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In Highheels auf Landpartie!

Amy und ihr Mann William sind typische Stadtmenschen, doch nach einem Zusammenbruch beschließt William, mit seiner Familie aufs Land zu ziehen. Für Amy ist es eine ungeheuerliche Vorstellung, ihre After-Work-Drinks in der City gegen ein Bauernhaus mit Hühnern, Ziegen und einer Katze mit Serienkiller-Allüren einzutauschen. Und so kann sie dem neuen Leben in der etwas düsteren Moorlandschaft von Yorkshire anfangs wenig abgewinnen. Das soll es jetzt gewesen sein? Nein, denn das Schicksal hat noch einige Überraschungen für Amy parat …

 

 

Originaltitel: The Difference a Day Makes
Autor: Carole Matthews
Übersetzer: Barbara Ostrop und Elvira Willems
Verlag: rowohlt
Erschienen: 03/2011
ISBN: 978-3499255441
Seitenzahl: 464 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Amy und William und ihre beiden Kinder sind eine moderne Familie: beide Elternteile voll berufstätig, ein Kindermädchen im luxuriösen Haus kümmert sich um Jessica und Tom, die natürlich zur Privatschule gehen. Als William plötzlich einen Herzinfarkt erleidet, kommt er ins Grübeln und will sein Leben ändern. Er kündigt seinen Job und kauft ein altes Bauernhaus in einem Dorf in Yorkshire. Amy und die Kinder sind entsetzt und gehen nur widerwillig mit in die Einöde. William schleppt zu allem Überfluss noch jede Menge Tiere an und Amy steht kurz vor dem Kollaps. Doch dann kommt alles ganz anders als gedacht …

Die Idee von der Familie, die – aufs platte Land verpflanzt – eine grundlegende Wandlung durchmacht, ist nicht neu. Aber was sich zunächst wie ein typischer, klischeebeladener Erfahrungsbericht liest, gewinnt mit einer dramatischen Wende deutlich an Niveau und liest sich dann spannend bis zum Schluss.


Stil und Sprache
Wie schon erwähnt, fühlt man sich zu Beginn der Handlung wie in einem dieser mehr oder weniger lustigen Blogeinträge, die heutzutage gern zu eher weniger lustigen Büchern zusammengefasst werden. Amy berichtet in der Gegenwart aus der Ich-Perspektive, schmückt ihre Geschichte mit vielen nebensächlichen Details und kommt erst langsam zur Sache, nämlich Williams Zusammenbruch, der die „Landflucht“ auslöst. Mal sehr ausführlich, dann wieder mit Zeitsprüngen geht es in unterschiedlichen Tempi voran, wobei allerdings manchmal die Glaubwürdigkeit der Situationen etwas leidet. Zum Beispiel Amys Passivität dem bevorstehenden Umzug aufs Land gegenüber kann ich nicht recht nachvollziehen, genauso wie die Naivität, mit der die beiden glauben, einfach ihre Jobs kündigen zu können, „irgendetwas wird sich schon ergeben“. Solche Details sind ärgerlich, aber nötig, um zum Punkt zu kommen, allerdings hätte Carole Matthews hier ruhig etwas mehr Sorgfalt walten lassen können.

Sprachlich gibt die Geschichte nicht so viel her, allerdings wechselt nach dem ersten Drittel die Erzählperspektive öfter mal von Amy (siehe oben) zu der einer dritten Person (die ich jetzt nicht verraten kann) und wird dann in der Vergangenheitsform erzählt. Ein interessanter Kniff, der für die logische Fortführung der Handlung sehr hilfreich ist. Ach ja, ein paar wirklich witzige Szenen im Zusammenhang mit den diversen Haustieren gibt es natürlich auch, die Grenze zum Klamauk wird dabei allerdings gelegentlich überschritten und am Ende hofft man, dass die Übertreibungen satirisch gemeint sind …


Figuren
Amy ist die Erzählerin und Hauptperson, ihre Gefühle und Gedanken stehen im Mittelpunkt des Geschehens. Und hält man sie zunächst für ein bisschen oberflächlich und arrogant, so gibt sich das im Laufe der Handlung und sie wächst einem ans Herz. Ihre inneren Konflikte sind glaubwürdig und authentisch dargestellt, so dass man ihr manchen Ausrutscher ins Bösartige und Zynische verzeiht.
William ist komischerweise eher eine Nebenfigur, seine Motive werden nur sehr skizzenhaft dargestellt und bleiben so etwas im Dunklen. Was ihn bewegt, warum er so oft ohne Absprache mit seiner Frau handelt und sich offenbar nur marginal dafür interessiert, was seine Aktionen mit dem Rest der Familie machen, all das verschwimmt etwas und macht ihn zur Kunstfigur.

Auf dem Land gibt es natürlich eine Menge kauziger Charaktere und Originale, zum Glück übertreibt Carole Matthews hier aber nicht, sondern schildert eine durchaus sympathische Dorfgemeinschaft mit Potential. Alles in allem eine gelungene Leistung, was die Figuren angeht.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist in einem für sogenannte „Frauenliteratur“ irgendwie typischen Babyblau gehalten und zeigt auf der Vorderseite einen hellblau gestrichenen Holzboden und ein Stück einer ebenfalls blau tapezierten Wand, vor der einige Paar Damenschuhe stehen. In roten Riemchensandaletten stecken die Füße einer Frau, vorn im Bild liegen knallgelbe, schlammverschmierte Gummistiefel. Innen gibt es 113 kurze und damit leicht lesbare Kapitel.


Fazit
Nach einem recht durchschnittlichen Anfang nimmt „Bauernhaus sucht Frau“ ordentlich Fahrt auf und versteht es bis zum Schluss, gute Unterhaltung mit einem lachenden und einem weinenden Auge zu liefern. Für alle, die ein bisschen abseits der üblichen leichten Lektüre Spaß mit Niveau haben wollen.


4 Sterne 


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