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Als ich lebte, träumte ich vom Fliegen. Oder vielleicht sollte ich sagen: Als ich lebte träumte ich. Maschinen können nicht sterben, können nicht träumen. Aber wir können fliegen.

 

 

Originaltitel: Crashed
Autor: Robin Wasserman
Übersetzer: Claudia Max
Verlag: script5
Erschienen: September 2010
ISBN: 978-3-8390-0114-1
Seitenzahl: 432 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Unsere Welt in der Zukunft. Die Menschen leben in einer Klassengesellschaft, in der die Reichen alles und die Armen nichts haben. Als durch einen schweren Unfall Lia Kahns menschlicher Körper völlig zerstört wird, sorgt ihr reicher Vater dafür, dass Lias gesamte Persönlichkeit und ihre Erinnerungen in einen künstlichen Körper transferiert werden und sie als Mech weiterleben kann.

In Crashed hat Lia ihre Welt, in der sie als vollwertiger Mensch nicht mehr akzeptiert wird, enttäuscht verlassen und lebt nun in Gesellschaft anderer Mechs, künstlichen Menschen wie sie. Sie weiß, dass ihr künstlicher Körper zwar viel widerstandsfähiger ist, als jeder Körper eines "normalen" Menschen sie aber trotzdem von den Interessen der Konzerne abhängig ist. Denn diese haben es in der Hand, ihren künstlichen Körper zu warten, und im Fall eines Totaldefektes ihr abgespeichertes Gedächtnis in einen neuen mechanische Hülle hochzuladen. Obwohl sie versucht sich den neuen Verhältnissen anzupassen, hat sie immer noch große Schwierigkeiten ihr neues Leben und die damit verbundene "Unsterblichkeit" zu akzeptieren. Allerdings macht diese Tatsache nicht nur ihr zu schaffen, sondern auch den Leuten, die in den Skinners, wie sie die Mechs nennen, eine Gefahr für die ganze menschliche Gesellschaft und ihren Fortbestand sehen. Der selbsternannte Retter und Sektenführer "Bruder" Savona und seine Anhänger versuchen alle Menschen gegen die widernatürlichen "Skinner" aufzuhetzen und er schreckt sogar vor gefälschten Anschuldigungen und Straftaten nicht zurück, um sich Gehör zu verschaffen. Als sich Savona Unterstützung von Lias verunfallten, ehemaligen Vertrauten Auden holt, bekommen die Angriffe auf die "künstlichen" Menschen eine ganz neue Dimension. Doch auch Lias Mech-Freunde, allen voran der faszinierende Anführer Jude, kochen ihr eigenes Süppchen und bald stellen sich nicht nur Lia die Frage: "Wieweit darf man gehen, um seine Freunde und sich selbst zu schützen?".


Stil und Sprache
Wie auch der erste Teil Skinned ist auch Crashed in der ersten Person, aus der Sicht von Lia Kahn geschrieben. Lias Versuche, sich in die Welt der Mechs einzufügen, gelingen nicht reibungslos. Vor allem ihre wechselnden Gefühle und ihre Überlegungen, ob sie jetzt noch menschlich ist oder nicht, und die Auswirkungen auf ihre Existenz manchen ihr zu schaffen. Robin Wasserman hat die futuristische Welt um Lia Kahn um einige Schauplätze vergrößert, die aber größtenteils nur grob umrissen sind. Trotzdem bleibt alles schön übersichtlich und leicht nachvollziehbar. Die eigentliche Geschichte spielt sich in den Beziehungen zwischen den Protagonisten und ihren bekannten und unbekannten Gegenspielern ab. Die unklaren Verhältnisse zwischen Lia und ihrer Familie, die Fehde von Jude und Savona und die erwachende Zuneigung zwischen Lia und Riley, Judes engstem Freund, bieten reichlich Stoff für allerlei Konflikte und Missverständnisse. Doch auch hier beherrschen immer wieder Eifersucht, Neid und die Gier nach Macht die Handlungen der Figuren.

Der fanatische "Prediger" Savona festigt seine Macht, indem er mit seinen leidenschaftlichen Reden die anders denkende und oft ärmere Schicht der Menschen mobilisiert und ihren Hass auf die besser gestellte Gesellschaft auf  einfachere, "ungefährlichere" Sündenböcke wie die Mechs umleitet. Natürlich immer unter dem Deckmantel, dass er ihnen nichts Böses will. In der Geschichte ist es der Autorin gelungen, dass der Leser die Beweggründe jeder "Seite", egal ob Menschen (Orgs) oder künstliche Menschen (Mechs oder Skinner), und die oft zwangsläufig daraus folgenden Handlungen leicht nachvollziehen kann.

