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C.V.T. im Dienste der Caesaren

Der Roman "Mord auf der Via Appia" spielt 53 v.Chr. in Rom: Gaius Volcatius Tullus, Offizier und Vertrauter Caesars, erholt sich auf seinem Landsitz bei Rom von einer Verwundung, als er von der Entführung zweier Kinder erfährt. Auf eigene Faust sucht er die Täter und Hintermänner. Daraufhin gerät er selbst zwischen die politischen Fronten und setzt sein Leben aufs Spiel.

Im Roman "Die Frau des Senators" kämpft Gaius Volcatius Tullus in der blutigen Entscheidungsschlacht gegen den Arvernerfürsten Vercingetorix. Aber noch gefährlicher scheint seine geheime Untersuchung eines Unfalls zu sein, bei dem ein Offizier ums Leben kam. Nur knapp entgeht er mehreren Mordanschlägen.

 

Mord_auf_der_Via_Appia 

Autor: Hans Dieter Stöver
Verlag: Bocola
Erschienen: März 2008
ISBN: 978-3-939625-07-0
Seitenzahl: 530 Seiten

 

Die Grundidee der Handlung
"Mord auf der Via Appia": Gaius Volcatius Tullus kehrte verwundet vom Krieg gegen die Germanen zurück und genießt die freie Zeit auf seinem Landsitz in der Nähe von Rom, gemeinsam mit seinem ergebenen Diener Alexander und seinem Hund Hector. Ein Senator namens Autronius Paetus lädt ihn zum Essen ein, was sich Gaius nicht entgehen lassen will. Wieder in Rom hört er von der Entführung mehrerer Kinder, unter ihnen auch der Sohn des ehemals einflussreichen Senators Cassius Longinus. Als er nach weiteren Informationen dahingehend sucht und dies vor allem mit Hilfe von Alexander durchführt, merken Herr und Diener rasch, dass sie in ein Wespennest gestochen haben: Alexander wird verfolgt, es kommen Drohungen und die Sache scheint weit mehr zu sein als eine normale Entführung. Gaius' Neugier und Ehrgeiz sind geweckt.

"Die Frau des Senators": Gaius Volcatius Tullus reist gemeinsam mit Alexander und Hector, sowie seinem guten Freund Cornificius nach Gallien, wo Caesars Armee den Truppen von Vercingetorix versucht standzuhalten. Während der Arvernerfürst immer mehr Unterstützung erhält und die unterworfenen Stämme sich mit ihm verbünden, übernimmt Gaius eine eher administrative Aufgabe direkt unter Caesar und kümmert sich um die Korrespondenz. Allerdings kommt es bei der "Prellerei", einer Soldatenform der Einweihung neuer Rekruten, zu einem unglücklichen Zwischenfall, der mit dem Tod eines der Soldaten endet. Caesar beauftragt Gaius, die Hintergründe zu beleuchten. Und plötzlich lebt unser Römer gefährlicher als vorher, denn es folgen Mordanschläge auf ihn. Jemand will ihn mitten in der tödlichen Umgebung der gallischen Kriege zum Schweigen bringen. Gaius muss mit Alexanders und Cornificius' Hilfe herausfinden, wer und was dahinter steckt.


Stil und Sprache
Hans Dieter Stöver dürfte einigen Lesern vielleicht als Autor der "Quintus"-Reihe (z.B. "Quintus geht nach Rom") bekannt sein. Hier richtet er sich an etwas ältere Leser und bringt wieder sein umfangreiches Wissen auf spannende und mitreißende Art zu Papier. Er benutzt dazu einen etwas antiquiert wirkenden Stil (immerhin entstand die Reihe um C.V.T. zwischen 1982 und 1986), der aber äußerst liebenswert wirkt. Wer die Werke von Hal Foster kennt ("Prinz Eisenherz") und den augenzwinkernden Humor darin liebt, ist hier perfekt aufgehoben. Als roter Faden ziehen sich unter anderem die Aussprüche "Was für Zeiten! Was für Sitten!" (O Tempora, o Mores - eine Redewendung, die von Cicero in seiner Rede gegen Catilina geprägt wurde) und "Na, dann nicht!" (s. unten bei 'Figuren') durch das Buch. Sehr faszinierend ist auch, dass der Leser meist erst nach Ende des Bandes versteht, wieso die Titel der Bücher so und nicht anders lauten. Denn während des Lesens erschließt sich der Titel erstmal nicht - also erhält man im Grunde seine eigene Chance, Detektiv zu spielen.

In "Mord auf der Via Appia" erhält der Leser einen ersten Einblick in Gaius' Leben und lernt die grundsätzlichen Figuren kennen. Dabei bekommt er wie nebenbei Informationen über das Leben zur Zeit Caesars, politische Entscheidungen und Verwicklungen, die nicht packender geschrieben sein könnten. Die Reise führt nach Rom, dessen Grundrisse und das Leben seiner Bewohner, Bauweisen und auch die wichtigsten Köpfe der damaligen Politik erhalten eine eindeutige Färbung durch Gaius' Sicht, auch wenn sich dank des griechischen Freigelassenen Selenus in der Familie des Helden eine objektive Betrachtung der Geschichte einschleicht. Dabei gibt es sogar Verweise auf heute, wie beispielsweise bei der Diskussion über die Ereignisse nach Catilinas Verschwörung und Ciceros Reaktion darauf: "Darüber werden sich gewisse Autoren noch in zweitausend Jahren streiten" (Seite 126). Nur einmal blitzt ein allwissender Erzähler durch, als es heißt "[S]o gerieten unsere drei Reisenden denn auch prompt in jenes chaotische Durcheinander von Wagen, Kutschen und Karren, das zum geschäftigen Hin und Her der Bürger noch hinzukam" (Seite 183).

