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Ein Kranz schillernder Farben leuchtete im See auf, fing sich zwischen den Gräsern und drang durch die Wasseroberfläche zu Violet hinauf. Sie spürte das strahlende Licht wie ein pulsierendes Echo unter ihrer Haut vibrieren. Es hallte in ihren Adern wider und strömte heiß durch ihren Körper. Es war stark, stärker, als sie es jemals zuvor wahrgenommen hatte. Das konnte nur eines bedeuten. Da unten war etwas Totes.

 

 

Originaltitel: The Body Finder
Autor: Kimberly Derting
Übersetzer: Sylke Hachmeister
Verlag: Coppenrath
Erschienen: September 2010
ISBN: 978-3-8157-9873-9
Seitenzahl: 345 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Geräusche, Gerüche, Geschmäcker – wenn die sechzehnjährige Violet Ambrose diese wahrnimmt, bedeutet es oftmals nichts Gutes. Vi hat die seltene Gabe ihrer Grandma Louise geerbt, besondere Schwingungen zu empfangen. Fluch oder Segen? Das Echo der Toten zieht sie in ihren Bann. So auch in diesem Sommer. Das Schuljahr hat an der White River High School gerade erst begonnen und Gabrielle Myers lädt zur jährlichen Party am Lake Tapps. Ein Riesenspaß! Doch Frohsinn und Unbekümmertheit finden ein jähes Ende, als die Leiche eines Mädchens im Schilf des seichten Gewässers entdeckt wird. Was niemand wissen darf: Ein regenbogenartiges Licht hat Vi zu der Ermordeten geführt. Während Vi noch mit den Folgen des Fundes zu kämpfen hat, wird exakt eine Woche darauf erneut eine Tote geborgen. Brooke Johnson, eine Schülerin aus dem Nachbarort. Der Sommer ist für alle zu Ende. Die Heimspiele der Football-Saison und der Homecoming Ball tröstet leidlich über die Ereignisse hinweg. Als schließlich Hailey McDonald vermisst wird, scheint sich der Verdacht zu bestätigen, dass die Polizei von Buckley einem Serienmörder auf der Spur ist. Die Mühlen der Behörden mahlen langsam. Violet kannte Hailey. Sie kann und will nicht darauf warten, dass endlich etwas geschieht. Mit unbedachten Handlungen bringt sie sich jedoch selbst in Gefahr …


Stil und Sprache
Mit ihrem Erstlingswerk „Bodyfinder – Das Echo der Toten“ erobert die US-Amerikanerin Kimberly Derting derzeit den Literaturmarkt der mystischen YA-Serien. Der Pazifische Nordwesten ihrer Heimat mit seinen eher trüben Witterungsbedingungen war ihre Inspiration für die unheimliche Grundidee des Romans.
Im Prolog erfährt der Leser in einem kleinen Rückblick auf Vergangenes sogleich die übernatürliche Fähigkeit der Hauptfigur: Das Echo der Toten. Nach beispielsweise Amber Kizers Meridian Sozu oder Charlaine Harris' Harper Connelly zwar keine weltbewegende Innovation, dennoch gelingt es der Autorin in Verbindung mit einem Serienmord und einer aufblühenden Romanze, eine vielversprechende Handlung für vergnügliche Lesestunden in Aussicht zu stellen. Die folgenden achtundzwanzig Kapitel zeigen, dass sie ihr Ziel zweifelsfrei erreicht. Aus Sicht eines personalen Erzählers begleitet der Leser das Geschehen in dritter Person Singular aus wechselnden Perspektiven. Sowohl Violet als auch der Serienmörder geben Einblicke in ihr Denken und Handeln. Während sich Violets Alltag um die ganz normalen Sorgen und Nöte eines heranwachsenden Jugendlichen dreht, bekommt ihre besondere Befähigung zunehmend Bedeutung und überschattet Lebensfreude und Spontaneität. Einerseits verdeutlicht Kimberly Derting die psychischen Auswirkungen auf das junge Mädchen, andererseits nimmt der Abstand zwischen Violet und dem Täter kontinuierlich ab. Die Spannung steigt, bis eine direkte Konfrontation unvermeidbar ist. Der Epilog rundet das Geschehen ab und beendet den ersten Teil der Serie auf angenehme Art und Weise. Insbesondere für die Zielgruppe, vornehmlich Jugendliche, ergibt sich ein fesselnder Lesefluss. Die Sprache ist einfach und klar. Einige Fehler im deutschen Text hätten vermieden werden können, stören die Lektüre aber nur unwesentlich.


