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 „Deutschland wird dir gefallen.“ Mit diesen Worten versucht der Vater dem zehnjährigen Sohn die Angst vor dem Umzug aus Israel nach Deutschland zu nehmen, das die Mutter als „Naziland“ beschimpft. In München kann Rafael seine deutsche Muttersprache zunächst weder lesen noch schreiben. Doch er kommt nicht auf die Idee, zu resignieren oder sein Judentum zu verbergen. Nach einer Handwerkslehre erkennt er im Studium zunehmend seine Bindung an die deutsche Sprache und Kultur. Hier findet er seine Heimat. Er nutzt aber seine Sonderstellung, um seine Beobachtungsgabe zu schärfen. Seligmanns Phantasie, sein Sprachgefühl und Mut prädestinieren ihn zum unverwechselbaren Romancier und Publizisten, der sich konsequent allen Vereinnahmungsversuchen verweigert. Seligmann lässt sich nicht zum Musterjuden machen. Voller Ironie verfasst er die ersten deutsch-jüdischen Gegenwartsromane. Dadurch gewinnt er als deutsche jüdischer Autor und Chronist eminente Bedeutung und Glaubwürdigkeit.

 

  Autor: Rafael Seligmann
Verlag: Aufbau Verlag
Erschienen: 04.Oktober 2010
ISBN: 978-3351027216
Seitenzahl: 461 Seiten


Inhalt, Stil und Sprache
Rafael Seligmann, zwei Jahre nach Kriegsende in Tel Aviv geboren, erzählt seine Geschichte, die bis zum heutigen Tag von der Shoah geprägt ist. Seine Eltern, die kurz vor ihrer Verhaftung nach Palästina fliehen und somit überleben konnten, wurden im neu gegründeten Staat Israel nicht heimisch; man verhöhnte sie als Jecken, aus Deutschland eingewanderte Juden.
Seligmann beginnt seine Geschichte kurz vor der Einwanderung 1957 nach Deutschland. Langatmig und in unprätentiöser Sprache erzählt er von seinen Anfängen und Schwierigkeiten in der neuen Heimat, in „Naziland“. Einzelne Lebensabschnitte werden ausführlich beschrieben, dennoch will sich Nachdenklichkeit und Mitgefühl nicht einstellen. Der Leser wird auf Distanz gehalten und nicht wirklich berührt, wie z.B. beim Tod des Vaters, der in emotionslose Worthülsen gepackt wird.
Eines Tages, als Seligmann auf seine Nachfrage nach einem deutsch-jüdischen Gegenwartsroman von der Buchhändlerin Das Tagebuch der Anne Frank empfohlen bekam, war er zunächst irritiert. Auf seinen Hinweis, dass es ruhig „gegenwärtiger“ sein könne, musste die Händlerin passen. So nahm die Geschichte seinen Lauf und Seligmann verfasst seinen ersten deutsch-jüdischen Roman „Rubinsteins Versteigerung“, der starke autobiografische Züge aufweist. Sein Werdegang vom promovierten Politologen zum Schriftsteller ist der rote Faden dieses Buches. Seine bis heute publizierten Bücher nehmen neben seinen unzähligen amourösen Abenteuern einen großen Raum ein.
Seine Interviews mit israelischen Politikern, wie Rabin und Sharon, liefern einen interessanten Aspekt des außerpolitischen Exkurses, verbunden mit innenpolitischen Betrachtungen. Manch einer neidet ihm seinen Werdegang, zeugt er doch von einem neugierigen und dem politischen Leben aufgeschlossenen und subkulturellen Menschen.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden und mit einem Schutzumschlag versehen. Auf dem Cover ist Rafael Seligmann abgebildet, der konzentriert in die Kamera lächelt. Das Buch ist in 30 nicht zu lange Kapitel eingeteilt. Im Buch selbst befinden sich einige schwarz/weiß Fotos, die Rafael Seligmanns Lebensweg illustrieren.


Fazit
„Rafael Seligmann ist kein Held, kein Vorbild, nicht mal jemand, den man bei der christlich-jüdischen Gesellschaft von Weiden i.d. Pfalz zum Protokollführer ernennen würde. Er ist ein spätes Produkt der vielgerühmten deutsch-jüdischen Symbiose“, schreibt Henryk M. Broder. Leider ist Seligmann auch kein Held der literarischen Unterhaltung. Bisweilen erwacht ein geistreicher Humor, den Seligmann aber geradewegs wieder hinter der Fassade spröder Ironie und Selbstgefälligkeit verbirgt.


2 5 Sterne


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