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Er wird sie suchen.
Er wird sie verfolgen.
Bis er sie gefunden hat.

Blutige Scherben. Überall. Der Tote, der ganze Boden ist mit geborstenem Kirchenglas bedeckt. Die siebzehnjährige Lin spürt die unheimliche Macht, die von diesem Fund ausgeht. Die Ermittlungen laufen scheinbar ins Leere, und als der zweite Mord geschieht, weiß sie nicht mehr, wem sie vertrauen kann. Sie weiß nur, dass es jemand auf sie und ihre Familie abgesehen hat, der sie jagt und auslöschen wird. Wenn sie ihn nicht rechtzeitig findet.

 

Blutige_Scherben 

Originaltitel: The Glass Demon
Autor: Helen Grant
Übersetzer: Julia Walther
Verlag: Piper
Erschienen: April 2011
ISBN: 978-3-492-25446-5
Seitenzahl: 368 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Lin und ihre Familie verlassen für ein Jahr England, da ihr Vater die Allerheiligen-Glasfenster finden möchte, um endlich die ihm angemessene Berühmtheit zu erlangen. Doch von Anfang an schwebt ein Schatten über dieser Unternehmung. Als sie nach dem Weg fragen wollen, finden sie eine Leiche auf einer Obstwiese. Ein Unfall oder Mord? Doch statt die Polizei zu benachrichtigen – immerhin würde dies sicherlich mehrere Stunden auf einem Polizeirevier mit sich bringen – besteht Lins Vater darauf, so zu tun, als wüssten sie von nichts. Bei seinen weiteren Recherchen muss Lins Vater feststellen, dass seine wichtigste Quelle, Herr Mahlberg, zwischenzeitlich ebenfalls das Zeitliche gesegnet hat. Zufall?

Je länger Lin und ihre Familie in diesem kleinen Ort bleiben, desto mehr muss Lin feststellen, dass die Leute hier nicht wollen, dass die Fenster gefunden werden. Ob sie an den Fluch glauben, der auf diesem Kunstwerk liegen soll? Aus Ablehnung wird jedoch irgendwann Hass und Lin fürchtet um das Leben ihrer Familie – und ihr eigenes …


Stil und Sprache
In 68 meist sehr kurzen Kapiteln erzählt Lin dem Leser in der ersten Person die Ereignisse rund um die Suche nach den Allerheiligen-Fenstern. Die erste Leiche lässt dabei nicht lange auf sich warten; um nicht zu sagen: sie läutet die Geschichte ein. Verspricht dieser Auftakt noch einen spannenden Krimi, muss der geneigte Leser jedoch schon bald feststellen, dass die Geschichte vielmehr vor sich hin plätschert. Zwar streut Lin regelmäßig Andeutungen in den Text, die die Neugier des Lesers zumindest anfangs noch anstacheln, doch gerade die Cliffhanger an den Kapitelenden à la „Ich konnte nicht ahnen, dass …“ wirken mit der Zeit abgenutzt.

Der flotte, bildreiche Schreibstil Helen Grants in Kombination mit den kurzen Kapiteln sorgt für ein recht hohes Lesetempo. Dabei stechen vor allem wunderbare Beschreibungen und Aussagen der Autorin heraus: „Und trotzdem konnte ich nicht verhindern, dass nun, da der Samen dieser Idee aufgekeimt war, ein riesiger, wild wuchernder Busch des Argwohns daraus erwuchs“ (Seite 206). Es ist jedoch ein schmaler Grat zwischen der Schaffung einer dichten Atmosphäre und zu ausführlichen Beschreibungen. Hier fehlt der Autorin leider immer wieder das Händchen für das richtige Maß. Und so zieht sich die Geschichte trotz der mysteriösen und dem Grunde nach spannenden Vorfälle stellenweise wie Kaugummi, denn weder Lin noch ihr Vater kommen so recht vom Fleck. „Ich hatte das Gefühl, als würden die Teile eines Puzzles mit der schwerfälligen Bewegung von Kontinentalplatten an ihren Platz rutschen“ - diese Aussage auf Seite 290 ist für diesen Krimi leider sehr treffend. Keine der Figuren will sich so recht zum Handeln durchringen und wenn dann mal doch, wird stets die falsche Entscheidung getroffen.


Figuren
Die siebzehnjährige Lin ist die Hauptfigur, aus deren Sicht der Krimi erzählt wird. Dabei wird die Geschichte geprägt von den Gedanken und Gefühlen Lins, sodass der Leser ihr besonders nahe ist. Dennoch bleibt eine dünne, unüberwindbare Mauer bestehen, die es unmöglich macht, sich voll auf diese Figur einzulassen. Dies mag daran liegen, dass man nichts aus ihrer Vergangenheit erfährt und sie dadurch recht blass bleibt. Michel gegenüber behauptet sie zwar, in England einen Freund zu haben, doch ob dem tatsächlich so ist, bleibt im Dunkeln – ihre extreme Schwärmerei für Pfarrer Engels deutet jedoch auf das Gegenteil hin. Überhaupt ist Lins Familie seltsam und nicht gerade liebevoll. Ihr Vater lebt nur für seine Arbeit, ihre Schwester Polly geht jedem Streit aus dem Weg und blendet alles Unschöne im Leben aus, ihre Mutter Tuesday ist stets auf ihre eigenen Vorteile und Mode bedacht … Die Figuren werden auf eine herausstechende Charaktereigenschaft beschränkt, was sie wenig authentisch erscheinen lässt.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist sehr ansprechend gestaltet. Das düstere, schimmernde Cover weckt die Neugier des Lesers – leider ist diese schöne Gestaltung recht anfällig für Kratzer. Das Motiv selbst passt nicht 100%ig zum Inhalt, ist jedoch nicht völlig unpassend gewählt.


Fazit
Ein Spannung versprechender Anfang, ein toller Schreibstil, aber leider eine zähe Umsetzung. Helen Grant verliert sich teilweise ein wenig zu sehr in den Details und dadurch den Spannungsaufbau aus den Augen. Zudem hätten die Figuren deutlich mehr Ecken und Kanten vertragen. Schade, die Grundidee hat überzeugt.


2 Sterne


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