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100 Prozent erneuerbare Energien jetzt! Über das Ziel schienen sich alle einig zu sein, doch hinter dem scheinbaren Konsens verbergen sich höchst unterschiedliche Interessen. Hermann Scheer, Träger des Alternativen Nobelpreises, analysiert in einem ebenso streitbaren wie profunden Buch richtige und falsche Konzepte und beschreibt Schlüsselprojekte, die die Energiewende vorantreiben und neue atomare und fossile "Brücken" verzichtbar machen.

 

 

Autor: Hermann Scheer
Verlag: Verlag Antje Kunstmann
Erschienen: 1. September 2010
ISBN: 978-3-88897-683-4
Seitenzahl: 240 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Hermann Scheer kennt man. Er war Mitglied des Bundestages und Träger des Alternativen Nobelpreises, sowie Präsident von EUROSOLAR, leider verstarb er 2010 unerwartet und sein im September erschienenes Buch wurde so zu seinem Vermächtnis.
Hier fasst er seine Argumente zur dringend notwendigen Energiewende zusammen, diskutiert Einwände und stellt Projekte und Maßnahmen vor, die die Wende bereits eingeläutet haben, und solche die noch zu verwirklichen sind. In einem abschließenden Kapitel fordert er die Politik noch einmal auf, die Rahmenbedingungen endlich so zu gestalten, dass 100% jetzt: Wie der Wechsel zu erneuerbaren Energien zu realisieren ist (so der Untertitel des Buches) möglich werden.

Scheer wendet sich an Leser, die über ein solides Basiswissen zu den erneuerbaren Energien verfügen, für absolute Neulinge ist das Buch eher ungeeignet. Solange er nur die technische Seite beschreibt, kann man ihm gut folgen, die volks- und betriebswirtschaftliche Seite darzustellen gelingt ihm weniger gut. Speziell hier musste ich etliche Sätze bis hin zu ganzen Abschnitten nochmal lesen. Auch wenn ich zugeben muss, nicht alles verstanden zu haben, so ist es dem Autor doch gelungen, mir einen Eindruck von der Komplexität des Themas zu vermitteln und einen Überblick zu verschaffen. Das Dickicht der internationalen Organisationen und Abkommen zu durchdringen gelang mir aber nicht. Hut ab vor jenen die das können. Der Autor kommt nicht umhin sich zu wiederholen, da vieles ineinandergreift und nur schwer getrennt abzuhandeln ist. Manchmal führt das zu Langeweile und damit zu Unaufmerksamkeit beim Leser. Allerdings ergibt sich daraus auch der Nebeneffekt, dass man einen Aspekt in der Wiederholung endlich versteht.

Ich möchte hier nun nicht auf Einzelheiten eingehen, sondern nur grob seine Thesen umreißen. Zur Zeit findet der Kampf David gegen Goliath statt - und zwar die unbeweglichen Energieriesen (und Förderländer konventioneller Energien) auf der einen Seite, die vielen Initiativen und mittelständischen Betriebe der solaren Wirtschaft auf der anderen. Als größten Hemmschuh macht er die Weltklimakonferenz und ihren Zwang zum Konsens aus. Am liebsten würde er sie ganz abschaffen und durch föderale, horizontal vernetzte Strukturen ersetzen. Die Umstellung auf erneuerbare Energien kann nur gelingen, wenn wir uns auch in Deutschland vom Zentralismus verabschieden und dezentrale, regional angepasste Energieerzeugung bevorzugen und zulassen. Die Versuche der konventionellen Energieerzeuger das EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz), das den Erneuerbaren Vorrang gewährt, zu kippen, gefährdet seiner Meinung nach den Prozess der weltweiten Umgestaltung der Energieerzeugung, und damit die Möglichkeit, die Erderwärmung noch zu stoppen oder wenigstens zu begrenzen. Scheer ist nicht so kurzsichtig zu glauben, eine Energiewende allein könne die Erde noch retten, und so fordert er begleitende Maßnahmen (u.a. Wiederaufforstung, internationale Abrüstung) und vor allem ein neues Denken. Die Energiewende ist nichts weniger als eine Revolution, die vielfältige Veränderungen nach sich ziehen wird – gesellschaftlich, sozial, wirtschaftlich und nicht zuletzt politisch. Begonnen hat das alles bereits, die Weichen sind gestellt, der Gewinner steht allerdings noch nicht fest. Jetzt kommt es auf jeden Einzelnen von uns an.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch verfügt über einen sehr stabilen Schutzumschlag. Das Cover dominiert der Namenszug des Autors; im Titel wird in dem Wort "energethisch" der Wortteil "ethisch" durch weiße Buchstaben hervorgehoben. Den Hintergrund bildet ein Foto von 4 Windrädern auf grüner Wiese, vor blauem, wolkenlosem Himmel. Der untere Teil des Fotos geht langsam in die Farbe schwarz über. Das Buch ist in zwei Teile gegliedert: Teil 1 ist eine Bestandsaufnahme und Teil 2 widmet sich der möglichen Umgestaltung hin zu 100 % erneuerbare Energien. Der Text wird durch lediglich eine Grafik ergänzt. Den Anhang bilden wenige Seiten Anmerkungen, hauptsächlich zu verwendeter Literatur.


Fazit
Ein komplexes und kompetentes Buch eines streitbaren Autors voller wichtiger Informationen, auf hohem Niveau. Auch wenn man sich ab und an durchbeißen muss, absolut lesenswert.


4 5 Sterne


Hinweise
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