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"Liebste Tess", damit beginnt der Brief, den Beatrice an ihre Schwester richtet, deren Tod sie heftig aus der Bahn geworfen hat. Die Polizei behauptet, Tess habe ihr Leben freiwillig beendet, aber Beatrice kennt ihre Schwester gut genug, um zu wissen, dass sie einem Verbrecher zum Opfer gefallen sein muss. Bei dem Versuch, den Mörder ihrer Schwester zu finden, verrennt sie sich auf fatale Weise.

 

  Autor: Rosamund Lupton
Sprecher: Daniela Wutte
Verlag: Radioropa
Erschienen: September 2010
ISBN: 978-3-8368-0568-1
Spieldauer: 641 Minuten, 10 CDs und 1 MP3-CD; ungekürzte Fassung


Die Grundidee der Handlung
Als Beatrice erfährt, dass ihre Schwester Tess verschwunden ist, macht sie sich von New York sofort auf den Weg nach London. Doch sie kommt zu spät. Tess wird kurze Zeit später in einem Park tot aufgefunden. Die Polizei geht von einem Selbstmord aus. Beatrice ist jedoch davon überzeugt, dass ihre lebensfrohe Schwester sich niemals selber die Pulsadern aufgeschnitten hätte. Sie macht sich auf die Suche nach dem Mörder und kommt dabei einer unglaublichen Geschichte auf der Spur. Doch niemand möchte ihr glauben.

Rosamund Lupton hat ihren Thriller sehr subtil aufgebaut. Zunächst skizziert sie die handelnden Personen, die im Laufe der Geschichte immer mehr an Konturen gewinnen. Gestaltet ist der Thriller als Monolog von Beatrice, den sie in Briefform an ihre tote Schwester richtet. In dieser Form liegt auch die Schwierigkeit des Hörbuchs. Die Erzählung von Beatrice findet auf drei verschiedenen zeitlichen Ebenen statt, die zu unterscheiden nicht immer leicht ist. Das Hin und Her zwischen den Ebenen bricht da und dort auch den Erzählfluss und damit die an sich nur ansatzweise vorhandene Spannung. Erst im letzten Fünftel des Thrillers kommt die für dieses Genre typische Spannung auf. Dennoch: Die Geschichte entbehrt nicht eines gewissen Reizes, da vor allem die fruchtlosen Bemühungen Beatrices, sich Gehör zu verschaffen, wie auch ihre immer wieder ins Abseits laufenden, eigenen Ermittlungen durchaus hörenswert sind.


Darstellung des Hörbuches
Sprecherin Daniela Wutte holt aus dem Thriller heraus, was sie kann. Leider scheinen ihre stimmlichen Mittel eher eingeschränkt, was sie aber mit verändertem Lesetempo teilweise wett machen kann. Ihre Darstellung von Beatrice, erfolgreiche Powerfrau mit gutem Job in New York, ist absolut glaubwürdig. Etwas bemüht wirken hingegen die in raschem Stakkato servierten Passagen, in denen der heimliche Liebhaber von Tess oder auch der Professor, in dessen Studienprogramm Tess eingeschlossen war, zu Wort kommen. Nicht glücklich gelöst ist die Ebene, in der Tess "zu Wort" kommt. Diese wird mit einem leichten Echo unterlegt, so dass der Eindruck von Stimmen in einem riesigen Gebäude entsteht. Allerdings sind diese Passagen sehr kurz und eher störend.

Auf Hintergrundmusik wie auch auf Begleitgeräusche wird - mit Ausnahme der Echo-Untermalung - vollständig verzichtet, was sich jedoch nicht negativ auswirkt. Nicht ganz glücklich hingegen - dafür kann allerdings die Sprecherin nichts - ist der Umstand, dass im Thriller etliche medizinische Fachbegriffe eine Rolle spielen, die nicht immer leicht verständlich sind. Ein Nachschlagen nach den Begriffen ist ohne Textvorlage kaum möglich.


Aufmachung des Hörbuches
Wie meist bei Radioropa wird hier ein absoluter Mehrwert geboten, in dem die stabile Kartonbox sowohl 10 Audio-CDs als auch eine Daisy-MP3-CD enthält. Die CDs sind durch die Plastikhüllen und die Box gut geschützt und machen ein gutes Handling möglich. Bescheiden ausgefallen ist das Booklet, das sich mit zwei Kurzportraits von Rosamund Lupton und Sprecherin Daniela Wutte begnügt, weiter aber nur eine ausführliche Beschreibung des Daisy-Systems sowie einen Hinweis auf weitere Hörbücher bietet. Gerade bei Hörbüchern wäre ein Personenregister hilfreich - in diesem Falle sind die in verschiedenen Zeitebenen agierenden Polizeibeamten nicht ganz einfach einzuordnen.


Fazit
Wer einen Thriller sucht, bei dem er mit Gänshaut und voller Spannung kaum vom Player wegkommt, wird mit "Liebste Tess" nicht glücklich. Dazu ist der Spannungsbogen einfach zu bescheiden. Wer aber einen subtilen Thriller mag, der in die Tiefen der menschlichen Psyche vorstößt, wird hier gut bedient. Alles in allem lohnt sich das Hören von "Liebste Tess" durchaus, wenn auch hin und wieder etwas Ermüdungserscheinungen auftreten können.


4 Sterne


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