Smaller Default Larger
Die Geschichte beginnt mit der Erschütterung des naiven und absoluten Sinns in der fast gleichzeitigen und sich gegenseitig bedingenden Entstehung von Politik und Philosophie.

 

 

Originaltitel: Kacirske eseje o filosofii dejin
Autor: Jan Patocka
Übersetzer: Sandra Lehmann
Verlag: Suhrkamp
Erschienen: 2010
ISBN: 978-3-518-29454-3
Seitenzahl: 240 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe

Jan Patocka (1907-1977) war ein tschechischer Philosoph, dessen Denken u.a. von Martin Heidegger und Edmund Husserl beeinflusst wurde. Mitte der 70er Jahre, kurz vor seinem Tod, erschienen die Ketzerischen Essays zur Philosophie der Geschichte erstmals. Die Texte des vorliegenden Bandes, sollten ursprünglich in einer polnischen Zeitschrift erscheinen und erschienen in der Tschechoslowakei schließlich im Untergrund, zur Zeit der sogenannten „Normalisierung“, nach der gewaltsamen Niederschlagung des Prager Frühlings. Patocka, der nach seiner Habilitation lediglich 8 Jahre (1948-50 und 1968-72) lehrte, musste sich überwiegend als Übersetzer am Masaryk-Institut in Prag verdingen.
In den hier vorliegenden Texten entfaltet der Phänomenologe Patocka sein Geschichtsverständnis, das man als Geschichtsverständnis eines Zeitzeugen sehen muss. Die Texte sind recht komplex (wer sich mit Phänomenologie beschäftigt, weiß sofort, was ich meine) und erfordern eine gewisse Vertrautheit mit der Materie. Man sollte also mit bestimmten Strömungen der Philosophie, komplexen Satzkonstruktionen und einem philosophisch-phänomenologischen Vokabular vertraut sein. Dann kann man ziemlich viel aus den Texten ziehen. In einigen Punkten muss man auch die Selbstbetroffenheit des Autors sehen – vor allem wenn im letzten Essay, „Die Kriege des 20. Jahrhunderts und das 20. Jahrhundert als Krieg“, eine gewisse Faszination für Krieg und Front unverkennbar ist.
Sechs Essays (von den „Vor-geschichtlichen Betrachtungen“ bis zum 20. Jahrhundert im Krieg) enthält der Band, einen einleitenden Text von Paul Ricoer „Hommage an Jan Patocka“, einen Text von Derrida zu Patockas Europa sowie ein Nachwort von Hans Rainer Sepp und eine Glosse von Patocka zu den „Ketzerischen Essays“.

Das Buch eignet sich für Leser, die sich bereits mit Geschichtsphilosophie und mit Phänomenologie beschäftigt haben. Die Zielgruppe ist also recht eng.


Aufmachung des Buches
Ketzerische Essays zur Philosophie der Geschichte ist ein Taschenbuch im typischen Design der „Suhrkamp Wissenschaft“-Reihe. Die Aufmachung ist schlicht – ein schwerzer Einband und Autorenname und Titel in großen orangefarbenen Bustaben auf dem Cover – mehr ist auch nicht erforderlich.


Fazit
Ketzerische Essays zur Philosophie der Geschichte ist ein interessantes Zeitzeugnis, das philosophisch interessierten Lesern zeigt, wie die politische Situation in einem Land das Denken eines Intellektuellen beeinflusst.



Hinweise
Rezension von Sigrid Grün
Herzlichen Dank an den Suhrkamp-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo