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„… Also schmolzen die Nibelungen das himmlische Gold, um daraus einen verfluchten Ring zu schmieden. Einen Ring von so großer Macht, dass er imstande war, jedes Ding nach seinem Belieben zu unterwerfen. Einen Ring, der die Welt zur RAGNARÖK führen sollte.“

 

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Originaltitel: Le Crepuscule de Dieux: La Malédiction des Nibelungen
Autor: Nicolas Jarry
Übersetzer: Tanja Krämling
Illustration: Djief
Verlag: Splitter
Erschienen: 07/2010
ISBN: 978-3-86869-132-0
Seitenzahl: 56 Seiten
Altersgruppe: ab 14 Jahren

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Grundidee der Handlung
Wotan, oberster Gott der germanischen Mythologie, setzt alles daran, um den Fluch der Nibelungen abzuwenden und die Ragnarök, die „Götterdämmerung“, abzuwenden. So lässt er sich darauf ein, als Reisender in die Welt der Menschen zu kommen, um dort die Zeugung eines Nachkommens in die Wege zu leiten, der den verfluchten Nibelungen-Ring vom Drachen Fafner holen und Wotan bringen soll. Doch seine Pläne werden gefährdet, als die Hunnen nach Xanten eindringen und den jungen Köngissohn Siegmund gefangen nehmen. Während Loge, der Gott der List und Heimtücke, in Asgard seine Fäden zieht, drohen auf der Erde die Ereignisse aus dem Ruder zu laufen …

Während Band 0 – Der Fluch des Rings – der Nibelungen-Saga noch vom Autor Jean-Luc Istin inszeniert wurde, stammen die Folgebände der siebenteiligen Serie vom Autor Nicolas Jarry. Doch der macht seine Sache nicht minder schlecht und weiß mit der Fortsetzung der dramatisch-tragischen Mythologie genauso zu fesseln …


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Die ersten sechs Seiten des Comics fassen die Ereignisse aus Band 0, erzählt aus Sicht von Wotan, noch einmal zusammen und leiten somit direkt in die Szenerie über, die sich ab diesem Teil anschließt. Das ist besonders hilfreich für diejenigen Leser, an denen der Serienstart mit einem eher untypischen Band 0 vorbei gegangen ist. Durch die Zusammenfassung ist der direkte Einstieg ab Band 1 ebenso möglich, wenngleich ich empfehle, beim Vorgänger zu beginnen.

Wie bei den Autoren, so hat sich auch bei den Zeichnern eine Änderung ergeben. Wurde Band 0 noch von Gwendal Lemercier gestaltet, stammen die Arbeiten ab Band 1 vom Illustrator Djief. Und mit ihm kommt ein ähnlicher, aber in den Details doch ganz anderer Zeichenstil daher. Dies fällt nicht nur bei den Figuren auf. Sind sie das Hauptaugenmerk innerhalb eines Panels – oder werden sie gar als Portrait dargestellt – sind sie exakt dargestellt. Djief geht dann in vielen Einzelheiten auf die Merkmale des jeweiligen Charakters ein, sei es z.B. das harte Gesicht Wotans, der verschlagene Ausdruck von Loge, die kantigen Züge der vierhörnigen Nibelungen oder der Grimm des Wölsung-Königs in der Schlacht. Der Hunnenkönig Siggeir strahlt die Macht, Kraft und Gewalt aus, mit der er seinen Eroberungszug vorantreibt. Bezaubernd ist die Schönheit von Sieglinde und Brunhilde. In diesen hervorgehobenen Arbeiten können nicht nur die Züge seiner Figuren, sondern auch die Emotionen, die ihnen in die Gesichter geschrieben wurden, überzeugen. Waffen, Rüstungen und Bekleidungen sind aufwendig inszeniert. Schlicht hervorragend ist seine Ausarbeitung des ganzseitigen Bildes auf Seite 32 und die Dramatik versprühende Grafik auf Seite 45, in der Wotan auf Brunhilde zustürmt. Weniger gut gefallen hat mir hingegen Erda, die Göttin der Weissagung, die zwar nur einen sehr kurzen Auftritt, mit ihrem breit-ovalen Gesicht aber ein nicht allzu menschenähnliches Gesicht hat.
Entfernt sich der Zeichner jedoch etwas von seinen Figuren und lässt sie in den Mittelgrund rücken, nimmt die Detailgenauigkeit oft bereits drastisch ab, die Charaktere werden deutlich gröber und kantiger, wenngleich noch recht gut zu erkennen. Diejenigen, welche dann die Hintergründe füllen und / oder nur als Statisten dienen, sind sogar oft nur in ihren Umrissen dargestellt, und allzu oft wird ihnen nicht mal ein Gesicht verliehen – so sind sie zweckmäßig, aber eher lieblos inszenierte Hüllen, die ihre schlicht angedeuteten Waffen schwingen, Siege feiern oder schlafen. Hier hätte Djief mit etwas mehr Mühe und Feinarbeit wesentlich mehr herausholen können.
Bei den Kampfszenen spritzt nicht selten das Blut – zwar immer im realistischen und nie übertrieben blutrünstigen Rahmen, aber ausreichend, dass ich meine Altersempfehlung von 12 Jahren bei Band 0 auf 14 Jahre bei diesem Band angehoben habe.

