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Es gibt eine Zeit zu leben
Für die Familie Fletcher mit ihren drei Kindern müsste der Ort eigentlich das Paradies sein: das stille, von der Zeit vergessene Dorf in Lancashire. Sie ahnen nicht, dass dieses Paradies eine sehr dunkle Seite hat.

Eine zu sterben
Für Gillian Royle ist die Idylle schon längst zerstört. Vor drei Jahren kam ihre kleine Tochter bei einem Brand ums Leben. Aber Gillian hofft noch immer, sie lebend wiederzufinden, selbst wenn man sie für verrückt hält. Aber ist sie das wirklich?

Und eine zu töten
Als durch Zufall ein Grab freigelegt wird, in dem die Überreste dreier Mädchen liegen, gibt es keinen Zweifel mehr: Der kleine Ort hütet ein tödliches Geheimnis.

 

 

Originaltitel: Blood Harvest
Autor: Sharon Bolton
Übersetzer: Marie-Luise Bezzenberger
Verlag: Manhattan
Erschienen: 02/2011
ISBN: 978-3442546763
Seitenzahl: 512 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Wie es der Klappentext schon andeutet, gibt es keine allein stehende Idee, die dieser Thriller verfolgt. Sehr vielschichtig angelegt werden verschiedene Perspektiven beleuchtet, der Fund der Kinderleichen wird zwar am Anfang erwähnt, aber weiter „bearbeitet“ wird er erst viel später, denn es gibt noch eine Menge an Dingen, die vorher passieren. Ungewöhnlich ist für einen Thriller, dass der zehnjährige Tom einen großen Erzählpart inne hat, der gerade mit seiner Familie nach Heptonclough gezogen ist. Viele seltsame Dinge geschehen auf dem benachbarten Friedhof, Tom hört Stimmen und sieht immer wieder ein kleines Mädchen, das er zunächst für einen Geist hält. Der Vikar im Ort ist ebenfalls neu und spürt in seiner Kirche oft die Anwesenheit anderer, ohne dass er je etwas sieht. Als dann nach einem Unwetter eine Stützmauer einstürzt und das Grab mit den drei Kinderleichen darin freigelegt wird, hat die Polizei einige Mühe, hinter die vielfältigen Geheimnisse des Ortes zu kommen - und das klappt am Ende nur mit Toms Hilfe …


Stil und Sprache
„Bluternte“ ist der dritte Roman von Sharon Bolton und wieder gelingt es ihr, eine ganz besondere Atmosphäre zu schaffen und den Leser von Beginn an in die Geschichte hineinzuziehen. Mit dem erst zehnjährigen Tom als Erzähler kreiert die Autorin eine ganz neue Perspektive, um den doch recht unheimlichen Vorgängen auf dem Friedhof Nachdruck zu verleihen, denn einerseits ist Tom zwar geneigt, an Geistererscheinungen zu glauben, andererseits aber realistisch genug, um auch nach anderen Erklärungen zu suchen. So kommt man auch als erwachsener Leser in den gleichen Zwiespalt wie er und sucht nach Erklärungen, während man sich doch insgeheim etwas gruselt.
Tom ist aber nicht der einzige Erzähler, außer ihm kommen noch der Pfarrer Harry und die Psychologin Evi zu Wort. Beide versuchen ihrerseits, die Wahrheit zu enthüllen und sorgen so für stetige Spannung, denn immer, wenn es gerade einen Schritt voran zu gehen scheint, wechselt Sharon Bolton geschickt den Schauplatz. So bleibt es spannend bis zum Schluss und die über allem liegende, beklemmende Atmosphäre garantiert Gänsehaut beim Leser.

Trotz vieler Handlungssprünge ist es leicht, der Geschichte zu folgen, dafür sorgt ein unkomplizierter Schreibstil, der nah an der Handlung bleibt, ein Quäntchen feinen Humor enthält und alles Unwesentliche ausblendet. Locker, manchmal ein bisschen zu locker allerdings, sind die Gespräche der handelnden Personen, wer spricht seinen Vikar schon mit „Hey, Kumpel“ an? Das ist aber nur eine Kleinigkeit und kann auf rund 500 Seiten schon mal vorkommen.


Figuren
Sharon Bolton hat sich – wie auch zuvor in den beiden anderen Büchern – eine Fülle von einzigartigen Charakteren ausgedacht, die allesamt etwas Besonderes haben. Da ist etwa Tom, für einen Zehnjährigen vielleicht ein bisschen zu erwachsen, aber dennoch mit der typischen Denk- und Handlungsweise von Kindern ausgestattet, besorgt um seine kleineren Geschwister, mit viel Phantasie und feinem Sinn für Zwischentöne und Lügen von Erwachsenen. Er ist immer hin– und hergerissen zwischen seinem Vertrauen zu Eltern und dem Vikar und der Solidarität zu dem geheimnisvollen Mädchen und seinem Bruder Joe.

Aber auch die anderen Charaktere, allen voran Evi, die Psychologin, deren Patientin Gillian ist, sowie der Vikar Harry, genauso frisch im Ort angekommen wie die Familie Fletcher und schon allein deshalb ihnen sehr nahe, haben etwas Besonderes, sind so lebendig beschrieben, dass man als Leser direkt das Gefühl hat, mitten unter ihnen zu sein. Irgendwas ist da mit den Dorfbewohnern, die einerseits freundlich und aufgeschlossen gegenüber den Neuankömmlingen sind, andererseits aber irgendetwas zu verbergen haben. Was das ist, das enthüllt sich erst so nach und nach und am Ende mag man kaum glauben, wozu diese Menschen fähig sind, welches Unheil eine verschworene Gemeinschaft anrichten kann.

Mit all diesen tollen Figuren gelingt es Sharon Bolton, ihre Geschichte elegant zu Ende zu bringen, alle Fäden zusammen zu führen und am Ende zu einer befriedigenden Lösung zu kommen. Schade, dass diese Autorin offenbar keine Serie schreiben möchte, ihre Figuren wären es auf jeden Fall wert!


Aufmachung des Buches
Das großformatige Buch ist in Klappenbroschur ausgeführt und zeigt auf dem Cover eine Kirchenruine und einen alten Friedhof. Titel und Autorenname sind leicht geprägt in grünlichen Farbtönen gedruckt und stechen vor einem dunklen Himmel hervor. Endlich einmal eine Gestaltung, die wirklich zum Inhalt passt! Innen gibt es nach einem kurzen Prolog vier große Teile und einen Epilog, außerdem zu Beginn eine gezeichnete Karte von Heptonclough und am Ende einige Anmerkungen der Autorin, die man aber keinesfalls vor Beginn lesen sollte, wenn man sich die Spannung nicht nehmen möchte!


Fazit
„Bluternte“ ist einer der spannendsten Thriller, die ich in letzter Zeit gelesen habe - ein absolut überzeugender Mix aus Grusel, Mitfiebern und bestechender englischer Atmosphäre. Tolle Charaktere machen diesen Roman zu Sharon Boltons bisher bestem Werk und verhindern, dass man das Buch vor dem Ende zur Seite legen kann. Ein „Must-Have“ für jeden Thriller-Fan in diesem Frühjahr.


5 Sterne

 

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