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"Sartre hat gesagt, die Hölle, das seien die anderen. Ich gebe gerne zu, dass andere uns das Leben zur Hölle machen können - aber an ihrer Seite können wir auch das Paradies erleben. Für mich ist die Hölle das Nichts. Ein Ort ohne meine Freunde, ohne Musik, ohne Worte, die die Fantasie beflügeln, ohne Schönheit, die die Sinne anregt …"

 

Blacksad_04 

Originaltitel: Blacksad - L'Enfer, Le Silence
Autor: Juan Díaz Canales
Übersetzer: Harald Sachse
Illustration: Juanjo Guarnido
Verlag: Carlsen
Erschienen: November 2010
ISBN: 978-3-551-74764-8
Seitenzahl: 56 Seiten
Altersgruppe: ab 16 Jahren (Empfehlung der Rezensentin)


Die Grundidee der Handlung
New Orleans - Stadt der Musik, der Farben und der Mystik. Hierhin verschlägt es den ehemaligen Polizisten Blacksad, der von seinem Freund, dem Journalisten Weekly, gerufen wurde, um einem Bekannten von "Week" zu helfen. Dieser - der Plattenboss Faust Lachapelle - ist auf der Suche nach einem seiner besten Jazz-Musiker, Sebastian Fletcher, der seit einiger Zeit unauffindbar ist. Blacksad sagt zu, Sebastian zu suchen und gerät dabei in ein Abenteuer, das größere Ausmaße annimmt, als er gedacht hätte, denn New Orleans beheimatet nicht nur Jazzmusiker und Voodoo-Hexen, sondern auch Drogendealer und finstere Gestalten, denen es lieber wäre, wenn Sebastian nicht wieder auftauchen würde.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Auf den ersten Blick sind die Zeichnungen des durchwegs farbigen Bandes einfach atemraubend. Sämtliche der Figuren sind Tieren nachempfunden, die wie Menschen auf zwei Beinen gehen und Kleidung tragen. Dabei haben sie aber ihre behaarten Arme, Beine und auch ihre Klauen behalten. Die Köpfe sind perfekte Zeichnungen von Tieren: Angefangen bei Blacksad, der eine schwarze Katze ist, die sich elegant bewegt und eine großartige Figur in Anzug und mit Krawatte macht. Durchschlagkräftig setzt er sich gegen seine Gegner durch. Week, der Journalist (passenderweise "Weekly", also "wöchentlich" genannt, denn seine Artikel erscheinen wöchentlich), ist ein Rotfuchs, der die meiste Zeit sehr jung, unerfahren und einfach knuddlig wirkt gegenüber der schneidigen Gestalt seines Freundes Blacksad. Blacksads Auftraggeber ist ein Ziegenbock, der gesuchte Sebastian ein Hund. Oft entsprechen die Charaktere der Figuren denen, die man den Tieren zuschreibt, die sie darstellen: Week ist ein neugieriger Fuchs, von Blacksad wird öfter behauptet, dass er sieben Leben hätte und immer auf allen Vieren aufkommen würde. Ein Pferd und ein Lama, die beide als Drogendealer arbeiten, sehen ziemlich dämlich aus mit ihren vorstehenden Zähnen, was sofort unterstrichen wird, indem Blacksad sich elegant gegen sie zur Wehr setzt.

Sämtliche der Hintergründe wurden perfekt ausgearbeitet und unterstreichen die detailreiche Arbeit von Guarnido. In "Menschen"-Massen gibt es besonders viel zu sehen, denn die Figuren sind immer andere Tiere. Kleine Gags unterstreichen die Bilder, wie z.B. auf Seite 11, als ein Auto mit quietschenden Reifen davonbraust und eine junge Frau auf dem Bürgersteig erschrocken ihr Kleid nach unten drückt, das durch den Wind aufgewirbelt wird - was Week einen schwärmerischen Blick entlockt. Sehr stimmungsvoll ist auch eine Szene in einem Restaurant, das Tische unter freiem Himmel aufgestellt hat (S. 20-21), wo Blacksad zu einem typischen Fischgericht von New Orleans eingeladen wird. Hier werden die Charaktere durch die filigranen Schatten der Blätter der Bäume etwas verdeckt, was auf den ersten Blick ein wenig störend wirkt, auf den zweiten aber das angenehm milde Klima unterstreicht und eine vollkommen neue Stimmung aufkommen lässt.

