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Eine stürmische Insel, ein grausamer Mord, ein Ermittler mit Vergangenheit

Fin Macleod wird von seinem Vorgesetzten mit einem Mordfall auf der Isle of Lewis betraut. Er kennt auf der Insel jeden Flecken, denn er ist dort aufgewachsen. Und auch das Opfer ist ihm aus früheren Zeiten bekannt. So ist ihm nicht gerade wohl zumute, als er Edinburgh vorübergehend den Rücken kehrt und die geheimnisvolle Insel mit ihrem endlos wirkenden Marschland aufsucht. Schon bald stellt er fest, dass der grausame Mordfall einen ähnlichen Sog auf ihn ausübt wie das tobende Meer, das die Isle of Lewis umgibt.

 

 

Originaltitel: The Blackhouse
Autor: Peter May
Übersetzer: Anke und Eberhard Kreutzer
Verlag: Kindler
Erschienen: 01/2011
ISBN: 978-3463405964
Seitenzahl: 464 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Fin Macleod, Ermittler in Edinburgh, ist seit Wochen krankgeschrieben und sieht sich eigentlich nicht in der Lage, wieder ins Büro zu gehen. Als auf der Isle of Lewis ein Mord geschieht, wird er jedoch von seinem Chef gezwungen, die dortige Polizei bei den Ermittlungen zu unterstützen, denn er wurde dort geboren und kennt auch den Toten. Was sich zunächst recht einfach anhört, entwickelt sich schnell zu einer Reise in die Vergangenheit für Fin, als er sowohl seine alten Freunde als auch die Frau wieder trifft, die er einmal geliebt hat …

Peter May hat seine Geschichte auf der Isle of Lewis angesiedelt und entführt uns damit in eine fremde Welt. Fins Geschichte ist mit diesem Ort verbunden und konnte nur hier so passieren, warum, das zeigt sich erst im Laufe des Buches und wird natürlich nicht verraten. Da gerät die Krimihandlung ein bisschen ins Hintertreffen, aber ehrlich gesagt ist der Rest so fesselnd, dass man das nicht vermisst.


Stil und Sprache
Sofort fällt auf, dass Peter May eigentlich zwei Geschichten zu erzählen hat, nämlich die des aktuellen Mordes und seiner Hintergründe, und gleichzeitig die Geschichte von Fin, der vor etlichen Jahren die Insel Lewis verlassen hat und nie wieder zurück wollte. Er nutzt dazu ein eher ungewöhnliches Mittel: die gegenwärtige Geschichte lässt er Fin in der dritten Person erzählen, die Vergangenheit aus der Ich-Perspektive. Nach und nach erfährt der Leser so, wie Fins Jugend verlaufen ist und warum alles so gekommen ist, wie es heute ist. Jeweils kapitelweise finden diese Wechsel statt, gegen Ende werden die Kapitel etwas kürzer und erhöhen so das Tempo. Es braucht ein bisschen Geduld, bis man sich als Leser daran gewöhnt hat, Peter May nimmt sich Zeit für Details, Bilder und Landschaften, schweift immer mal wieder ab vom eigentlichen Geschehen. Nach einiger Zeit jedoch zieht die Geschichte einen wie ein starker Sog immer tiefer ins Zentrum des Geschehens hinein, die Insel und seine Bewohner werden vertrauter und irgendwann kommt man zum Mittelpunkt des Ganzen, zur Ursache allen Übels. Und wenn man ganz am Ende bei der Auflösung angekommen ist, bleibt einem schlicht die Luft weg, so grausam, so unvorstellbar ist alles, was hinter dieser großartigen Geschichte steckt.

Sprachlich ist Peter May ein Routinier, der aber zu begeistern weiß, nie wird seine Geschichte langweilig oder man hat das Gefühl, dass ein Wort nicht am rechten Platz ist, hier stimmt einfach alles!


Figuren
Fin Macleod offenbart nicht viel über sich und man hat von Anfang an das Gefühl, dass es etwas gibt, was er vor allen verbergen will. Er ist gar nicht mal auf den ersten Blick sympathisch, aber hat etwas an sich, das einen neugierig auf ihn macht. Spricht man so über eine erfundene Figur? Eigentlich nicht, aber Peter Mays Figuren sind dermaßen echt und authentisch angelegt, dass sie auch wirklich zu leben scheinen. Das gilt nicht nur für Fin, sondern auch für alle anderen, sei es Artair, Fins alten Freund aus Kindertagen, der so ganz anders geworden ist als Fin es sich vorgestellt hat, oder auch Fins Jugendliebe Marsaili, die heute mit Artair verheiratet ist und ganz offensichtlich unglücklich. Peter May hat eine unnachahmliche Art, Details über seine Figuren erst nach und nach aufzudecken, dass man als Leser immer wieder das Gefühl hat, man lerne Marsaili oder Artair wirklich kennen. Auch Fins „Geheimnis“, das erst ganz zum Schluss aufgedeckt wird, lässt einen nicht daran zweifeln, dass alles ganz genau so wirklich passiert ist. Hier passt einfach alles perfekt zusammen!

Es gibt außerdem noch eine Fülle an Nebenfiguren, die Fin aus seiner Jugend kennt und nun in der Gegenwart wieder trifft, das birgt ein großes Potential an Entwicklungsmöglichkeiten, das Peter May auch voll ausnutzt. Einfach klasse gemacht!


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch mit Schutzumschlag zeigt auf dem Cover ein glasklares Gewässer, das von Bergen umgeben ist, die im späten Sonnenlicht grünlich schimmern. Der Name des Autors scheint sich hinter dem höchsten Berg aus den Wolken zu erheben, ganz unten findet man eher unauffällig den Titel, beides in einem „wolkigen“ Weiß. Innen gibt es einen Prolog sowie 20 relativ lange Kapitel. Vor Beginn der Geschichte wird noch kurz die Aussprache einiger gälischer Wörter und Namen erläutert, sehr hilfreich! Ein hellgraues Lesebändchen vervollständigt die hochwertige Ausstattung.


Fazit
"Blackhouse“ ist eine beeindruckende, äußerst gelungene Mischung aus Krimi und Vergangenheitsbewältigung der Hauptfigur, schockierend und faszinierend zugleich, dabei absolut unvorhersehbar und spannend bis zur letzten Seite. Für alle, die etwas Anspruch mögen und nicht auf jeder zweiten Seite eine neue Leiche brauchen.


5 Sterne


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