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Das Geheimnis des Märchenkönigs wird endlich gelüftet

Ein Tagebuch in einem verwitterten Holzkästchen, über hundert Jahre alt und in Geheimschrift geschrieben – für den Münchner Antiquar Steven Lukas ein ungeheurer Fund. Der Verfasser des mysteriösen Textes war ein Vertrauter König Ludwigs II., vielleicht enthüllt das Tagebuch die Wahrheit über die legendenumwobenen Todesumstände des bayerischen Märchenkönigs.
Doch Steven ist nicht der Einzige, der das Rätsel lösen will. Während er gemeinsam mit der Kunstdetektivin Sara Lengfeld versucht, den Text zu entschlüsseln, werden die beiden von geheimnisvollen Kapuzenmännern gejagt. Und ein Fanatiker ist bereit, über Leichen zu gehen.

 

 

 

Autor:
Oliver Pötzsch
Verlag: Ullstein
Erschienen: 1. März 2011
ISBN: 978-3548282909
Seitenzahl: 576 Seiten

 


Die Grundidee der Handlung
Am 13. Juni 2011 jährt sich der Todestag  Ludwigs II. zum 125ten Mal. In Bayern wird der „Kini“ noch heute verehrt und die Umstände seines Todes gelten immer noch als umstritten und geheimnisvoll. War Ludwig wirklich wahnsinnig? Hat er erst seinen Arzt und dann sich selbst getötet? Wurde er ermordet und wenn ja, von wem? Das plötzlich aufgetauchte Tagebuch eines Vertrauten des Königs könnte die Wahrheit ans Licht bringen, wenn es nicht in einer rätselhaften Geheimschrift geschrieben wäre.

Aus diesem Stoff hat Oliver Pötzsch eine - oft im wörtlichen Sinne - unglaubliche, aber spannende Geschichte gemacht, die den Leser mehr als einmal kopfschütteln und (ver-)zweifeln lässt, weil Manches einfach zu unglaubwürdig und „an den Haaren herbeigezogen“ scheint. Trotzdem will man unbedingt wissen, wie es weitergeht und folgt den Protagonisten Steven und Sara atemlos auf ihrer Jagd nach des Rätsels Lösung quer durch Bayern und sämtliche Schlösser des „Märchenkönigs“.


Stil und Sprache
Die beiden Erzählstränge des Buches sind von Stil und Sprache her sehr unterschiedlich. Theodor, der fiktive Assistent des königlichen Leibarztes, der in seinem Tagebuch das letzte Lebensjahr Ludwigs II. schildert, drückt sich wie ein gebildeter Mann des 19ten Jahrhunderts aus. Seine Beschreibung des Königs, dessen körperlicher und geistiger Verfall, ist sehr glaubwürdig dargestellt. Der Leser versteht, warum Ludwig II. als nicht „normal“ galt und ist sogar zeitweise geneigt, sich dieser Meinung anzuschließen. Auch die Umstände seines Todes sind nachvollziehbar und werden heute noch von vielen für möglich gehalten.
Ganz anders verhält es sich mit der Geschichte, die in der Gegenwart spielt. Einerseits erzählt der Autor sehr spannend, es passiert ständig etwas Neues, der Leser kommt kaum zum Atemholen, andererseits bleibt dabei oft die Glaubwürdigkeit des Geschilderten auf der Strecke. So ist es z.B. unvorstellbar, dass der Mann, dem Sara bei einem Kampf mit ihrem spitzen Absatz ein Auge ausgestochen hat, am nächsten Tag - zwar versehen mit einer Augenklappe, aber ansonsten völlig unbeeinträchtigt - erneut auf sie Jagd macht. Auch die Art und Weise, wie Sara ihm letztendlich entkommt, ist geradezu lächerlich, wenn auch wieder sehr anschaulich und packend beschrieben.
Die vielen Leichen, die das Paar bei den Verfolgungsjagden recht leichtherzig hinter sich lässt, tun ein Übriges, wobei der Leser sich mehr als einmal fragt, warum eigentlich die Polizei kaum eine Rolle spielt, sondern erst am Ende des Buches urplötzlich aufkreuzt. Etwas nervend ist auch, dass der Autor die Beiden immer nur entweder als „Steven“ oder „der Antiquar“, bzw. „Sara“ oder „die Kunstdetektivin“ bezeichnet.


Figuren
Die beiden Hauptakteure, Steven und Sara, hat der Autor wohl nach dem Motto „Gegensätze ziehen sich an“ entwickelt. Für einen Vierzigjährigen ist Steven doch ein bisschen zu naiv und weltfremd dargestellt. Ohne die tatkräftige, dominante Sara wäre er wirklich hilflos, andererseits ist sie es, die ihn in manche Schwierigkeiten erst hineinzieht. Steven ist für die geistige Arbeit, das Entschlüsseln des Tagebuches, zuständig, Sara für die „technischen“ Dinge, was sowohl die Bedienung des Internet, als auch das Abwischen blutiger Eisenstangen umfasst. Dass die beiden sich ineinander verlieben, ist eigentlich schwer vorstellbar, denn irgendwelche Gemeinsamkeiten, außer dem Interesse an der Lösung des Rätsels, sind für den Leser nicht zu erkennen.

Die Nebenfiguren kann man in zwei Kategorien einteilen, nämlich „die Guten“ und „die Bösen“. Erstere sind ihrem toten „Kini“ immer noch in tiefer Verehrung verbunden und tun buchstäblich „getreu bis in den Tod“ alles, um seinen Ruf zu schützen. Ihre Gegenspieler unterstützen die Ambitionen des/der großen Unbekannten allein um des Geldes willen und sind in der Wahl ihrer Mittel nicht eben zimperlich.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt auf dem vorderen Cover einen dunklen Nadelwald, vor dem in blutroten, erhaben geprägten Buchstaben der Titel steht. Darüber erhebt sich Schloss Neuschwanstein in der Dämmerung. Die oberen Ecken vorn und hinten und der linke Rand weisen große „Blutspritzer“ auf, die das gespenstische der Szene hervorheben und auf eine spannende Handlung hoffen lassen.
An Stelle einer Inhaltsangabe gibt es ein kurzes Gespräch mit dem Autor über seine Motivation, dieses Buch zu schreiben. Da die Königsschlösser eine wichtige Rolle spielen, zeigen vier Karten ihre Lage und Grundrisse an. Weiterhin findet sich am Anfang ein Personenverzeichnis, am Ende ein Nachwort des Autors, ein Glossar und eine Bibliographie.


Fazit
Es ist nicht ganz einfach, dieses Buch einem bestimmten Genre zuzuordnen. Ein historischer Roman ist es sicher nicht, auch wenn Ludwig II. eine wichtige Rolle spielt. Es handelt sich eher um einen Histo-Thriller, der zwar viele Klischees - Verfolgungsjagden, Geheimschriften, immer wieder Rettung in letzter Sekunde - bedient, aber so spannend und abwechslungsreich geschrieben ist, dass man über manche Ungereimtheiten hinwegsieht und sich einfach nur gut unterhalten fühlt.


3 5 Sterne


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