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Wenn die Toten nicht ruhen wollen ...

Ein einsames Gehöft, dessen letzter Besitzer ermordet wurde. Im Hopfenturm soll es spuken – ein Fall für Merrily Watkins. Zugleich ist die «Beraterin in spirituellen Grenzfragen» des Bistums Herefordshire mit einem angeblich besessenen Mädchen befasst. Beiden Fällen steht Merrily eher skeptisch gegenüber. Doch nach und nach verstrickt sie sich immer tiefer in einem Netz von Betrug, Korruption und sexueller Gewalt. Nachdem ein exorzistisches Ritual fürchterlich misslingt, sieht es aus, als wäre Merrilys Karriere am Ende. Doch dann findet sich eine Spur zu dem Mord. Sie führt zurück in die Zeit, in der noch abergläubische Roma-Sippen zur Hopfenernte kamen ...

 

 

Originaltitel: The Cure of Souls 
Autor: Phil Rickman
Übersetzer: Karolina Fell
Verlag: rowohlt
Erschienen: 10/2010
ISBN: 978-3499253331
Seitenzahl: 624 Seiten 

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Die Grundidee der Handlung
Merrily Watkins als Beraterin für spirituelle Grenzfragen der Diözese Hereford hat eine Menge zu tun: Kurz nach Beginn der Sommerferien wird sie zu einer Familie gerufen, deren Tochter angeblich besessen sein soll, dann soll sie noch einen Geist aus einem Haus vertreiben, in dem jemand ermordet wurde, ihre Tochter Jane fährt zum ersten Mal allein mit ihrem Freund in die Ferien und sie selbst fühlt sich einsam und verlassen. Alles geht irgendwie schief und dann überschlagen sich auch schon die Ereignisse und Merrily muss sehen, wie sie selbst und auch die Kirche mit heiler Haut aus der Sache herauskommt.

Man sieht schon, es ist nicht leicht, die Handlung dieses Romans wiederzugeben, alles geht drunter und drüber und es passiert eine Menge und doch auch wieder nicht … dieses Mal hat Phil Rickman in meinen Augen einfach zu viel gewollt und ist etwas über sein Ziel hinausgeschossen.


Stil und Sprache
Phil Rickman ist Kennern der Serie um Merrily Watkins nicht gerade für seinen schnörkellosen Erzählstil bekannt, aber in diesem vierten Band übertreibt er maßlos. Statt seine Geschichte einigermaßen gerade heraus zu entwickeln, werden immer wieder die Perspektiven gewechselt, von Merrily zu ihrer Tochter Jane, zu Lol Robinson und wieder zurück gesprungen - und das teilweise ohne erkennbaren Absatz, so dass man sich als Leser öfter mal irritiert fragt, was denn nun gerade los ist. Bis ins kleinste Detail geht der Autor dabei auf feinste Gesprächsnuancen ein, verliert sich in Nebenhandlungen und alten Überlieferungen, die zwar ihren Teil zur Geschichte beitragen, aber durchaus auch etwas gestrafft hätten werden können.
So zieht sich auf über 600 Seiten in die Länge, was man locker und ohne Verlust auch auf 400 Seiten hätte erzählen können. Natürlich, die Dialoge zum Beispiel sind spitzfindig, tiefgründig und amüsant zu lesen, aber ein bisschen Handlung muss ja auch stattfinden … Irgendwann ist man dann als Leser fast geneigt, nur noch oberflächlich weiter zu lesen, um schnell zum – durchaus spannenden – Ende zu kommen. War diese Neigung Phil Rickmans zu ausschweifenden Gedankengängen und endlosen Gesprächen seiner Protagonisten in den vorherigen Bänden noch ganz liebenswert und gut erträglich, so ging mir dieser Band schon etwas auf die Nerven und erreicht nur noch Durchschnittsniveau.


Figuren
Eins muss man Phil Rickman lassen, seine Figurenzeichnung beherrscht er. Merrily, Jane, Lol Robinson und auch alle anderen handelnden Personen sind schon echte Originale. Auch die kleinste Nebenfigur lässt sofort ein Bild vor dem geistigen Auge des Lesers entstehen. Leider wird auch hier so manche Randfigur nicht wirklich benötigt und erhält mehr Raum, als gut für die Handlung ist.

Gut gefallen hat mir in dieser Folge Sophie, die Sekretärin des Bischofs, die endlich einmal die Gelegenheit erhält, zu zeigen, was in ihr steckt. Sie ist bei weitem nicht so negativ gegenüber Merrily eingestellt, wie es bisher immer den Anschein hatte und zeigt erstmals überhaupt menschliche Züge. Dagegen driftet Merrily immer weiter ab in geistliche Sphären und versagt sich selbst jede weibliche Empfindung, obwohl sie schon lange in Lol verliebt ist. Sie wirkt insgesamt nicht mehr vollkommen glaubwürdig und bekommt so ein paar Minuspunkte von mir. Alles in allem können die Figuren aber auch nicht herausreißen, was die Geschichte zu wenig bietet, nämlich Spannung und ein wenig Action.


Aufmachung des Buches
Die Optik des Taschenbuches ist der der Vorgängerromane angeglichen, auf der Vorderseite sieht man dieses Mal einen runden Turm, der sich vor einem düster-nebligen Hintergrund abhebt. Das Buch ist in vier Teile und einen Epilog aufgeteilt, jeder Teil wird mit ein oder zwei Zitaten zum Thema Exorzismus sowie einem Ausschnitt einer (fiktiven) Website eingeleitet, die ebenfalls Tipps zu Geistererscheinungen etc. gibt.


Fazit
„Mystery“ trifft es nicht wirklich, auch ein Krimi ist die Geschichte nicht, eher so eine Art Erlebnis-Familien-Liebesgeschichte mit mystischen Anklängen und viel englischer Atmosphäre. Relativ langatmig und detailverliebt geschrieben, daher sicher kein Muss und nur für Fans von Merrily Watkins eine Empfehlung. Für alle anderen leider nur Durchschnitt.


3 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Frucht der Sünde
Band 2: Mittwinternacht
Band 3: Die fünfte Kirche

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