt. Ein Buch, das einem wirklich die Nackenhaare aufstellt und sicherlich nicht mehr so schnell loslässt. Es lebt von den Situationsbeschreibungen an sich, der Handlungsstrang selbst ist sehr reduziert, beschränkt sich auf Maires Vorgehen und auch die Motive und Hintergründe der Serientäter werden nicht weiter beleuchtet. Das Ende lässt dann auch viele Fragen offen. Die gesamte Handlung wirkt sehr konstruiert und auch reduziert, die Szene zum Schluss auch irgendwie unpassend, voll mit Andeutungen, die den Leser etwas ratlos zurücklassen.


Figuren

An erster Stelle steht Maire, die Protagonistin, die trotz aller Schrecken und Ängste nicht aufgibt und verzweifelt versucht, C.J. zu finden, sie aus den Händen der Psychopathen zu befreien. Sie erscheint einerseits sehr zerbrechlich, feinfühlig und wenig geeignet, es mit gleich zwei Psychopathen aufzunehmen. Andererseits ist sie nicht von ihrem Weg abzubringen, auch wenn sie dabei ihre eigene Freundin, wenn auch unwissend, in höchste Gefahr bringt. Ihre Gefühle, ihr exaktes Erleben der bedrohenden Situation werden dem Leser fesselnd und detailliert nahegebracht.

Die beiden höchst psychopathischen Serientäter bleiben dem Leser leider in ihrer Perversität und ihrem Vorgehen eher undurchsichtig. Der eine von beiden wird kaum beleuchtet, bleibt im Hintergrund und das Ende lässt doch einige Fragen offen. Der zweite wird etwas deutlicher dargestellt, steht in seinem Handeln mehr im Vordergund, aber auch bei ihm ist zu vieles ungeklärt. Die Polizisten, die Maire zur Hilfe stehen sollten, aber im Grunde wenig in Erscheinung treten, bleiben blass und die angedeuteten Verstrickungen und die Doppelrolle des einen schwer nachvollziehbar. Hier sind eindeutig Schwächen im Handlungsaufbau und der Zeichnung der Figuren. 

Die Opfer werden in ihrer ausweglosen Situation, dem Horror und Gefühlschaos, sehr treffend und auch schockierend aus der Situation heraus beschrieben. Sie bleiben aber in ihrer Figur als Gesamtem, ihrem Hintergrund, ihrem Leben zuvor, völlig blass und werden dem Leser kaum nähergebracht. Es gibt kein wirkliches Davor oder Danach. 


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch hat ein recht ansprechendes Cover. Der Titel ist mit blutroten Lettern aufgedruckt und in der Mitte steht ein altes, von Bäumen umgebenes Haus, dazu grauer Himmel, dichte Wolken, rechts oben blutig rote Streifen. Die Kapitel sind kurz gehalten und da nur ein Handlungsstrang vorliegt, sehr übersichtlich.


Fazit
Wer Horrorszenarien, ausgelöst durch perverse Psychopathen, liebt, wird hier sicher fündig werden. Man darf aber nicht zu viel Anspruch an die Handlung selbst haben als auch an der Zeichnung der Figuren. Hier steht wirklich der Horror an sich im Mittelpunkt. Ich bevorzuge Thriller mit eher raffinierter Handlungsführung und deutlich mehr Hintergrundinformationen. Daher kann ich das Buch nur sehr eingeschränkt weiterempfehlen.


2 5 Sterne


Hinweise

Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo