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Kategorie: Fantasy, Mystery, Vampire

Sabin ist der Hüter des Zweifels. Der Liebe hat er abgeschworen, seit sein Dämon die letzte Frau, die Sabin begehrte, vor Jahren regelrecht in den Tod getrieben hat. Seither kämpft er nur noch an der Seite der anderen Lords gegen die Jäger, Sterbliche, die die Dämonen bannen und die Lords danach töten wollen.

Auf einem der Feldzüge gegen die Jäger lernt Sabin in Ägypten jedoch Gwen kennen. Ihr, die halb Harpyie und halb Engel ist und demnach eine dunkle und eine helle Seite in sich vereint, kann der vom Zweifel gepeinigte Herr der Unterwelt nicht widerstehen. Doch gelingt es der Halbtochter Luzifers, ihre zerstörerische Kraft zu bannen? Und kann sie darüber hinaus den Dämon des Zweifels in Sabin zum Schweigen bringen?

 

 

Originaltitel: The Darkest Whisper - Lords of the Underworld 4
Autor: Gena Showalter
Übersetzer: Maike Müller
Verlag: Mira
Erschienen: Dezember 2010
ISBN: 978-3-89941-816-3
Seitenzahl: 476 Seiten

 

Die Grundidee der Handlung
Sabin und seine Freunde befreien in einem Lager der Jäger eine Gruppe von übernatürlichen Frauen, die von den Jägern vergewaltigt und geschwängert wurden. Nur eine kann unversehrt gerettet werden: Gwendolyn die Schüchterne, eine bezaubernd schöne Frau, der Sabin sofort verfällt. Kaum ist sie aber aus ihrem Käfig, zeigt sich, dass in ihr eine gefährliche Bestie ruht: eine Harpyie, die jeden tötet, der ihr Böses will - sich aber dummerweise nur in seltenen Situationen zeigt. Sabin sieht seine Chance, denn mit einer solchen Kriegerin an seiner Seite werden die Jäger kein Problem mehr darstellen. Dabei übersieht er ihre Anziehungskraft, der er immer mehr erliegt.

Gwen ist dem großen Krieger zwar dankbar, aber andererseits hätte sie gerne einfach ein Leben in Ruhe und Frieden gelebt. Ihre reinrassigen Harpyien-Schwestern würden sich die Finger nach dieser Art von Kämpfen ablecken, sie jedoch bevorzugt ein normales Leben unter Sterblichen. Doch da hat sie die Rechnung ohne den attraktiven Sabin gemacht, für den sie sich mehr interessiert als ihr gut tut. So wird sie in seinen Kampf gezogen und muss trainieren, in dieser rauen Welt zu überleben. Gleichzeitig gilt es, ihr Herz und ihre Seele zu schützen, denn der Dämon Zweifel, der in Sabin wohnt, ist ein Genie darin, Selbstbewusstsein zu untergraben. Und davon hat Gwen äußerst wenig ...


Stil und Sprache
Showalter führt die Geschichte um die Herren der Unterwelt fort, für Neueinsteiger gibt es aber genug Möglichkeiten auch mit diesem Band anzufangen, denn sie bietet Hintergrundinformationen über die laufenden Geschehnisse, ohne langjährige Leser zu langweilen. Durch den Perspektivenwechsel zwischen Sabin und Gwen werden alle ihre Gefühle und Gedanken offengelegt - mitunter ein wenig zu sehr, wenn Gwen zum wiederholten Male darüber nachdenkt, wie schwach und schüchtern sie ist.
Kapitelweise wird auch das Leben der anderen Herren beschrieben, die untrennbar mit der Hauptgeschichte verbunden sind und bereits die Grundlage für weitere Romane bilden. Die Beschreibung der Umgebung lädt den Leser dazu ein, sich selbst Einzelheiten dazu zu denken und bevormundet ihn dadurch nicht, was sehr erfrischend ist. Allerdings geht es mitunter sehr brutal zu: "Sie [Gwen] saß auf dem Boden, die Knie an die Brust gezogen, der Mund blutverschmiert, eine ... Luftröhre? ... in einer Hand. Sie hatte dem Mann die Kehle herausgerissen - oder ausgebissen?" (Seite 42). Zartbesaitete sollten also auf jeden Fall gewarnt sein.

