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Ich beschütze euch vor dem Bösen. Bei mir seid ihr geborgen. Ich bin der, der im Dunkeln wacht.

Zwei erdrosselte Frauen, in Plastikfolie verpackt. Fundort: zwei Friedhöfe rund um Göteborg. Beide Opfer waren alleinstehend, beide waren Mitte vierzig, bei beiden fand sich ein Foto mit einer verschlüsselten Botschaft an der Wohnungstür – mit einer Chrysantheme liebevoll verziert. Was Inspektorin Irene Huss nicht weiß: der Mörder hat bereits ein neues Opfer im Visier, und zwar sie …

 

 

Originaltitel: Den som vakar i mörkret
Autor: Helene Tursten
Übersetzer: Lotta Rüegger und Holger Wolandt
Verlag: btb
Erschienen: 11/2010
ISBN: 978-3442752799
Seitenzahl: 320 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Da der Klappentext schon relativ ausführlich ist, kann ich mir weitere Erläuterungen an dieser Stelle sparen. Es bleibt nur zu erwähnen, dass dieser mittlerweile neunte Fall für Irene Huss bei weitem nicht so spektakulär ist, wie es zunächst den Anschein hat. Viel mühsame Ermittlungsarbeit vermischt sich mit privaten Sorgen, ganz normalem Familienleben; brutale Szenen, wie man sie oft bei amerikanischen Autoren findet, kommen praktisch nicht vor, hier gibt es keine blutrünstigen, amoklaufenden Killer, sondern eher geschundene, kranke Persönlichkeiten, mit denen man sogar ein bisschen Mitleid empfinden kann.


Stil und Sprache
Nach einem kurzen Prolog, der einen Überfall auf eine Frau vor deren Haustür schildert, beginnt dieser Krimi mit Irene Huss und ihrem Mann beim Frühstück. Das ist nicht spektakulär genug? Sicher nicht, aber solche Szenen durchziehen die gesamte Handlung und machen einen Großteil der Anziehungskraft aus, die dieses Buch ausübt. Hier steht nicht ausschließlich der Fall im Mittelpunkt mit Ermittlern ohne jedes Privatleben, die weder schlafen noch essen müssen, während sie in einer Woche einen Killer überführen, der mindestens 20 Menschen auf dem Gewissen hat und seit 15 Jahren nicht gefasst werden konnte. Hier gibt es Familienleben, Kollegen, die interagieren, die ganz normalen Probleme des Alltags müssen nebenbei bewältigt werden und das ist einfach schön zu lesen. Hier kann man sich identifizieren, einfühlen, mitfiebern und am Ende erleichtert aufatmen, wenn die Gefahr vorbei ist.

Die Geschichte an sich ist allerdings wirklich nicht außergewöhnlich und ein bisschen vorhersehbar, dafür aber mit einem höchst ungewöhnlichen Ende. Man taucht einmal ein und liest dann gern immer weiter, was sicher auch durch Helene Turstens leicht lesbaren Stil begründet ist, der in seiner Einfachheit manchmal schon am Rande des Uneleganten vorbeischrammt. Kann man zum Beispiel „energisch“ ausloggen, wie es Irene tut (S. 137)? Zwar inhaltlich nicht banal, aber doch schnörkellos und oft wenig variantenreich führt die Autorin (oder ist die Übersetzung schuld?) Irene durch diesen Mordfall. Auch ohne die Vorgängerromane zu kennen, kann man der Handlung gut folgen, in meinen Augen immer ein Pluspunkt, gerade bei so lange laufenden Serien. Ein spektakuläres Highlight sucht man allerdings vergebens, siehe oben.


Figuren
Irene Huss ist - abgesehen von ihrem Beruf und ihren Jiu-Jitsu-Kenntnissen - eine ganz normale Frau Mitte vierzig. Sie muss genau die gleichen Alltagsprobleme lösen wie wir alle und eben das macht sie so lebendig. Auch bei ihr stehen neben der Arbeit bei der Polizei Dinge an, wie sie jeden beschäftigen: Was gibt es zum Abendessen? Wo lassen wir den Hund, wenn beide arbeiten müssen? Habe ich zugenommen? Hier hat sich über die Jahre hinweg eine Hauptfigur herauskristallisiert, wie man sie sympathischer nicht haben könnte. Und doch zeigt auch Irene ganz am Ende ihre dunkle Seite …

Auch Irenes Kollegen werden so wie sie selbst mit viele Liebe zum Detail gezeichnet: Da gibt es Freundschaften, die sich über die Jahre entwickeln und verändern, Gruppendynamik und Hasslieben, Verhältnisse und Abneigungen.

Einziges Manko bei den Charakteren: Wenn es um die Motivlage des Täters geht, so bleibt diese schon sehr diffus und nicht richtig greifbar, er wirkt vom Typ her unausgegoren und etwas stereotyp. Hier fehlt mir etwas Neues, Unerwartetes, Überraschendes, das dieses Buch zu einem herausragenden machen würde. So bleibt es eines der schwächeren Werke Helene Turstens und kommt nur knapp über den Durchschnitt hinaus.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch mit Schutzumschlag ist ganz in Schwarz, Rot und Weiß gehalten: mattschwarzer Hintergrund, die obere Hälfte von einer roten Chrysantheme in Spotlack dominiert, Autorenname und Titel in weißer beziehungsweise roter Schrift. Eine sehr passende Aufmachung, wie ich finde. Die Kapitel sind nicht nummeriert und unterschiedlich lang.


Fazit
Ein gar nicht so typischer Schwedenkrimi wie erwartet, aber mit ordentlich konstruierter Handlung und plastischen Figuren. Wer viel Action und Blut braucht, wird sicher enttäuscht sein, wer eher psychologisch angehauchte Mordfälle mit viel Drumherum mag, ist hier richtig.


3 5 Sterne
 


Hinweise

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Backlist:
Band 4: Tod im Pfarrhaus
Band 5: Der erste Verdacht
Band 6: Feuertanz
Band 7: Die Tote im Keller
Band 8: Das Brandhaus

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