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Der sizilianische Maresciallo Bonanno löst seinen zweiten Fall – mit Scharfsinn und gesegnetem Appetit
„Dürfte ich vielleicht mal erfahren, Steppà, warum du, statt mir zu helfen, nach den Bomben zu suchen, ganz gemütlich hier herumstehst und dich an Bildern und Vasen erfreust?“
„Cacì, bist du denn total verblödet? Hier gibt es überhaupt keine Bombe. Die einzig scharfe Waffe weit und breit ist der Maresciallo.“

 

 

Originaltitel: Il Canto dell’Upupa
Autor: Roberto Mistretta
Übersetzer: Katharina Schmidt
Verlag: Lübbe
Erschienen: 2007
ISBN: 978-3-7857-1594-9
Seitenzahl: 315 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Maresciallo Bonanno ist mal wieder schlecht gelaunt. Der Hund seiner Tochter verhindert jede Nacht seinen wohlverdienten Schlaf. Und die wahnwitzigen Autofahrten seines Mitarbeiters Steppani, der meint, Formel-1-Fahrer zu sein, geben ihm den Rest. Zu allem Überfluss versucht auch noch Aspanu Caccialesto, der in der letzten Nacht halb zu Tode geprügelt wurde, den Maresciallo an der Nase herumzuführen. Auch Angilina, Edelprostituierte und seine Freundin, ist nur wenig hilfsbereit. Bonanno lässt Caccialestos Puff überwachen und wundert sich nicht wirklich, welch illustre Gäste dort ein und aus gehen. Doch wer steckt hinter dem Ganzen, denn der kleine Aspanu kann sein Geschäft unmöglich ohne die Gnade der Mafia betreiben? Hinweise gibt es viele, doch der entscheidende Beweis will nicht gefunden werden. Erst als Bonannos Männer in der Wohnung des ebenfalls erschlagenen Malosso verfängliche Bilder der örtlichen Prominenz finden, scheint sich für den Maresciallo eine Chance zu ergeben. Malosso, ein eigentlich unbedeutender Elektriker, dem mit einem Betonpfahl das Gesicht zermatscht wurde, hatte vermutlich mit Überwachungskameras diverse Personen bei ihren Vergnügungen aufgenommen und diese versucht zu erpressen. Alle Fäden scheinen in Richtung Cavaliere Angiolo Lo Sicco, genannt Angiolo, zu laufen. Er ist quasi der örtliche Pate, dem dies alles zumindest zuzutrauen wäre. Doch als die Sozialarbeiterin Rosalia mit einem pikanten Problem zu Bonanno kommt, scheint sich das Blatt zu wenden. Hat Malosso doch mehr Dreck am Stecken und ist der Anführer eines Pädophilenrings? In Bonanno kocht es vor Wut und nur die schöne Rosalia kann ihn noch besänftigen.


Stil und Sprache
Roberto Mistrettas hat seine Kriminalgeschichten um den Maresciallo Saverio Bonanno auf dem schönen Sizilien angesiedelt. Dabei besitzt diese Insel ein ganz besonderes Flair, welches sich auch in seinen Büchern wiederfindet. Auf der einen Seite spürt man die Wärme, die Sonne und das Meer, riecht die Macchia, dieses ganz besondere Krautgewächs entlang der Küsten. Der Leser spürt regelrecht die Leichtigkeit des Südens und doch trügt der Schein, zumindest bei genauerer Betrachtung. Wie überall anders auch, gibt es Zwietracht, Hass und Gewalt. Allerdings in einem besonders schönen Umfeld. Der Autor beschreibt sehr intensiv dieses Wechselbad der Gefühle, das Hin und Her zwischen dem Unverständnis gegenüber der Gewalt und den sonnigen Momenten bei den Streifzügen durch die Landschaft. Liebevoll und detailreich werden die Orte und Szenen gemalt. Wer selbst schon einmal oder öfters im Süden war, wird sich nicht schwer tun, die entsprechenden Bilder im Kopf abzurufen.

Das Thema des Romans ist, neben dem organisierten Verbrechen der Mafia, die unfassbare Gewalt der Pädophilen-Szene. Die sehr eindringlichen Beschreibungen sorgen beim Leser für ähnliche Gefühlsreisen wie sie auch der Maresciallo durchmachen muss. Dieses Unfassbare, was dort den wehrlosen Kindern angetan wird, sorgt dann auch über weite Strecken des Buches für entsprechend gedrückte Stimmung. Trotz des Themas schafft es Mistretta aber immer wieder, mit pointiertem Humor und liebevollen Szenen dieses Tief aufzulockern. Da bis zum Schluss der Ausgang ungewiss ist, bleibt auch die Spannung nicht auf der Strecke. Der Text ist leicht zu lesen und die italienischen Namen und Bezeichnungen gehen ohne viel Kopfschütteln über die Lippen.


Figuren
Der Protagonist dieser Serie ist der Maresciallo Saverio Bonanno. Ein Sizilianer wie er im Buche steht und genau auf der richtigen Position. Er liebt es, Macht zu haben und lässt jeden gerne wissen, was er damit alles anfangen kann. Sein Lieblingsgegner ist der Bürgermeister Totino Prestoscendo, mit dem er sich eifrig eine Schlacht nach der anderen liefert. Trotz dieser Nickeligkeiten verliert er aber nie den Blick für das wirklich Wichtige, sprich seine aktuellen Ermittlungen. Und da ist sogar der so hartgesottene Bonanno an seiner Grenze. Anfänglich kann er die mutmaßliche Kindesmisshandlung gar nicht fassen und nur durch die Hilfe von Rosalia, einer Sozialarbeiterin von der er sich sehr angezogen fühlt, bekommt er grad noch die Kurve.

An Schurken, Halbschurken und solchen, die es werden wollen mangelt es nicht. Ob nun der kleine Zuhälter Caccialesto, der wohl eher unglücklich unter die Räder kommt oder aber der Pate der Region Angiolo Lo Sicco, der Autor zeichnet diese Charaktere so, wie der Leser solche Personen erwartet. Also kantig, verschwiegen, brutal und ohne Skrupel. Aber eben auch immer mit der einen Schwäche, über die dann einer wie Bonanno den Panzer knacken kann. Kurz gesagt, Charaktere mit viel Abwechslung und von reinem Schwarzweiß weit entfernt.


Aufmachung des Buches
Das Hardcover mit edlem Leineneinband und Papierumschlag zeigt auf seinem Cover auf blauem Hintergrund zwei Kinder auf einem Balkon eines Hauses, die in die Ferne sehen. Neben der Vita des Autors auf der Umschlaginnenseite findet sich auch die obligatorische Verlagswerbung am Ende des Buches. Das Erscheinungsbild wird noch von einem bordeauxroten Stoffleseband abgerundet.


Fazit
Pädophilie ist ein schwieriges Thema. Trotzdem ist Mistretta seiner Linie treu geblieben, Es ist ein nachdenklicher, aber trotzdem humorvoller Krimi entstanden. Nicht nur für Sizilien-Fans.


3 5 Sterne


Hinweise
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Backlist
Fall 1: Das falsche Spiel des Fischers

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