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Verloren in der virtuellen Welt

Als der 14-jährige Eric nach einer Überdosis der Droge »Glanz« vor dem Laptop ins Koma fällt, ist seine Mutter Anna verzweifelt. Da die Ärzte keinen Rat wissen, nimmt sie schließlich die Hilfe einer mysteriösen Frau an. Das Unvorstellbare geschieht: Anna kann in die Traumwelt im Kopf ihres Sohnes vordringen, der in einem phantastischen Computerspiel gefangen zu sein scheint. Doch während sie versucht, ihn zurück ans Licht der Wirklichkeit zu führen, verdichten sich die Hinweise, dass Eric das Opfer eines üblen Spiels ist.

 

 

Originaltitel: Glanz
Autor: Karl Olsberg 
Verlag: Aufbau Verlag
Erschienen: 15.03.2011 
ISBN: 9783746626895
Seitenzahl: 395 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Anna Demmet kämpft in New York um ihren im Wachkoma liegenden Sohn Eric und versucht mit allen Mitteln zu erreichen, dass er aufwacht. Dabei wählt sie einen sehr ungewöhnlichen Weg. Mit Hilfe von Emily, die die Begabung besitzt, mit Seelen in Kontakt zu treten, gelangt sie in die Gedankenwelt, die Phantasie ihres Sohnes. Sie nutzt, wie auch schon Eric zuvor, die Psychodroge Glanz, mit deren Hilfe sie in einen aufnahmebereiten und wacheren, intensiveren Geisteszustand gerät. Sie entführt Eric aus dem Krankenhaus und dringt regelmäßig in den Kopf ihres Sohnes ein, der noch immer in der Welt des zuletzt gespielten Computerspieles „Reign of Hades“ gefangen scheint. Sie trifft Eric in der Figur eines griechischen Kämpfers, er sieht sie als Figur der göttlichen Mutter und zusammen kämpfen sie sich durch phantastische Welten, durch Sümpfe, Wüsten, begegnen Riesenschildkröten, Monstern, Zyklopen, gewaltigen Kriegern, gelangen in die Welt des Hades und suchen das Tor des Lichts, den Weg zurück in die reale Welt. Dabei verwischen sich für Anna die Grenzen der Phantasie- zur realen Welt immer mehr. Was ist tatsächlich wahr, was real, was Phantasie? Verbirgt sich hinter dem Ganzen am Ende eine Geheimdienstverschwörung, ein Experiment an unschuldigen Jugendlichen oder verrennt sich Anna immer mehr in ihre eigenen Hirngespinste?  Und welche Rolle spielt Dr. Ignacius, eine Koryphäe auf dem Gebiet der Behandlung von Wachkomapatienten, der ständig seine Hilfe anbietet und ein unglaubliches Interesse an Eric entwickelt? 


Stil und Sprache

Karl Olsberg schreibt in der Ich-Form, stets aus Sicht seiner Protagonistin Anna. Er beschreibt sehr intensiv und andauernd die Gefühle, Ängste und die Verzweiflung Annas, die ihren Sohn Eric retten will. Dabei geht er kaum auf die äußeren Lebensumstände ein, fokussiert die Situation auf Mutter und Kind, die zu Hilfe kommende Emily und deren Nichte Maria, sowie dem behandelnden Arzt Dr. Ignacius. Die Phantasiewelt, in die Anna und Emily Dank der Droge Glanz immer weiter eindringen, wird zum Hauptthema. Unterschiedlichste Szenarien werden sehr phantasiereich ausgeschmückt, wirken dabei auch überzeugend, teilweise auch recht lustig. Sie sind einerseits an der griechischen Mythologie orientiert, dann wieder eher realitätsnah, dem Alltagsleben Erics und Annas entnommen. Erst im letzten Drittel des Buches wird der Bezug zur Realität wieder fassbar. Olsberg führt Anna und damit auch den Leser zurück zur scheinbar realen Situation und zu einer doch am Ende überraschenden Auflösung. Olsberg gelingt es sehr gut, diese verschiedenen Erlebenswelten Annas zu vermischen. Am Ende fragt man sich wirklich, was nun wahr und was nur in der Phnatasie existiert. Den größten Teil des Buches würde ich allerdings weniger in die Kategorie Thriller einordnen. Er passt viel besser in das Fantasy-Genre. Allerdings wird der letzte Teil dann doch einem Thriller gerecht, baut Spannung auf und fesselt.