Auch die Liebesszenen zwischen Gwen und Sabin haben es in sich, da sie unsterblich sind und damit um einiges rauer als Liebesromanleserinnen sonst gewöhnt sein dürften. Amüsant wird geschildert, wie Sabin stolz darauf ist, wenn sie ihn eher grob anfasst und mehr verlangt, obwohl sie darauf gefasst ist, es vorsichtiger anzugehen: "Es ist ein fester Griff, aber ich will es fester. Du wirst mich schon nicht kaputtmachen, Gwen" (Seite 289).

Running Gag des Bandes ist, dass Gwens Ex-Freund Tyson heißt, genau wie eine amerikanische Firma, die Hühnchenprodukte herstellt. Daher nennt ihn Sabin immer das Hühnchen.


Figuren
Sabin, der starke Anführer einer der Gruppen um die Herren der Unterwelt, ist ein geborener Krieger. Seine Fähigkeiten stellt er gleich zu Beginn unter Beweis. Daneben verbirgt sich aber ein zärtlicher und sanfter Teil in ihm, der erst zum Vorschein kommt, als er mehr Zeit mit Gwen verbringt. Gerade diese gegensätzlichen Persönlichkeiten in ihm faszinieren. Sabins innere Dialoge mit seinem Dämon, dem er öfter mal grob den Mund verbietet, amüsieren sehr, zeigen aber auch wie verbunden er mit diesem Wesen ist. Gwens Beziehung zu ihrer inneren Harpyie bleibt dagegen eher an der Oberfläche, da sie mit ihr nicht ins Gespräch tritt.
Gwendolyn heißt nicht umsonst "die Schüchterne", denn wenn sie sich in ihrer normalen Form befindet, ist sie zurückhaltend und zaghaft. Übernimmt die Harpyie in ihr die Oberhand, wird sie zu einer blutrünstigen Kampfmaschine, die alles kurz und klein schlägt, was zwischen ihr und dem steht, was sie haben will. Sehr interessant sind die verschiedenen Regeln, denen sich ihre Art unterwirft, was Sabin vor einige Probleme stellt, bis er diese herausgetüftelt hat.

Die anderen Herren erhalten ihren eigenen Rahmen. Ihre Geschichten und Erlebnisse sind so düster, dass die Leserinnen ihnen ebenfalls ein Happy End wünschen werden. Sehr viel Raum erhält Aeron und seine kleine Dämonin Legion, die im nächsten Band ihre Geschichte bekommen. Aber auch der getriebene Paris, der seinen Kummer in Ambrosia zu ertränken versucht, tritt wieder auf. Da die Herren immer einer nach dem anderen vorgestellt werden und später in einzelnen Kapiteln noch einmal auftreten, hat der Leser die Gelegenheit, sie kennen zu lernen und dadurch im Gedächtnis zu behalten. Gwens Schwestern, die später auftauchen, sind genauso ungekünstelt im Umgang miteinander wie die Herren, was für schwarzen Humor sorgt, wenn sie beispielsweise Turmspringen spielen und sehen wollen, wie viele Knochen man sich dabei brechen kann.


Aufmachung des Buches
Auf dem Cover des Taschenbuches befindet sich ein Mann, der seine Hände im Nacken verschränkt und sich leicht nach vorne beugt, so dass es wirkt, als ob er von Zweifeln getrieben wird. Auf seiner Brust befindet sich ein Schmetterlingstattoo, wie bei den Herren der Unterwelt - ihr Zeichen, dass sie einen Dämon in sich tragen. Im Hintergrund ist ein Vollmond über einigen Wolkenkratzern zu sehen. Auf der Rückseite befindet sich unter dem Logo von Mira für ihre Fantasy-Reihe (eine Art Siegel mit einem greifenähnlichen Wesen darauf) die Inhaltsangabe.


Fazit
Abgesehen von wenigen Stellen, an denen Gwens Selbstzweifel zu stark betont werden, liegt hier eine düstere und actionreiche Liebesgeschichte vor. Die sexy Liebesszenen dürften Liebesromanleserinnen überzeugen, sofern sie einen starken Magen haben wegen der brutalen Kampfszenen dazwischen.


4 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Schwarze Nacht
Band 2: Schwarzer Kuss
Band 3: Schwarze Lust