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Um das Weltklima zu retten, hat die EU all ihren Bürgern zwangsweise Sparlampenlicht verordnet: Die Glühbirne wird verbannt. Vielen ist aber nicht wohl dabei. Ob es für die Ablehnung der Energiesparlampe auch objektive Gründe gibt, erforscht dieses Buch. Quecksilbergefahr, ungesundes Licht, zweifelhafter Nutzen für die Umwelt - die Proteste wachsen, die Diskussion ist noch längst nicht beendet: Das Buch will verschwiegene Fakten aufdecken und Gedankenanstöße geben. Denn Licht ist nicht gleich Licht! Künstliche Beleuchtung beeinflusst unser Leben tiefgreifend, selbst wenn wir das oft nicht merken. Dies ist das Buch zur Debatte über eine umstrittene Lichtquelle. 

 

Luegendes_Licht 


Autor: Thomas Worm/Dr. Claudia Wormstedt
Verlag: Hirzel
Erschienen: März 2011
ISBN: 978-3-7776-2120-3
Seitenzahl: 254 Seiten


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Zunächst einige Dinge die man mal gründlich überdenken sollte:

  • Es gibt keine "Elektrosmog" Grenzwerte für den Betrieb von Energiesparlampen, das heißt die hochfrequente Strahlung, die eine Energiesparlampe im Betrieb emitieren darf, ist durch keine gesetzlichen Richtwerte beschränkt. Eine handelsübliche Energiesparlampe strahlt dabei eine höhere Dosis hochfrequenter Strahlen als ein Monitor moderner Bauart ab.
  • Geht eine Energiesparlampe zu Bruch, so kann der Wert an gesundheitlichem Quecksilber in der Atemluft schnell auf das 20- fache der gesetzlichen Grenzwerte ansteigen. Auf jeden Fall ist die Verwendung eines Staubsaugers zu vermeiden, er würde das Quecksilber in allerfeinsten Tröpfchen in die Raumluft emittieren. Klare Informationen welche Risiken dabei entstehen gibt es nicht.
  • Die Entsorgung dieses schwer toxisischen Sondermülls ist nach wie vor nicht geregelt, so das die meisten Leuchtstofflampen noch immer im gewöhnlichen Hausmüll landen. Das Quecksilber verpestet daher in großem Umfang unsere Umwelt, denn spätestens bei der Entsorgung wird das schädliche Schwermetall unkontrolliert freigesetzt. Der Energieverbrauch für eine sachgemäße Entsorgung wurde bisher noch nie ermittelt, vermutlich würde er die vermeintlich positive Ökobilanz der Leuchtstofftechnik ins Negative verkehren.

Es ist schon ein Trauerspiel, das selbst Organisationen wie Greenpeace und der WWF sich vehement für eine Technologie stark machten, bei der von vorne herein klar war, dass hochgiftige Stoffe bis in den hintersten Winkel der häuslichen Privatsphäre gelangen können. Über all die Nachteile, wie zum Beispiel die extreme Umweltbelastung durch hochgiftige Schwermetalle und zusätzlich enthaltene Halbleitertechnik (die getrennt entsorgt werden müsste), hat man großzügig hinweg geblickt und zwar ohne jemals wirklich klare Fakten zur tatsächlich möglichen Energieersparnis aufzuzeigen. Die Angaben waren und sind sehr oberflächlich und theoretischer Natur. Nie werden dabei alle Faktoren des regulären Alltagsgebrauchs berücksichtigt, um letzten Endes eine klare Aussage über die reelle Ökobillanz treffen zu können. 

Leider schafft es auch dieses Buch nicht, hier klare Zahlen auf den Tisch zu bringen, stattdessen werden immer wieder die gleichen Aussagen wiederholt. Mehrfach wird auf die Werbepropaganda, mit der die kompakte Energiesparlampe als Retterin des Weltklimas in den Köpfen der breiten Masse verankert werden sollte, hingewiesen. Dort hatte die Zahl 80 eine geradezu symbolische Kraft. Weitreichendere Erkenntnisse zur tatsächlichen Ökobillanz und den weiteren Folgen auf unsere Umwelt gibt es aber nicht. Nur Andeutungen und logische Schlussfolgerungen. Einige Rechenbeispiele oder klare wissenschaftliche Fakten hätte ich hier schon erwartet.

