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Kloster Schussenried, 1616: Kaspar Mohr ist wenig erfreut, als sein Abt ihm aufträgt, eine entflohene Hexe aufzuspüren. Hexerei - das ist für den aufgeklärten Prior nur ein Hirngespinst. Zudem wünscht er sich nichts sehnlicher, als weiter ungestört an seinen Maschinen und Apparaturen herumwerkeln zu können. Doch dann steht die vermeintliche Hexe auf einmal in seiner Werkstatt und bittet ihn um Hilfe. Kurze Zeit später verschwindet eine Magd, ein Mönch erhängt sich, und die Inquisition ist Kaspar auf den Fersen. Denn der Prior spielt ein gefährliches Spiel: Er versteckt nicht nur die Hexe bei sich im Kloster, sondern hat wie sein Lehrmeister Leonardo da Vinci einen Traum, den Traum vom Fliegen ...

 

Der_fliegende_Moench 

Autor: Simon X. Rost
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: 15. Juni 2010
ISBN: 978-3404164288
Seitenzahl: 448 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Simon X. Rost hat sich mit seinem Debütroman in das frühe 17. Jahrhundert begeben. Schauplatz ist das Kloster Schussenried. Als Protagonisten hat Rost den - den Schussenrieder als „fliegender Pater“ bekannten - Mönch Kaspar Mohr gewählt, eine Figur, die tatsächlich gelebt hat. Dieser ist von Leonardo da Vinci enorm beeindruckt, und wie er baut er bei jeder sich ihm bietenden Gelegenheit an seiner Flugmaschine herum. Als er eines Tages vom Abt beauftragt wird, eine Hexe dingfest zu machen und auf den Scheiterhaufen zu bringen, um die Aufregung des Dorfes wieder zu beruhigen, kommt der Mönch in reißendes Fahrwasser, dem er nicht gewachsen scheint …


Stil und Sprache
Dieser - aus der Vogelperspektive erzählte - Roman fordert die Aufmerksamkeit des Lesers, um den verschiedenen Handlungssträngen zu folgen, die sich erst nach und nach zusammenfügen. Schon nach wenigen Sätzen hat einen die Geschichte gefangen und lässt einen bis zum Schluss auch nicht mehr los. Die mitreißende Sprache veranschaulicht die Geschehnisse realistisch und glaubwürdig, so dass dem Leser eine schon cineastische Vorstellung geboten wird. Frei von Klischees (was jedem erfahrenen Leser dieses Genres äußerst positiv auffallen wird) erzählt der Autor eine sehr spannende und innovative Geschichte.
Neben den Ereignissen in Schussenried flocht Simon X. Rost aber noch sehr geschickt und absolut passend historisch revolutionäre Persönlichkeiten und deren Entdeckungen - wie die von Galileo Galilei, Johannes Kepler, Giovanni Battista Danti oder auch Kopernikus - mit ein. Im Ganzen eine sehr kompakte und stringente Erzählung, der es weder an Spannung noch an sprachlicher Präsenz fehlt.


Figuren
Leider viel zu selten findet man in historischen Romanen so vielschichtige Figuren wie in diesem. Jeder Darsteller ist mit Liebe und Akribie geschaffen und selbst der scheinbar unwichtigste Nebendarsteller erscheint dem Leser lebendig vor den Augen. Schwarz-Weiß-Malerei und einseitige Charaktere sind Simon X. Rost fremd und so ist es keine Frage, dass jede Figur authentisch und äußerst glaubwürdig rüberkommt.
Der Prior und Protagonist Kaspar Mohr stellt sich einem als sehr kluger, zukunftsorientierter und auch visionär geprägter Charakter dar, fernab von Heldentum und anzuhimmelnden muskelprotzender „Männlichkeit“. Auch Agnes Weitbrecht, die vom Mob des Dorfes als Hexe verleumdet wird, stellt sich durch Vielschichtigkeit und nicht durch banales vamphaftes Aussehen dem Leser positiv dar. Ob Magnus Köppeli, der Inquisitor, der gehasst und geachtet gleichermaßen ist, Martin Dietrich, der Abt, ein langjähriger Freund Kaspars, Hans Bodenhaupt, der Vogt Schussenrieds und ein zwielichtiger Charakter, oder auch Laurenz, der Cemerarius - jede Figur prägt sich als einzigartig dem Leser ein. So ist es nicht verwunderlich, dass einem das Kloster Schussenried als lebendiger und reger Schauplatz lange in Erinnerung bleiben wird.


Aufmachung des Buches
Ein Taschenbuch, welches in der Gestaltung erfreulicher Weise sehr passend zum Inhalt gestaltet ist. So findet man am Cover neben dem Porträt eines Mönchs (?) noch Skizzen Leonardo da Vincis, die die enge Verbundenheit des Protagonisten mit diesem Genie noch unterstreicht. Ein ausführliches Nachwort, ein Glossar und eine Danksagung des Autors vollenden diese Ausgabe. Lediglich ein Personenregister hätte das ansonsten vollständige Werk komplettiert.


Fazit
Ein packender Kriminalroman auf hohem Niveau. Jeder kommt auf seine Kosten, ob Liebhaber des historischen Genres oder der Leser, der spannende Krimis liebt. Mit seinem Debütroman hat Simon X. Rost einen historischen Krimi geschaffen, der den Gusto nach mehr weckt, und so kann man nur hoffen, dass der Autor noch weitere Romane dieses Kalibers schreiben wird.


5 Sterne


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