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„Der Drache ist erwacht!“ Diese anonyme Botschaft versetzt Polizeireporter Marlon Kraft in höchste Alarmbereitschaft. Der „Purpurdrache“, der vor drei Jahren für ein schreckliches Geiseldrama verantwortlich war, hat Marlons Leben immer noch fest im Griff. Als mehrere Frauen aus Krafts Umfeld bestialisch ermordet werden, übernehmen Kommissar Scheffler und Polizeipsychologin Alexandra von Stietencron die Ermittlungen – und stoßen auf ungeheuerliche Verwicklungen im Zeichen des Drachen. Sind die Morde das Werk eines Wahnsinnigen? Das eines eiskalten Killers? Oder könnte es sein, dass Marlon selbst zum unberechenbaren Psychopathen mutiert?

 

 

Autor: Sven Koch 
Verlag: Knaur Taschenbuch
Erschienen: Januar 2011
ISBN: 9783426506622
Seitenzahl: 463 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Rasant beginnt Sven Kochs erster Thriller mit der Geiselnahme in einem Kindergarten. Der unter paranoider Schizophrenie leidende Täter Joachim Roth verlangt die Anwesenheit des Polizeireporters Marlon Kraft, der, immer heiß auf eine neue Story, sofort zur Stelle ist. Die Geiselnahme endet unblutig – aber Marlon Kraft geht nicht unbeschadet aus dieser Situation hervor, leidet fortan an traumatischen Belastungsstörungen, immer wieder auftretenden Blackouts, Aggressionsattacken und muss in psychologische Behandlung. Er  nimmt an einer Versuchsreihe zu einem neuen Psychopharmakon teil, C-12, einer Anti-Angst-Droge mit nicht zu unterschätzenden Nebenwirkungen.

Drei Jahre später gerät Marlon wieder in die Schusslinie. Dieses Mal wird seine Kollegin und Exfreundin Sandra Lukoschik, von einem Mähdrescher schrecklich verunstaltet, tot aufgefunden. Die neu in den Dienst berufene Polizeipsychologin Alexandra von Stietencron und Kommissar Marcus Scheffler nehmen mit ihrem Team die Ermittlungen auf. Nur kurze Zeit später werden weitere zwei Frauen, wieder aus dem direkten Umfeld Marlon Krafts, ermordet aufgefunden. Marcus kann den Verdacht nicht mehr länger von Marlon Kraft abwenden, der auch noch seit früher Kindheit sein bester Freund ist. Bald erkennt Alexandra ein Muster hinter den Morden, ein Ritual, das sowohl dem chinesischen Tierkreis zu folgen scheint als auch den vier Elementen. Doch auch Marlon bleibt nicht untätig, beginnt seine eigenen Ermittlungen, nachdem er von dem Mörder verschlüsselte Emailbotschaften erhält und erkennen muss, dass dieser es letztendlich auf ihn abgesehen hat. Doch die Emails werden von seinem PC aus verschickt. Bald weiß Marlon nicht mehr, ob er nicht doch selbst hinter den Morden steckt, ausgeführt in den Zeiten seiner Blackouts, getrieben von einer Droge, die ihn unberechenbar macht.


Stil und Sprache
Sven Koch schreibt aus Sicht des gerade Agierenden in der dritten Person. Er hat eine direkte, unverblümte Sprache, wobei er die Gedankengänge seiner Figuren immer wieder mit kursiver Schrift in das Geschehen mit einbaut. Diese Einschübe wirkten auf mich teilweise sehr belehrend, auch störten mich die immer mal wieder eingestreuten, platten Redewendungen, nicht zu vergessen die stetigen Hinweise auf  die im Falle Hannibal Lecter ermittelnde Clarice Starling. Sicherlich sollten diese Einschübe eher witzig sein, ich fand sie nervig. Nach dem anfänglichen Geiseldrama im Kindergarten, das sich aber bald als wenig gefährlich und unspektakulär herausstellt, zieht sich die Geschichte etwas in die Länge. Im Mittelpunkt stehen zunächst die sich langsam findenden Hauptakteure der Geschichte und weniger das Geschehen selbst.