Figuren

Die Figuren, obwohl auf einige wenige Hauptcharaktere beschränkt, werden zunächst nicht klar und deutlich genug dargestellt, zu wenig wird auf deren Lebensumfeld, deren Wünsche und Ziele jenseits des Hauptthemas des Buches, der Rettung Erics aus dem Koma, eingegangen. Allerdings wird mit der Auflösung am Ende auch diese eher schwache Zeichnung der Figuren begründet und ist damit auch wieder schlüssig.

Als erste steht die Hauptagierende Anna Demmet, aus deren Ich-Perspektive alles beschrieben wird. Sie ist die „Übermutter“ schlechthin, kämpft um das Leben ihres Sohnes und ordnet dem alles unter. Dabei scheint sie keinerlei Skrupel zu haben, nimmt die Drogen ihres Sohnes, ohne deren Auswirkungen zu kennen, entführt ihn aus der Klinik und das gleich zwei Mal, schlägt zur Not auch den behandelnden Arzt nieder. In der Phantasiewelt erweist sie sich als recht geschickt, lernt schnell Kampftechniken, schreckt vor den größten Monstern nicht zurück und zeigt sich auch vor Hades unbezwingbar.

Eric, Annas Sohn, taucht nur agierend in der Phantasiewelt als griechischer Krieger auf. Hier scheint er Anna als göttliche Mutter-Figur im wahrsten Sinne des Wortes zu „vergöttern“. Er folgt ihr blind, wartet egal wie lange stets auf ihre Wiederkehr und sei es bis hinein ins hohe Greisen-Alter.

Emily, mit der unglaublichen Begabung, mit anderen Seelen in Kontakt treten zu können, ausgestattet, unterstützt Anna bestmöglich, obwohl sie sich auf diesen Wanderungen selbst in Gefahr bringt und sie gesundheitlich nach jedem Trip sehr mitgenommen wirkt. Ihre wirklichen Motive bleiben unklar. Die ganze Figur an sich bleibt sehr undurchsichtig. Ähnlich ist es mit ihrer Nichte Maria, die als Krankenschwester in dem Krankenhaus arbeitet, in dem Eric zunächst untergebracht ist. Sie kümmert sich um Erics Pflege weiter, als Anna ihn aus dem Krankenhaus entführt und bei Emily unterschlüpft. Gut nachvollziehbar fand ich, dass sie zwischen dem Wunsch, Eric die bestmögliche medizinische Behandlung zukommen zu lassen und Emily und Anna bei ihrem Versuch, Eric auf ungewöhnliche Weise ins Leben zurückzuholen, hin und hergerissen war. Spannend ist aber ohne Frage die Auflösung dieser Figur am Ende.

Dr. Ignacius tritt ständig als der sich um Erics Wohl sorgende Arzt auf, der versucht, Anna zur Vernunft zu bringen. Dabei spielt er auch eine nicht unerhebliche Rolle in der Phantasiewelt und dem Leser wird lange Zeit nicht klar, auf welchen Seite er tatsächlich steht, welche Motive ihn antreiben.


Aufmachung des Buches
Das 395 Seiten umfassende Taschenbuch weist eine Besonderheit auf: Der Leser kann sich zusätzlich ein dazugehöriges intraktive E-Book auf der Seite des Verlages kostenlos herunterladen und in die Welten des Cyberspace selbst handelnd eintauchen. Ich selbst habe diesen Teil nicht ausprobiert. Das Cover des Buches mit dem grellen, glänzenden neongrünen Licht im Hintergrund passt sehr gut zur Geschichte. Die insgesamt 42 Kapitel sind sehr übersichtlich gehalten, sodass man schnell voran kommt. Am Ende findet sich der Code für das interaktive E-Book zum Download.


Fazit

Dieses Buch ist tatsächlich eine Mischung aus Fantasy und Thriller, wobei ich mich durch die ersten 2/3 des Buches eher durchgekämpft habe, da Annas Wege durch die Phantasiewelt mich nicht wirklich begeistern konnten. Im letzten Drittel wurde es dann aber doch noch recht spannend und die Auflösung am Ende hat mir richtig gut gefallen. Für Leser mit einer gewissen Affinität zu Computerspielen und deren Erlebniswelten sowie ein wenig Offenheit in Richtung Esoterik auf alle Fälle zu empfehlen.


3 Sterne


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