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Finsternis liegt über der Welt, seitdem die Diener der Dunkelheit der Menschheit das Sonnenlicht genommen haben. Doch als der junge Danka eines Tages einen Lichtstrahl beobachtet, der sich vor seinen Augen in eine geheimnisvolle Katze verwandelt, beginnt für ihn das Abenteuer seines Lebens. Denn die Katze entführt ihn in ein fantastisches Reich, wo Danka dazu ausersehen ist, den mächtigen Herrn der Finsternis zu besiegen – oder für immer in der Dunkelheit zu bleiben ...

 

Der_Herr_der_Finsternis_SL 

Originaltitel: Мальчик и тьма (The Boy and the Darkness)
Autor: Sergej Lukianenko
Übersetzer: Christiane Pöhlmann
Verlag: Heyne
Erschienen: 08.06.2010
ISBN: 978-3-453-52711-9
Seitenzahl: 416 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Danka liegt krank zu Hause im Bett, als sich ein Sonnenfleck, der durch sein Zimmer irrt, plötzlich in ein kleines Kätzchen verwandelt. Doch als wäre das nicht schon wunderlich genug, beginnt damit das Abenteuer erst, denn der Kater öffnet kurzerhand eine Tür in eine fremde Welt, eine Welt, in der die Finsternis herrscht. Nach und nach lernt Danka nicht nur die Regeln und Gefahren dieser Welt kennen, wobei ihm der Junge Len zur Seite steht, sondern muss erkennen, dass er derjenige ist, der dieser Welt das Licht zurück bringen muss.


Stil und Sprache
In der ersten Person erzählt die Hauptfigur Danka seine abenteuerliche Geschichte in einer direkten, teilweise flapsig-jugendlichen Sprache: „[…] und lugte zum Turm hinüber. Er stand mitten im Sumpf – wie eine schwarze Kerze auf einer Torte aus Scheiße“ (Seite 176). Wenn auch äußerst selten, so spricht Danka den Leser zwischendurch auch direkt an („Habt ihr schon mal in völliger Dunkelheit dagesessen?“; Seite 25), wodurch dieser unmittelbar an dem Geschehen beteiligt wird. Und so lernt man gemeinsam mit Danka die fremde Welt und ihre Regeln nach und nach kennen, allerdings erscheint das Ganze zunächst äußerst verwirrend, da Danka nicht unbedingt viele Fragen stellt und es somit eine Weile dauert, bis sich ein klare(re)s Bild abzeichnet. Doch gerade damit sorgt der Autor dafür, dass der Leser weiterlesen möchte, um mit Danka hinter all die Geheimnisse zu kommen, die die fremde Welt bietet. Auf Spannung im eigentlichen Sinne muss man allerdings lange warten und auch dann ist sie nicht nerven-zerreißend. Manche Begebenheiten werden viel zu schnell abgehandelt, sodass kaum Atmosphäre aufkommt und das Verhalten der Figuren nicht immer nachvollziehbar ist. Trotz der Ich-Form bleibt zwischen dem Leser und Danka eine unüberbrückbare Distanz bestehen, denn die Hauptfigur teilt seine Gedanken und Gefühle nicht sehr detailliert und offen.

Die Geschichte ist stellenweise durchaus brutal. Auch wenn Sergej Lukianenko nicht ins Detail geht, reichen seine Worte doch aus, um im Kopf des Lesers lebhafte Bilder entstehen zu lassen. Dabei ist die Sprache einfach, der Stil durchschnittlich und nicht mit Lukianenkos späteren Werken vergleichbar. Dennoch liest sich das Ganze flüssig und zügig. Die Einzigartigkeit und Bildhaftigkeit im Stil vermisst man dennoch – hier merkt man schlichtweg, dass dies einer der ersten Romane des Autors ist. Das gut geschriebene, plausible und nicht vorhersehbare Ende des Romans entschädigt allerdings für die eine oder andere Schwäche.


Figuren
Danka ist die fast 14-jährige Hauptfigur des Romans und eine Memme – zumindest in seiner Welt. Doch sein Wesen wird in der fremden Welt extrem schnell umgekrempelt, was sein Verhalten für den Leser – wenn überhaupt – nur schwer nachvollziehbar macht. Er stellt viel zu wenig Fragen, wirkt trotz der Umstände zu selbstbewusst, als es ein Feigling wie er tatsächlich sein würde. Wäre diese Veränderung Schritt für Schritt vonstattengegangen, würde die Figur deutlich glaubwürdiger dastehen.
Danka zur Seite – und umgekehrt – steht Len, ein Junge aus der fremden Welt und ein wahrer Freund. Doch eine unglückselige Begegnung mit den Freifliegern droht ihn für immer zu verändern und Dankas ersten und einzigen Freund zu vernichten. Auch der Sonnenkater kann Len nicht helfen, solange es kein Wahres Licht in der Welt der Finsternis gibt. Der Kater hat eine enorm große Klappe, ist dabei aber weise und drängt sich gerne in den Vordergrund. Bis zum Schluss ist es schwer zu entscheiden, ob einem diese Figur sympathisch ist oder nicht.

Es gibt noch zahlreiche weitere Figuren in dem Roman, die ihre Rollen erfüllen, aber größtenteils kaum aus der Masse herausstechen. Sie sind zu blass, zu unscheinbar, als dass sie im Gedächtnis haften bleiben würden.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist den anderen Lukianenko-Titeln aus dem Heyne-Verlag nicht unähnlich, was zwar für einen gewissen Wiedererkennungswert sorgt, andererseits aber auch in die Irre führen könnte, denn „Der Herr der Finsternis“ ist ein alleinstehender Roman aus der Feder des russischen Autors. Die Aufmachung ist ganz nett, aber nicht herausragend oder zur Geschichte passend.


Fazit
Sergej Lukianenko schafft es nicht so recht, den Leser für seine Geschichte einzunehmen. Trotz der Ich-Perspektive bleibt der Leser auf Distanz zu der Hauptfigur Danka, kann weder das Geschehen noch die Figuren so recht greifen. Das kann der Autor –  mittlerweile – deutlich besser.


2 5 Sterne


Hinweise
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Der Herr der Finsternis“ ist einer der ersten Romane des russischen Autors Sergej Lukianenko, der bereits 1994 in Russland erschien, 2008 im Verlag Beltz & Gelberg in Deutschland auf den Markt kam und nun eine neue Heimat im Heyne-Verlag gefunden hat.

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