Erst nach dem zweiten Mord nimmt die Geschichte Fahrt auf, wird für den Leser spannender. Sven Koch führt den Leser in eine recht verschachtelte Szenerie von Tätern und Verdächtigen. Er konfrontiert ihn mit den nicht enden wollenden psychologischen Ausführungen der Polizeipsychologin Alex, die die mit vielen Hinweisen und verstecken Botschaften bühnenreif geplanten Ritualmorde deutet und immer wieder für den Leser verständlich interpretiert. Nicht zu vergessen die zusätzlichen Verstrickungen rund um den Pharmakonzern, welche zu weiteren Morden führen und am Ende sogar LKA, BKA und Interpol auf den Plan rufen. Die dann doch recht simple Auflösung des Täters und dessen Beweggründe am Ende erschienen mir etwas unpassend.


Figuren

Marlon Kraft, für die „Neue Westfalenpost“ in dem kleinen Städtchen Lemfeld als Polizeireporter tätig, gerät in eine Mordserie, die ihn bald mehr betrifft, als ihm lieb sein kann. Schnell wird er zum Hauptverdächtigen, aber gleichzeitig auch zum am meisten Bedrohten. Hat es der Drache auf ihn abgesehen? Sven Koch gelingt es gut, diese Doppelrolle in einer Figur zu vermitteln, seine Unsicherheit, seine Verzweiflung. Er wird zum Gejagten und ist selbst auf der Suche nach seinem Verfolger.

Alexandra von Stietencron setzt sich gegen den Wunsch ihres Vaters, der sie lieber als Juristin, der Familientradition folgend, gesehen hätte,  durch und wird Kriminalpsychologin. Sie erhält ihren ersten Einsatz und muss sich nun beweisen, wobei sie keinen Zweifel erweckt, mit allem nötigen Rüstzeug dafür ausgestattet zu sein: gestählt durch den Triathlon, bestens vorbereitet und zielsicher am Schießstand, fachlich in der Theorie und Praxis psychologisch wie polizeitechnisch bestens ausgebildet, dabei nicht unattraktiv und schnell im Schlussfolgern, durchschaut sie sogleich bei ihrem ersten Mordfall die Hintergründe, deckt Zusammenhänge bis zum chinesischen Tierkreis auf und lässt ihre Mitstreiter nur staunend und anerkennend zurück. Zwar kommen hier und da einige, nicht bös gemeinte Sticheleien und Seitenhiebe durch, aber am Ende löst sie den Fall mit Bravour und da bleiben dann auch die weißen Rosen der Kollegen am Krankenbett nicht aus. Sie erscheint mir ein wenig überzeichnet, vermutlich wird sie aber in folgenden Thrillern von Sven Koch wieder eine zentrale Rolle spielen, sofern ich sein Nachwort da richtig verstanden habe.

Marcus Scheffler, Kriminalkommissar und Leiter der Ermittlungen, zeigt Alexandra, genannt Alex, gegenüber eine sehr offene, verständnisvolle Art und lässt ihr zunächst viel Spielraum, zumal ihre Interpretationen und Schlussfolgerungen die Morde betreffend ihm ganz gelegen kommen. Sein wahres Gesicht und seine Motive zeigen sich erst zum Ende hin. Auch hier habe ich so meine Zweifel an der Glaubhaftigkeit dieser Figur, erscheint mir doch vieles zu konstruiert und nicht fassbar.

Die Polizisten Schneider, Kowarsch und Reineking erscheinen als recht sympathische Kollegen, zwar mit kleinen Macken und Fehlern, aber am Ende dennoch gerecht und zusammenhaltend.


Aufmachung des Buches
Das 463 Seiten umfassende Taschenbuch ist mit großen, in roter Farbe geschriebenen Lettern des Titels „Purpurdrache“ beschriftet, sowie in schwarz darüber der Name des Autors, darunter dann ein Abfluss mit Blut beschmiert. Ein Abbild des Purpurdrachens auf dem Cover hätte mir besser gefallen. Die 58 Kapitel sind eher kurz gehalten und durch diese Aufteilung auch gut in mehreren kurzen Abschnitten zu lesen.


Fazit

Ein Thriller mit deutlichem Potential, aber auch einigen Schwächen in der Gesamtgeschichte und deren Umsetzung. Hat man den ersten Teil erstmal überwunden, wird es doch noch recht spannend und interessant. Die psychologischen Deutungen und verschachtelten Zusammenhänge haben mich streckenweise gut unterhalten, wenn mir auch die Auflösung am Ende weniger gut gefiel.


3 Sterne


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