Figuren
Im Mittelpunkt der Ereignisse steht die sechzehnjährige Violet Marie Ambrose. Oberflächlich betrachtet ist sie ein durchschnittlicher Teenager auf der Schwelle zum Erwachsensein. Wie ihre Freundinnen Chelsea, Claire und Jules interessiert sie sich für Partys, Mode, Make-up und Frisuren. Zusammen gehen sie Shoppen und teilen den neuesten Schultratsch. Um den Kopf frei zu bekommen, geht sie im nahe gelegenen Wald Laufen. Und seit kurzer Zeit ist auch ihre Aufmerksam dem anderen Geschlecht gegenüber geweckt. So weit, so gut. Doch in einem Punkt unterscheidet sie sich klar und deutlich von anderen Menschen. Vi vernimmt das Echo der Toten, jene Energie, die Tiere aber auch Menschen umgibt, die gewaltsam zu Tode kamen. Während sie früh lernte, damit umzugehen, tierische Überreste im eigens dafür angelegten Schattenfeld zu begraben, hinterließ der Fund eines Mädchens Spuren bei der damals achtjährigen Violet. Neben ihren Eltern sowie Tante Kathryn und Onkel Stephen weiß auch Jay Heaton von ihrer Gabe. Seit der ersten Klasse verbindet die beiden eine innige Freundschaft. Umso verstörender sind die Gefühle, die Violet nun in seiner Gegenwart empfindet. Ob und inwiefern Jay diese Emotionen teilt, bleibt ihr zunächst verborgen.

Kimberly Derting gelingt es als Mutter dreier Kinder sehr gut, auf Interessen, Bedürfnisse und Emotionen Jugendlicher einzugehen und sie glaubhaft zu vermitteln. Die Problematik um Violets weitestgehend geheime Fähigkeit ergänzt das Profil fließend.


Aufmachung des Buches
„Bodyfinder – Das Echo der Toten“ erscheint als gebundenes Hardcover im Coppenrath Verlag. Der glatte, schwarze Einband mit roter Schrift ist umgeben von einem Schutzumschlag, der sofort positiv ins Auge sticht. Vor schwarzem Hintergrund hebt sich ein orangenes Blätterkonstrukt gleich einer Farbexplosion kontrastreich ab. Die Lichtquelle befindet sich direkt dahinter, was das Motiv zusätzlich zum Leuchten bringt. Der Titel „Bodyfinder“ im Zentrum als Hochprägung sowie Spotlackveredelung machen den Umschlag zu einem Abenteuer für den Tastsinn des Lesers.
Ein Auszug der Geschichte auf der Rückseite und eine kurze Zusammenfassung auf der Innenklappe machen neugierig auf den Roman. Im Anschluss an die Geschichte um Violet Ambrose folgen Danksagung, Informationen zur Biographie und ein Interview mit Kimberly Derting.
Optik, Papier und Satz verfehlen nicht ihre Wirkung. Zur Perfektion ließe sich lediglich ein Lesebändchen ergänzen.


Fazit
Mit „Bodyfinder – Das Echo der Toten“ präsentiert Kimberly Derting nicht nur ein gelungenes Romandebüt, sondern ebenso einen interessanten Serienauftakt. Mit authentischen Beschreibungen eines Teenageralltags, romantischem Herzschmerz, fesselnden Momenten einer herausstechenden mystischen Gabe und dazu spannenden Ereignissen in Verbindung mit einem Serienmörder überzeugt die Autorin nicht nur junge Erwachsene. Die Leser dürfen sich auf die Fortsetzung im Herbst 2011 freuen!



Hinweise
Rezension von Patricia Merkel
Herzlichen Dank an den Coppenrath Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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