Ähnliches wie für die Figuren gilt für die Landschaften und Spielstätten der Geschichte. Sie sind jederzeit mehr als ausreichend und nicht selten auch imposant, so z.B. der erste Blick auf Asgard (Seite 1), doch auch hier gilt: je näher Djief den Blick des Betrachters heranführt, z.B. in Wotans Thronsaal, desto feiner arbeitet er. Auch der erste Blick auf die Festung von Xanten (Seite 11) oder die Impressionen Walhallas, die auf den Seiten 17, 22, 27 und besonders auf Seite 36 die enorme Größe und das beeindruckende Äußere zeigen, sind toll erarbeitet. In anderen Szenen ist die Umgebung zwar noch zufriedenstellend, aber erkennbar einfacher ausgearbeitet. Im Gegensatz zu manch anderem seiner Kollegen sorgt Djief aber grundsätzlich für passende Bildhintergründe, und sei es nur das Holz des Festungstores, das Siegmund beim Angriff der Hunnen im Rücken hat, oder ein Ausschnitt des teilbewölkten Himmels.

Die Farbwahl ist durchweg kraftvoll und trifft gekonnt die Stimmung des Ortes: düster im Reich der Nibelungen, kaltblaue Töne im eisigen Island oder erdig-warme Kolorierungen im sommerlichen Xanten. Obwohl die Farben satt sind und oft auch die Dramatik der Szenen unterstreichen, wirken sie doch nie knallig oder gar aufdringlich. Die knackigen Kontraste passen insgesamt sehr gut zu diesem Look. Bei der Gestaltung der Bildpanels bewegt sich der Zeichner zumeist im klassischen Rahmen, d.h. die Bilder sind überwiegend mit weißen Stegen voneinander getrennt, nicht selten überlagern aber auch schon mal kleinere Panels die größeren. Keine Überraschungen gibt es bei der comictypischen Textdarstellung, Geräuschworte werden nur sehr sparsam eingesetzt.


Aufmachung des Comic
Im für den Splitter-Verlag typischen Format, das größer als Din A4 ist, kommt auch „Der Fluch der Nibelungen“ daher. Die Verarbeitung des mit festem Umschlag eingebundenen Comics ist, ebenfalls verlagstypisch, tadellos. Die Gestaltung des Covers zeigt auf der Vorderseite Wotan, der an der Küste Islands die leblose Brunhilde zu ihrer Ruhestätte führt, die Buchrückseite ist mit einem Verlauf von kalten zu warmen Farben, dem kurzen Zitat aus der Geschichte sowie dem Ring der Nibelungen gestaltet. Die Vorsatzblätter sind – wie bereits bei Band 0 – auf einem bläulich-türkisen Grund mit keltischen Symbolen verziert.
Im Anschluss an die Geschichte gibt es einen 6-seitigen Anhang, der Skizzen und Entwürfe zu den wichtigsten Charakteren und Spielorten der Nibelungensaga zeigt und deren Hintergründe und Bedeutungen erläutert.


Fazit
Zunächst überrascht beim zweiten Teil (aber Band 1) von Götterdämmerung, dass das Autoren-/Zeichnerteam gewechselt hat. Die Nibelungensaga – dramatisch und tragisch erzählt – fesselt den Leser in dieser Interpretation, die Zeichnungen von Djief setzen sie, oft überzeugend, aber nicht selten mit in den Bildhintergründen stark nachlassender Genauigkeit, passend um.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 0: Der Fluch des Rings

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