Die drei elegant konstruierten Hauptintrigen der Geschichte sind sehr gut eingefädelt und entwickeln sich in Kombination miteinander sehr gut weiter, ohne dass man gleich am Anfang bemerkt, worauf sie abzielen. So bleiben die Spannung und die Neugier auch in den Passagen erhalten, wo sich die Geschichte ein bisschen zieht. An futuristischem Schnickschnack ist nicht viel dazugekommen. Dadurch wirken die technischen und medizinischen Errungenschaften durchaus im Bereich des Möglichen und man kann gut mit verfolgen, wie sie langsam weiterentwickelt werden. Auch die auftretenden Charaktere, begonnen von Lia bis zu Auden, verändern sich durch die Situationen, auf die sie reagieren müssen konsequent und glaubhaft weiter.

Die Geschichte ist gut erzählt und besonders die aufgeworfenen ethischen Fragen garantieren für genügend Stoff zum Nachdenken. In diesem Sinne ist der Roman ein beängstigender Blick in eine mögliche Zukunft, die so hoffentlich niemals Wirklichkeit werden wird. Wie schon im ersten Teil erheben sich durch die Story zwangsläufig Fragen wie jene, was genau nun den Menschen zum Menschen macht oder wie man "Seele" definieren kann und ab welcher Menge an künstlichen Teilen einem Menschen das Menschsein abgesprochen werden soll, obwohl er ein Bewusstsein hat. So bietet der Roman seinen Lesern nicht nur ein spannendes Abenteuer, sondern auch eine Menge Stoff zum Diskutieren.


Figuren
Durch die Ich-Perspektive wird besonders die Hauptperson Lia laufend charakterisiert und entwickelt sich im Lauf der Geschichte ebenso gut weiter, wie auch alle anderen Figuren. Riley, jener Mech der nach und nach Lias Zuneigung und Vertrauen gewinnt, öffnet sich vom wortkargen Introvertierten zu einem angenehmen Kumpel, den man gerne dabei hat. Jude, der Anführer der Mechs, wandelt sich vom Idealisten zum Besessenen, und macht in seinen kompromisslosen Ansichten dem Sektenprediger Savona mühelos Konkurrenz. Auden ist nicht zu durchschauen und behält bis zum Schluss einige seiner Geheimnisse für sich.

Jede der Figuren handelt charaktergemäß und ihre Ansichten und Überzeugungen wurden gut in die Handlung eingeflochten. So können die LeserInnen die Entscheidungen und Aktionen der Figuren nachvollziehen, die von der Warte der handelnden Personen durchaus logisch und in weiterer Folge verständlich sind. Durch die Konfrontation der Mechs, die noch den Sinn des Lebens suchen, mit den radikalen Ansichten und den rücksichtslosen Versuchen der Sekte von Savona, die Mechs zu verunglimpfen und später im wahrsten Sinne des Wortes auszuschalten, sind alle Figuren sehr motiviert, was die Handlung spannend und kurzweilig macht.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch ist mit einem Schutzumschlag und einem türkisen Lesebändchen versehen. Das Muster auf dem Cover ähnelt dem des ersten Teiles, nur ist der Hintergrund nun in türkisblau gehalten. Jedes Kapitel beginnt mit einer Überschrift und einer Kernaussage des Kapitels. Die Formatierung ist sehr angenehm und leserfreundlich. Der Rückseitentext ist sehr kurz und lädt zum hinein blättern ein. Auf den Klappeninnenseiten des Schutzumschlages vorne ist eine kurze Einführung in die Geschichte zu finden und auf der hinteren Seite entdeckt man eine Kurzvita der Autorin.


Fazit
Ein spannendes, faszinierendes und nachdenklich machendes Abenteuer für alle junge Menschen, die einen Blick in eine mögliche Zukunft wagen wollen. Das Buch bietet aber auch anspruchsvollere LeserInnen eine gute Story mit genug "Was wäre wenn"-Fragen zum kritisch Auseinandersetzen. So ist Crashed eine gut gelungene Fortsetzung des ersten Teiles und absolut empfehlenswert für alle, die Skinned bereits kennen.


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Skinned

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