"Die Frau des Senators" beschäftigt sich mehr mit dem Leben während eines Feldzugs, der Versorgung der Soldaten, dem Aufbau eines Heerlagers, der sehr diszipliniert und genau im Voraus berechnet stattfindet, und dem Leben in Gallien zur Zeit der Kriege dort. Besonders mitreißend wird der Konflikt zwischen den Stämmen und den Römern geschildert. Die Krimihandlung schleicht sich, wie auch beim ersten Band, mehr hinterrücks an den Leser an, denn während er noch gefesselt von den Abenteuern ist, die Gaius erlebt, und sich über die Flausen von Alexander amüsiert, der diesmal ein Haarwuchsmittel nach dem anderen ausprobiert, rücken die ernsten Untertöne immer stärker in den Vordergrund. Glücklicherweise vergisst Stöver aber nicht, einen leichten Humor durchgängig beizubehalten. So mancher Leser, der sich in der Schule durch "De Bello Gallico" quälen musste, wird hier positiv überrascht werden.


Figuren
Gaius Volcatius Tullus ist eine spannende Persönlichkeit, denn anfangs ist er felsenfest auf Caesars Seite, was in Streitgesprächen mit seinem Vater mündet. Vor allem im zweiten Band aber entwickelt er eine differenziertere Sichtweise, was mit den Erlebnissen in Gallien zusammenhängt. Die Entwicklung fesselt, und sein scharfer Spürsinn, sein Witz und sein Charme sind es, die die Romane tragen.

Alexander, sein Diener, sorgt für spritzige Unterhaltung, denn er liefert sich immer wiederkehrende Wortduelle mit seinem Herrn. Dabei hat er meist große Neuigkeiten oder Ideen vorzubringen, die Gaius erstmal ungerührt an sich abprallen lässt, worauf von Alexander ein "Na, dann eben nicht." folgt, worauf Gaius fast immer ein "Doch, mein Junge, aber später." erwidert. Gerade Alexanders übertriebene Geschichten und seine soldatische Art, die sich in kurzen, stakkato-artigen Sätzen zeigt, wenn Gaius ihm eine Anweisung gibt, machen ihn zu einem Highlight der Reihe, auf dessen Auftritte sich jeder Leser freuen darf.

In den Romanen gibt es immer wieder Auftritte von bekannten Personen wie Pompeius oder Caesar oder auch Vercingetorix (der zumindest Asterix-Lesern ein Begriff sein dürfte, wenn schon nicht die historische Figur Erinnerungen weckt). Dabei erhalten sie keinen Heiligenschein oder werden in glorreicheren Farben gezeichnet. Stöver besitzt ein Talent dafür, diese Charaktere auf der einen Seite menschlich zu zeichnen, ihnen aber gleichzeitig eine Faszination angedeihen zu lassen, die erahnen lässt, weshalb ihnen die Menschen damals gefolgt sind. Vor allem im zweiten Band zeigen sich die Führer aber auch von ihrer harten Seite, denn wie Caesar sagt: "Wer Macht hat, wird schuldig" (Seite 469). Auch Hetären und Schuster sowie Diener erhalten ihre Stimme in den Büchern. Damit malt Stöver ein hinreißendes Bild der Epoche.


Aufmachung des Buches
Der erste Band um C.V.T. wurde als Hardcover gedruckt und enthält neben dem Text und Anmerkungen am Ende jedes Buches (der Leser sollte ein Lesezeichen bei den Anmerkungen einfügen, sofern sein Lateinunterricht ihm keine Grundkenntnisse bezüglich des Lebens und der Bezeichnungen in Rom vermittelt hat) einige schwarz/weiß-Darstellungen. Im ersten Band handelt es sich dabei um die Stundeneinteilung im alten Rom, einen Grundriss der Villa der Volcatier und eines Stadthauses, einen Querschnitt eines Seglers und Landkarten von Rom und Umgebung, wodurch der Leser die Handlung auch anhand der Karte nachverfolgen kann. Beim zweiten Roman werden das Militärwesen und die wichtigsten Stämme in Gallien aufgeführt, dazu Karten von Caesars Vorstoß, der Schlacht von Alesia (Höhepunkt des zweiten Buches) und der Grundriss eines römischen Lagers. Das Abbild einer Statue eines molossischen Hundes wie Hector und ein Stich der Via Appia bei Rom vollenden die Bücher.

Auf dem Cover des Bandes befindet sich der erwähnte Stich der Via Appia als Bildausschnitt umgeben von schickem Rot. Wie eine antike Tafel umgibt ein Rahmen den Titel, und im Regal sieht das Buch von hinten ebenfalls sehr elegant aus. Der Buchrücken zeigt die Inhaltsangabe.


Fazit
Fans von Krimis sollten hier auf jeden Fall zuschlagen. Dass diese Reihe bisher so unbeachtet geblieben ist, ist ein Vergehen, das unbedingt ausgemerzt werden sollte. Hier verbirgt sich ein Highlight der historischen Krimis, das mit liebenswerten Figuren, packender Handlung, neugierig machenden historischen Ereignissen und Humor fesselt und mitreißt. Die in zehn Bänden abgeschlossene Reihe, die bei Bocola in fünf Bänden aufgelegt wird, sollte in keiner Bibliothek fehlen.


5 Sterne


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