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Falscher Glanz

Die Reliquienhändlerin Marysa steht kurz vor der ersehnten Hochzeit. Doch ihre Unruhe ist groß – der Zukünftige kehrt nicht von seiner Reise zurück. Wie lange kann sie geheim halten, dass sie sich in anderen Umständen befindet? Auch endet bald die von der Zunft auferlegte Frist für ihre Neuvermählung, um weiterhin als Meisterin arbeiten zu dürfen. Als wäre das nicht Unglück genug, ist plötzlich Marysas guter Ruf in Gefahr: Das Silber, das ihr zur Fertigung von Pilgerzeichen übergeben wurde, entpuppt sich als versilbertes Messing. Marysa steht plötzlich als Betrügerin da …

 

 

Autor: Petra Schier
Verlag: rowohlt
Erschienen: April 2011
ISBN: 978-3499254864
Seitenzahl: 336 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der Rückentext gibt schon ein recht umfassendes Bild der Geschichte ab, so dass hier nichts hinzuzufügen bleibt. Erwähnenswert ist allerdings, dass es sich bereits um den dritten Teil einer Reihe handelt, was auf Anhieb nicht ersichtlich ist. Ohne die anderen Teile gelesen zu haben, fehlt einem dann doch das ein oder andere Detail, es gibt viele Anspielungen auf die vorangegangenen Bücher, so dass man diese besser zuerst lesen sollte.


Stil und Sprache
Petra Schier hat die Gabe, ihre Leser schon auf den ersten Seiten eines Romans in ihren Bann zu ziehen, indem sie mit kleinen Alltagsszenen direkt in das Leben ihrer Protagonisten eintaucht. So trifft man hier Marysa zusammen mit ihrer Mutter beim Anprobieren eines Kleides an, das Marysas Schwangerschaft vor neugierigen Blicken verbergen soll. Und schon ist man mittendrin im mittelalterlichen Aachen, liest über das mittelständische Leben in einem Handwerkerhaushalt, und erfährt ganz nebenbei viel über Zünfte, kirchliche Bräuche, rechtliche Dinge, aber auch über Haushaltsführung, Mahlzeiten und Umgangsformen in dieser Zeit. Dabei bleibt die Autorin durchweg bei ihrem leichten Tonfall, der zwar locker daherkommt, aber doch – gerade in der wörtlichen Rede – stets eine in die Zeit passende Ausdrucksweise an den Tag legt. So lässt sich die Geschichte trotz verschiedener Perspektivwechsel zwischen Marysa und ihrem Verlobten sowie einiger anderer Beteiligter flüssig lesen und hat doch ein historisches Flair.

Spannend aufgebaut ist die Handlung außerdem, lange weiß man nicht genau, wer oder was hinter den Ereignissen steckt. Durch regelmäßig eingestreute kurze Kapitel, in denen der „Täter“ seine Sicht schildert, wird geschickt die Aufmerksamkeit des Lesers auf immer wieder neue Verdächtige gelenkt. Es passieren einige Morde, jede Menge Bösewichte huschen durch Aachen und erst ganz am Ende werden die letzten Intrigen aufgelöst. Gute Unterhaltung ist so garantiert.


Figuren
Petra Schier hat einige Erfahrung mit weiblichen Hauptfiguren und weiß, wie man sie geschickt in Szene setzt. Das ist ihr auch mit Marysa gelungen, die angefangen von einem ungewöhnlichen Namen bis hin zu ihrem Aussehen (warum gibt es in der Literatur eigentlich so viele rothaarige Frauen?) sofort das Interesse des Lesers weckt. Durchweg sympathisch ist sie, auch wenn sie meiner Meinung nach ruhig ein paar Ecken und Kanten vertragen hätte. So bleibt sie etwas blass, aber immerhin wurde hier nicht der Fehler begangen, Frauen im Mittelalter Dinge tun zu lassen, die sie in Wahrheit nie und nimmer gewagt hätten. Nein, Marysa ist zwar eigenwillig, kennt aber ihren Platz in der Gesellschaft sehr genau und weiß, was sie tun kann und was nicht.
Marysas Verlobter Christoph Schreinemaker ist dagegen ein ziemlich undurchsichtiger Typ und ich habe bis zum Schluss nicht herausgefunden, ob er tatsächlich der ist, der er behauptet zu sein. Dazu müsste man vermutlich wieder die beiden ersten Teile der Reihe gelesen haben, denn sein Hintergrund ist ziemlich entscheidend für den Handlungsverlauf. So kann man nur spekulieren und bleibt am Ende etwas unbefriedigt zurück, was ihn angeht.

Ansonsten gibt es noch jede Menge Nebenfiguren, die je nach Bedeutung mehr oder weniger detailliert ausgeführt sind. Alle haben aber ein Gesicht und geben so diesem Roman die besondere Würze.


Aufmachung des Buches
Das recht farbenfroh gestaltete Taschenbuch zeigt auf der Vorderseite eine mittelalterlich gekleidete Frau, die in einem Buch liest. Zu ihren Füßen steht ein silbernes, offenbar sakrales Gefäß. Innen gibt es eine relativ grobe Zeichnung der Stadt Aachen im 15. Jahrhundert sowie neben Prolog und Epilog 37 teilweise sehr kurze Kapitel. Neben einigen Anmerkungen der Autorin und Begriffsklärungen am Ende findet sich dann noch das Rezept für die im Buch erwähnten Apfelküchlein, wie Marysas Köchin sie herstellt.


Fazit
„Das silberne Zeichen“ ist ein unterhaltsames Stück Mittelalter, mit einer spannenden Geschichte ganz ohne Beteiligung von Königshäusern oder Adeligen, dafür mit verzwickten Intrigen und viel buntem Alltagsleben.


4 Sterne 


Hinweise

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Backlist:
Band 1: Die Stadt der Heiligen
Band 2: Der gläserne Schrein

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