Meist kommen die Zeichnungen ohne Schwunglinien aus, was dazu führt, dass der Leser nahezu ehrfürchtig innehält und das Panel genießen kann, ohne sich störende Linien wegdenken zu müssen - beispielsweise eine großartige Szene, in der Blacksad über eine Theke springt, um den Barkeeper zu Antworten zu "animieren" (S. 13). Die Sprechblasen setzen sich gut vom Hintergrund ab, da sie in einem rechteckigen Format mit weißem Hintergrund gehalten wurden, was das Lesen erleichtert. Um nicht von den Zeichnungen abzulenken, wurden sie ohne einen festen Rahmen eingefügt, wie auch die Panels. Sämtliche Bilder sind zwar klar durch den obligatorischen weißen Streifen voneinander getrennt, aber sie wurden nicht mit einem schwarzen Rahmen abgesetzt. Sofern es erklärende Texte gibt, zeigen sie stets Blacksads geradezu philosophisch wirkende Gedanken und Ideen, wie die weitere Vorgehensweise zu dem Fall aussehen könnte. Ein Beispiel seiner Überlegungen ist die Inhaltsangabe, die die unerwarteten Tiefen dieses schlagkräftigen Polizisten zeigt.

Kurz etwas zur Altersempfehlung: In diesem Comic geht es um Drogen und es werden einige düstere Themen angeschnitten und gezeigt, die ich jüngeren Lesern auf keinen Fall empfehlen würde. Auflockernd dazu sind die kleinen Szenen mit Week, der die gesamte Geschichte über heroisch bemüht ist, sich von den leicht bekleideten Frauen, denen er bei seinen Recherchen begegnet, nicht ablenken zu lassen.

Für Fans, die die Reihe schon seit längerem verfolgen, ebenfalls ein kleines Wort der Warnung, das sich auf den ersten Absatz bezieht. Die Zeichnungen sind atemraubend, ja. Aber die vorherigen Bände der Reihe wurden auf eine andere Art gezeichnet. Bei genauer Betrachtung der Reihe zeigt sich, dass Band eins im Stil noch am ehesten dem vierten Band ähnelt: Die Umrisse wurden in einem Braunschwarz gezeichnet, die Farbe wirkt ein wenig verwaschen, wie bei einer Aquarellzeichnung. Dagegen sind Band 2 und 3 mit kräftigem Strich in schwarzer Tuschearbeit gezeichnet und die Farben sind kräftiger. Bleibt abzuwarten, ob weitere Bände sich an dem alten/neuen Stil oder dem Stil der mittleren Bände orientieren werden.


Aufmachung des Comics
Der gebundene Comic reiht sich perfekt in die bisher erschienenen Bände ein. Diesmal ist das Cover in blaugrün gehalten, denn es zeigt Blacksad, der im Wasser hinabsinkt, was eine Szene aus dem Band ist. Der Titel ist im obligatorischen Gelb, der Untertitel scheint die Stille unter Wasser zu unterstreichen und passt perfekt zum Bild. Schlägt man das Comic auf, sieht man auf einem braunen Hintergrund die schwarze Tuschzeichnung von Blacksad, der sich in der Stadt bewegt, ein Bild, das bereits in den anderen Bänden enthalten ist. Die letzte Seite zeigt diesmal Blacksad als Kind, wie er von seinem persönlichen Schutzengel (so scheint es im Comic zu sein) vorm Ertrinken gerettet wird. Hinten auf dem Buchrücken wiederholt sich das Blau des Titels, von dem sich die in weißer Schrift gehaltene Inhaltsangabe absetzt. Im Hintergrund sieht man ein Bild von Blacksad, der nachdenklich sein Kinn reibt. Unter der Inhaltsangabe ist ein Bild aus dem Comic, das einen Mann zeigt, der in einen roten Mantel und den knöchernen Schädel eines Widders gekleidet ist.


Fazit
Die Mischung aus vermenschlichten Tieren, der Brisanz des Falles, den es zu lösen gilt, und die großartigen Zeichnungen ergeben eine unwiderstehliche Mischung. Neueinsteiger können mit diesem Band beginnen, denn die Fälle sind in sich abgeschlossen. Fans der Reihe dürfen sich auf eine Rückkehr der Zeichnungen zu ihren Wurzeln aus Band eins freuen.


4 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
- Band 1: Irgendwo zwischen den Schatten
- Band 2: Arctic Nation
- Band 3: Rote Seele

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