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Victoria_Holmes_klein

Hallo Frau Holmes. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Interview nehmen. Nach Ihrem Studium an der Universität von Oxford haben Sie mehrere Abenteuerbücher für Kinder und Jugendliche geschrieben, darunter auch „Rider in the Dark“. Wie haben Sie zum Schreiben gefunden?

Als Kind habe ich sehr früh das Lesen gelernt und war von der ersten Sekunde an verliebt in Bücher. Ich habe alle Pony-Geschichten meiner Mutter gelesen und mich dann weiter auf jedes Buch gestürzt, das mir in die Hände fiel! Ich liebte es, in Welten, die mit Tieren und Abenteuern und wunderschönen Orten gefüllt waren, abzutauchen. Ich wurde im Grunde aus Zufall Schriftstellerin! Ich habe als Englischlehrerin gelernt und dann als Lektorin für einen Kinderbuchverlag gearbeitet. Die Möglichkeit zu Schreiben kam, und ich dachte, ich werde es mal ausprobieren!


Unter dem Pseudonym Erin Hunter schreiben Sie zusammen mit Kate Cary, Cherith Baldry und Tui Sutherland an den Büchern der Warrior Cats-Serie. Wie ist diese Zusammenarbeit entstanden?

Ja, es gibt nun vier Erin Hunters! Ich habe die ursprünglichen Ideen der “Warrior Cats” und der “Seekers” entwickelt und entwerfe immer noch alle Charaktere und Handlungsbögen; Kate, Cherith und Tui wechseln sich darin ab, die kompletten Manuskripte zu schreiben, die ich dann überarbeite, um sie überall nach “Erin” klingen zu lassen und vereinbar mit den anderen Geschichten zu halten. Kate, Cherith und Tui haben sich nie getroffen. Ich kannte sie schon durch meine Arbeit als Lektorin und habe sie eingeladen, an den Erin Hunter-Büchern mit mir zu arbeiten, weil sie großartige und talentierte Schriftsteller sind, die Katzen lieben! Es ist eine großartige Art zu arbeiten.


Aus welchen Gründen werden die Warrior Cats-Bücher unter einem Pseudonym veröffentlicht?

Ich befürchte, dass es einen ziemlich langweiligen Grund dafür gibt. Als das erste Buch erschien, wollten wir auf den Regalen der Buchläden dicht an einer anderen beliebten Tier-Fantasy-Reihe platziert werden, der “Redwall”-Serie von Brian Jacques. Dadurch könnten die “Redwall”-Leser die “Warrior Cats”-Bücher bemerken und sie mal versuchen. Daher brauchten wir einen Nachnamen, der alphabetisch dicht bei Jacques lag – Hunter passte und vermittelt gleichzeitig die Vorstellung von Zähnen und Klauen! Wir wählten Erin, weil wir den Namen lieben, und er besitzt eine wilde, mythische, nicht zu mädchenhafte Schwingung.


Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Fantasy-Geschichten aus Sicht von Katzen zu schreiben – vor allem, da Sie selbst eher ein Hundemensch sind?

Mein Verlag bat mich, ein – ja, nur ein! – Buch über Katzen zu schreiben, weil sie so beliebte Haustiere sind. Ich hatte so viele Ideen für Haustierkätzchen-wird-Krieger, dass wir nicht beim ersten Buch aufhörten, sondern weitermachten! Ich gebe zu, dass ich zu der Zeit bevorzugt hätte, über Hunde zu schreiben, aber jetzt liebe ich das Schreiben über Katzen, weil sie so clever und grazil sind und auch mysteriös. Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, dass sie ein sehr intensives Privatleben haben, das die Menschen nicht sehen.


In der ersten Staffel wurden sämtliche Abenteuer aus der Sicht von Sammy alias Feuerstern erzählt. Der erste Band der zweite Staffel wird aus Sicht von Brombeerkralle, der zweite Band aus der Perspektive von Sturmpelz wiedergegeben. Werden die künftigen Bände stets von einer anderen Katze erzählt?

Jede Staffel handelt von einer Generation, daher wird die dritte Staffel Brombeerkralles Kinder als Mittelpunkt der Geschichten haben. Das bedeutet, dass ich neue, frische Charaktere erfinden kann, womit ich sowohl die Leser als auch die Schriftsteller bei Laune halten kann!


Zwischen der ersten und zweiten Staffel gibt es eine Art „Zwischenspiel“ – „Feuersterns Mission“ –, welches Sie jedoch nachträglich geschrieben haben. Was hat Sie dazu bewogen?

Wir wollten ein längeres Buch veröffentlichen, das außerhalb der regulären Serie spielte und das die Leser nehmen konnten, selbst wenn sie keine der vorherigen Geschichten gelesen hätten. Ich war auch immer neugierig, was Feuerstern in dem Jahr zwischen der ersten und der zweiten Staffel geschehen ist, und war glücklich, die Chance zu haben, ein Abenteuer für ihn in “Feuersterns Mission” erschaffen zu können.


In Deutschland sind zum Auftakt der zweiten Staffel der Warrior Cats – „Die neue Propheizeiung“ – jüngst die Bände „Mitternacht“ und „Mondschein“ erschienen. Können Sie einen kleinen Ausblick geben, was den Leser im dritten Band „Morgenröte“ erwarten wird?

In “Morgenröte” erreichen die vier Clans ihr neues Zuhause beim See. Der SternenClan erwartet sie, und die Territorien scheinen perfekt für alle ihre Bedürfnisse. Aber natürlich gibt es Probleme, die gelöst werden müssen, wie feindliche Hauskatzen, neugierige Zweibeiner und ein sehr düsteres Omen …


Im Verlauf der Abenteuer werden sehr viele Themen verarbeitet: Mord, Verrat, Mobbing, Hunger, Naturkatastrophen und nicht zuletzt die Zerstörung des Lebensumfelds durch den Menschen. Welchen Problemen werden die Katzen künftig noch begegnen?

