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Rot wie Blut schimmert die Gesteinsschicht im Steinbruch von Stenvik. Jeder auf Öland kennt die Legenden von den Bluttaten, die diesen Stein gefärbt haben sollen. Auch Per Mörner kennt sie, und dennoch beschließt er, mit seinen Töchtern im Frühjahr nach Stenvik zu ziehen. Nach einem gescheiterten Brandanschlag auf seinen Vater Jerry sieht Per sich gezwungen, auch ihn zu sich auf die Insel zu holen. Doch Per kann nicht verhindern, dass Jerry schon kurz darauf vor seinen Augen getötet wird. Der Vater schien seinen Mörder gekannt zu haben – wer aber könnte ihn so gehasst haben, dass er das Risiko einging, ihn in aller Öffentlichkeit zu töten? Mörner lässt die Frage keine Ruhe. Und was er herausfindet, erschüttert ihn zutiefst …


 

Originaltitel: Blodläge
Autor: Johan Theorin
Übersetzer: Kerstin Schöps
Verlag: piper
Erschienen: 01/2011
ISBN: 978-3492054188
Seitenzahl: 446 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Wie bereits die ersten beiden Romane des Autors spielt auch „Blutstein“ wieder auf Öland, der Insel voller Mythen und alter Geschichten. Dort hat Per Mörner ein Haus geerbt und will nun Frühjahr und Sommer dort verbringen. Auch Gerlof Davidsson, der pensionierte Kapitän, kehrt in sein Haus in Stenvik zurück, nachdem er es im Altersheim nicht mehr aushält. In der Nähe des Steinbruchs, an dem beide Häuser stehen, wurden außerdem Sommerhäuser gebaut, so dass sich eine seltsam gemischte Nachbarschaft zusammengefunden hat. Nach dem Mord an Jerry macht sich Per auf die Suche nach den Hintergründen und sticht in ein Wespennest …

Mit dieser Kurzbeschreibung ist allerdings nur ein Teil dieses Romans abgedeckt, den ich bewusst nicht als Krimi bezeichnen will. Die reine Krimihandlung bildet nur das Gerüst für viele kleinere Handlungsstränge, die zunächst unmerklich miteinander verknüpft sind und erst am Ende alle zusammenlaufen. Dabei ist „Blutstein“ ein eigenständiger Band des geplanten Öland-Quartetts, es gibt nur wenige Gemeinsamkeiten mit den Vorgängerbüchern, so dass es keine Serie im eigentlichen Sinne darstellt.


Stil und Sprache
Ich bin immer wieder fasziniert von Johan Theorins Gabe, mit wenigen Worten seine Leser einzufangen und in die Geschichte zu ziehen. Hier ist es ein kurzer Prolog, der einen sofort aufmerken lässt, weil er doch eigentlich ans Ende der Geschichte gehören sollte. Aber dazu später mehr. Nach dieser aufrüttelnden Einleitung lässt Theorin es langsam angehen, dröselt nach und nach mehrere Erzählstränge auseinander und wieder zusammen und obwohl eigentlich gar nicht so viel passiert, ist man als Leser gefangen von seiner leisen Art, von der Selbstverständlichkeit, mit der er Elfen und Trolle in seine Geschichte einbaut. Dabei schafft er diese ganz spezielle „Öland“-Atmosphäre, in der sich der Leser nun im dritten Band schon richtig zu Hause fühlt. Man kennt die Schauplätze, die Landschaft und die gruseligen Geschichten der Insel und ist nach den ersten Sätzen mittendrin.

Leider kommt die Krimihandlung - wie erwähnt - etwas zu kurz. Der zweite Erzählstrang neben Per Mörners Suche nach dem Mörder seines Vaters beschäftigt sich mit seiner Nachbarin Vendela, die mit ihrem Mann zurück auf die Insel ihrer Kindheit gekommen ist und nach Antworten sucht. Das ist soweit auch in Ordnung, hätte aber auch mit weniger Raum seinen Zweck für die Handlung erfüllt. Dafür hätte Gerlof Davidsson vielleicht etwas mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden können, hat er doch am Ende eine wichtigere Rolle, als man zunächst glaubt.

Johan Theorin lässt sich alle Zeit der Welt, so etwas wie hektischen Aktionismus kann man ihm gewiss nicht vorwerfen, dafür ist das Finale rasant und wartet mit ein paar Überraschungen auf. Und auch den Prolog und seinen Platz in der Handlung wird der Leser wiederfinden …


Figuren
Gerlof ist wieder da! Hatte er in „Nebelsturm“ nur eine kleine Nebenrolle, so tritt er nun wieder etwas mehr in den Vordergrund. Einen originelleren „Ermittler“ kann man sich kaum ausdenken: Gerlof ist über 80, gesundheitlich oft nicht in der Lage, auch nur die Treppe von seinem Haus zu überwinden, aber seine Logik und sein Scharfsinn sind untrüglich und führen immer zum Ziel. So lebendig und vielschichtig ist er dargestellt, dass man ihn zu kennen glaubt und hofft, dass seine angeschlagene Gesundheit ihm einen weiteren Auftritt im nächsten Teil der Reihe erlauben wird.

Die eigentliche Hauptrolle in diesem Teil hat Per Mörner inne, auch er ein vielschichtiger Charakter mit vielen Ecken und Kanten. Er ist auch Jahre nach der Trennung von seiner Frau noch angeschlagen und meidet Begegnungen mit ihr. Die lassen sich allerdinge nicht verhindern, ist doch die gemeinsame Tochter Nilla schwer krank und braucht beide Elternteile. Pers innere Kämpfe wirken ausgesprochen realistisch, seine Sehnsucht nach Nilla, die innere Zerrissenheit, was das Verhältnis zu seinem Vater angeht, das alles ist unglaublich echt und lässt einen als Leser mitleiden.

Auch Vendela ist einzigartig, mit ihrem kindlichen Glauben an Elfen, der abgöttischen Liebe zu ihrem kranken Hund und dem zwiespältigen Verhältnis zu ihrem geltungssüchtigen Mann meint man auch sie zu kennen und kann ihre Handlungen gut nachvollziehen. Die übrigen Figuren sind ebenfalls gut ausgedacht und ihrer jeweiligen Bedeutung entsprechend detailliert beschrieben. Johan Theorin hat ganz eindeutig ein Händchen für wunderbare Charaktere.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch ist mit einem ansprechenden Umschlagmotiv und Lesebändchen hochwertig aufgemacht. Das Cover zeigt eine nordisch anmutende Felsenlandschaft am Meer, im seichten Wasser balanciert ein Mädchen zwischen mit Algen bewachsenen Steinen. Über der Szene wölbt sich ein bedrohlich dunkler Wolkenhimmel. Innen gibt es einen kurzen Prolog, 72 Kapitel und einen Epilog.


Fazit
Ein Krimi im herkömmlichen Sinne ist „Blutstein“ sicher nicht, als Roman entwickelt er aber durchaus seine Reize. Man darf eben nur kein rasantes Action-Spektakel erwarten, wer das braucht, sollte sich lieber eine andere Lektüre aussuchen.


4 Sterne 


Hinweise

Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Öland
Band 2: 
Nebelsturm

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