Sehr bemerkenswert finde ich die Anmerkung, gleich im Vorwort, dass der Autor selbst beim Klimagipfel in Berlin 1995 zu denen gehörte, die umsonst Sparlampen verteilten, um die Popularität beim Volk zu steigern. Ein einstiger Befürworter also, der mitterweile seine Ansichten zu diesem Leuchtmittel gänzlich revidiert hat. Man merkt dem Autorenduo sofort an, dass beide aus dem journalistische Bereich kommen. Sämtliche Informationen sind so aufbereitet, das sie von jedermann gelesen und verstanden werden können. Dies ist sehr lobenswert, denn auf diese Art ist der Stoff nicht zu trocken und es macht durchaus Spass in dem Buch zu lesen. Allerdings bleiben die Aussagen auch bei vielen Themen oberflächlich und unverfänglich, eine Eigenschaft, die ebenfalls ganz typisch für journalistische Texte ist. Man weigert sich, verbindliche Aussagen zu machen, denn sie könnten sich später ja negativ für den Verfasser der Zeilen auswirken.

Angesichts des happigen Preises von rund 20 Euro erwarte ich ein gut recherchiertes Buch mit klaren wissenschaftlichen Fakten. Diese sucht man in diesem Buch vergeblich, stattdessen weist es einen Schreibstil auf, wie man ihn von Tageszeitungen her kennt. Dieser liest sich aber angenehm flüssig und liefert ganz beiläufig eine Info nach der anderen.

Der Ausblick auf die kommende LED ist angenehm informativ und weist auch auf die Umweltaspekte der Technologie hin. Es werden auch einige sehr erschreckende Szenarien, die der Einsatz dieser Technologie ermöglichen würde, aufgezeigt. Die Einsatzmöglichkeiten einer solch variablen Lichtquelle sind geradezu spektakulär und eröffnet den Anwendern ungeahnte Möglichkeiten. Weiterhin werden ausreichend Informationen über die unterschiedlichen Bauarten von Energiesparlampen, sowie deren Vor- und Nachteile vermittelt. Leider schaffen die Autoren es nicht, diese so aufzubereiten, dass der Leser einen praktischen Nutzen daraus ziehen kann, etwa in Form eines übersichtlichen Diagramms, welches dann Hilfestellung beim Kauf einer Energiesparlampe geben könnte. Wobei man ja grundsätzlich zu dem Resümee gelangt, dass man Leuchtstofflampen am besten im Regal stehen lässt und stattdessen abwartet, bis die LED Technologie die endgültige Marktreife erlangt hat.

Hier sind die Informationen auch nicht auf dem neuesten Stand, denn im Bereich der LED-Leuchtmittel hat sich sowohl bei den Preisen, als auch bei der Auswahl praktikabler Lampen eine Menge getan. So gibt es mittlerweile von Phillips eine LED Leuchte, die eine ähnliche Lichtcharakteristik und Helligkeit aufweist, wie es eine gängige 60 Watt Glühbirne einst tat. Die Firma Toshiba hat sogar ein Modell im Angebot, das über noch bessere Eigenschaften verfügt. Selbst "Stiftung Warentest" verteilte hier die Note 1,6.


Aufmachung des Buches
"Lügendes Licht" wird als Taschenbuch aufgelegt. Das Buch enthält kaum Schaubilder und die meisten Informationen werden als reiner Text dargeboten. Dieser ist nicht ausreichend übersichtlich gegliedert, so das man, wenn man eine bestimmte Info erneut nachschlagen möchte, ziemlich lange braucht, um diese erneut aufzufinden. Zusätzliche Tabellen und Schaubilder hätten hier Abhilfe geschaffen. 

Das verwendete Papier macht einen sehr hochwertigen Eindruck und auch der Druck ist gestochen scharf. Zumindest in dem Punkt hat man nicht gespart.


Fazit

Um sich einen grundsätzlichen Überblick über das Thema zu verschaffen, ist "Lügendes Licht" ganz brauchbar. Die durchaus beachtliche Menge an Informationen ist so aufbereitet, dass jedermann etwas damit anfangen kann. Allerdings wäre eine deutlichere Gliederung, oder das gezielte hervorheben der wichtigsten Fakten, sehr hilfreich gewesen. Da aber die meisten Infos in reinen Fließtext eingebettet wurden, tut man sich schwer, gezielt bestimmte Fakten nachzuschlagen. Das Register hilft da auch nicht weiter.

Wer einen wissenschaftlichen Background mit vielen Zahlen und auf Studien basierten Erkenntnissen hofft, der wird von diesem Buch etwas enttäuscht werden. Prinzipiell sollte sich aber jeder über dieses Thema informieren, denn mit Energiesparlampen sollte nicht sorglos umgegangen werden.


3,5 Sterne


Hinweise
Rezension von Thomas Lang
Herzlichen Dank an den Hirzel Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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