Alle diese Themen stellen weiterhin Herausforderungen für die Katzen dar, aber wir werden auch einige angsteinflößende Herausforderungen des „Dark Forest“ sehen, dem Ort, an den die Katzen gehen, wenn sie nicht in den SternenClan aufgenommen werden, wenn sie sterben. Ich wollte das Konzept der Katzen bezüglich Religion erforschen und inwieweit ihre Vorfahren in ihr Leben eingreifen können.


In England sind bereits die ersten drei Bände von Staffel 4 der Clan-Katzen veröffentlicht worden. Auf wie viele Staffeln dürfen sich die Fans freuen? Oder steht dies aktuell noch nicht fest?

Es wird definitive eine fünfte Staffel über die ersten Katzen geben, die sich in dem Wald niedergelassen haben, der in Staffel eins eine Rolle spielte. Danach wissen weder der Verleger noch ich weiter! Ich werde immer nach meinen Ideen für zukünftige Staffeln gefragt, aber schlussendlich liegt diese Entscheidung bei meinem amerikanischen Verlag, HarperCollins.


Neben der Romanfassung und den Vertonungen als Hörbücher gibt es die Warrior Cats auch als Manga. Sind Sie bzw. Ihr Team daran beteiligt, und wenn ja, wie sieht diese Beteiligung aus?

Ich liebe die Manga und bin sehr stark daran beteiligt. Ich erschaffe sehr detaillierte Geschichten für jedes Buch, die dann zu dem Drehbuchautor Dan Jolley geschickt werden, der sich auf Gaphic Novels spezialisiert hat. Er wandelt meine normalen Geschichten in Dialog- und Handlungsanweisungen. Danach wird das Skript zu einem brillanten Künstler namens James Barry geschickt, der die Bilder nach Dans Anordnungen zeichnet. Ich kommentiere das Skript und die Zeichnungen in jeder Phase. Ich bin sehr stolz auf diese Bücher, und sie stehen im Herzen der „Warrior Cats“-Serie.


Wie sieht für Sie ein normaler Arbeitstag aus, wenn Sie nicht – wie im März 2011 in Deutschland – auf einer Lesereise sind?

Eigentlich ziemlich normal. Ich stehe auf, frühstücke, mache meine Hausarbeiten, dann setze ich mich an meinen Computer und arbeite bis zum Mittagessen. Wenn das Wetter schön ist, gehe ich mit meinem Hund Missy auf den Hügeln hinter meinem Haus spazieren, dann zurück zur Arbeit bis ungefähr 17 Uhr. Schreiben ist eine Arbeit wie jede andere – manchmal macht sie Spaß, manchmal ist sie ziemlich eintönig. Interviews wie dieses zu beantworten ist definitiv der lustige Teil!


Wie gehen Sie mit Kritik an Ihren Werken um?

Ich versuche, keine Online-Kommentare über die Bücher zu lesen, weil es sehr leicht ist, niedergeschlagen zu sein, wenn es negatives Feedback gibt. Ich schreibe jedes Buch so gut ich kann und versuche, mich immer zu verbessern. Wenn ich zu viele gute Kommentare lese, könnte ich aufhören, mich zu bemühen! Es ist am besten, sich darauf zu konzentrieren, wie gut ich denke, dass die Geschichte ist, und andere Menschen nicht meine Meinung beeinflussen zu lassen.


Wie wichtig ist Ihnen der Kontakt zu Ihren Lesern? Haben Ideen der Warrior Cats-Fans Einfluss auf den Verlauf der Geschichten?

Mit meinen Lesern in Kontakt zu bleiben ist mir sehr wichtig. Es ist eine große Ehre, Fanpost zu erhalten oder meine Leser zu treffen, wenn ich auf Tour bin. Ich kann nicht glauben, wie beliebt diese Bücher sind! Ich wäre erfreut, wenn nur eine einzige Person sie lesen würde! Aber ich versuche, meine eigenen Ideen für die Geschichte zu bewahren, und habe Vertrauen in meine Fähigkeit, eine Welt zu erschaffen, die die Leser genießen werden. Wenn ich jeden anhören würde, wären die Bücher bestimmt sehr verwirrend, weil jeder verschiedene Dinge mag!


Was lesen Sie selbst gerne?

Ich liebe Thriller und Krimi-Geschichten, besonders von amerikanischen Autoren wie Tess Gerritsen, Jeffrey Deaver und Kathy Reichs.


Möchten Sie unseren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben?

Viele Leser fragen mich um Rat, wie sie Autoren werden können. Ich sage immer, dass mein wichtigster Tipp lautet: LESEN, LESEN UND DANN NOCH EIN WENIG MEHR LESEN! Es gibt keine bessere Möglichkeit, verschiedene Arten zu schreiben kennen zu lernen und den Stil, der einem selbst am meisten zusagt. Lesen Sie alles! Gedichte, Schauspiele, Sachbücher, selbst Anweisungen wie man einen Kuchen backt! Alle Worte sind nützlich, wenn Sie Schreiben zu Ihrem Beruf machen wollen.


Ich danke Ihnen für das Interview.

Es war ein Vergnügen. Danke, dass Sie mich darum gebeten haben!


Anmerkung von der Redaktion: Herzlichen Dank an Julia Weisenberger für die Übersetzung des Interviews.

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