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South Dakota, Herbst 1890: Nach dem Tod seines Vaters kehrt Jonny Hamilton nach Deadwood zurück. Dort erwartet ihn ein armseliges Erbe. Ein karges Stück Land und ein mysteriöses Buch, das seit über einem Jahrhundert verschwunden war. Kaum ist er angekommen, verfolgen ihn drei Reiter, die wild entschlossen sind, ihn zu töten. Eine Hetzjagd durch das raue Land von Dakota beginnt. Um zu überleben, bleibt Jonny nur eine Chance. Er muss einem uralten Mythos auf die Spur kommen.

 

Badlands  Originaltitel: Badlands
Autor: Alex Gonzalbo
Übersetzer: Marcel Le Comte
Illustration: Jean-Claude Cassini
Verlag: Ehapa Comic Collection
Erschienen: Mai 2010
ISBN: 978-3-7704-3343-8
Seitenzahl: 48 Seiten
Altersgruppe: ab 14 Jahren


Die Grundidee der Handlung
Johnny Hamilton reist nach Deadwood, um das Erbe seines Vaters anzutreten. Deadwood stellt sich als ehemalige Goldgräberstadt heraus, die nach wie vor die gleichen Manieren an den Tag legt, während sich das Erbe seines Vaters als ein einfaches Blockhaus entpuppt – und ein Buch, das Johnny findet. Doch kaum hat er es geöffnet, gerät er in das Visier von drei finsteren Gesellen – sie machen Jagd auf ihn, und nur dank der Hilfe von Jim Bridger und dem Halbblut-Schamanen Samual gelingt ihm fürs Erste die Flucht. Doch um nicht für den Rest seines Lebens verfolgt zu werden, muss er das Geheimnis des Buches lüften ...

Die Story von Badlands ist eine Mischung aus Western und Mystery. Das hartgesottene Flair des Wilden Westens trifft auf Okkultismus mit indianischen Rachegeistern, die in ihren Fähigkeiten ein wenig an die Nazgul aus „Der Herr der Ringe“ erinnern. Nichtsdestotrotz ist Badlands kein Abklatsch in neuem Gewand, sondern eine eigenständige, temporeiche und fesselnde Geschichte.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Geht der Zeichner nah an Objekte und Personen heran, arbeitet er ziemlich gut mit recht vielen Einzelheiten, gleitet der Blick jedoch in die Bildtiefen, nimmt die Konturenstärke und Detailgenauigkeit schnell, aber nicht störend ab, besonders bei weitläufigen Landschaften wie dem Blick über den Friedhof auf Seite 7. Schlagschatten sind recht grob schraffiert, während weichere Schatten in den Gesichtern von Johnny und Samuel in der Friedhofsszene mit einem feinen Verlauf umgesetzt sind.
Auch wenn Cassini nicht bis ins Letzte genau arbeitet und ihm meist der letzte, feine Schliff fehlt, so schafft er doch mit seinen Bildern, in denen er ein Auge für Kleinigkeiten beweist, die Atmosphäre von South Dacota des späten 19. Jahrhunderts. Da treibt der Wind Blätter, Buschwerk und Staub vor sich her, entpuppt sich Deadwood mit dem rauen, ungezügelten Charakter einer typischen Western-Stadt nach der Goldgräberzeit, in der Whiskey und leichte Damen weit verbreitet sind – und es legt sich direkt ab Beginn ein Hauch des Okkulten über alles. Die mystischen Elemente lassen auch nicht lange auf sich warten und sind – so z.B. beim ersten Eintreffen der drei Reiter in der Bahnstation – passend inszeniert. Einen ähnlich imposanten Auftritt haben sie kurz darauf in „Last Stands“. Nähert sich die Gefahr, ziehen sich eine Art weiße Blitze wie Unheil verkündende Omen durch die Bilder und sorgen so für ein leichtes Gänsehaut-Feeling.

Die Räume – ob es sich nun um die Hütte des alten Hamilton oder den Saloon von Deadwood handelt – sind ihren Eigenschaften entsprechend ausgestattet und tragen so dazu bei, die Stimmung des rauen Westerns zu transportieren. Die Außenfassaden der Gebäude in Deadwood entsprechen dem, was der Leser aus diversen Western kennt, während diejenigen in Philadelphia das klare Aussehen einer modernen Stadt Ende des 19. Jahrhunderts trägt.
Die Figuren sind gekonnt und liebevoll gezeichnet, Cassini hat in Aussehen und Kleidung viel Mühe verwandt. Dabei sind sie nicht brillant, doch zumeist mehr als überzeugend zu Papier gebracht. Die Gesichtszüge sind gut getroffen und spiegeln die passenden Emotionen wieder. In einigen, wenigen Portraits aber, so z.B. der enge Ausschnitt von Samuels Gesicht auf Seite 7, arbeitet er den Charakter und feine Nuancen bestechend heraus. Demgegenüber haben die Rachegeister in den wenigen Szenen, in denen man ihnen in ihr wahres Gesicht blicken kann, eine schreckliche Visage, grausam und tot, mit rot glühenden Augen.

Cassini beweist, dass es keine hochfeinen, glattgebügelten Grafiken braucht, um einen guten Comic auf den Weg zu bringen. Zusammen mit dem Autor Gonzalbo, der die Szenerie aufgebaut und die Kolorierung vorgenommen hat, setzt der Zeichner sie gekonnt um – fesselt mit der Mystik genauso wie mit viel Action und Dynamik, reißt den Leser mit sich, die Bilder scheinen fast dahin zu fliegen … und als der Plot endet, bleibt die Hoffnung, dass es eine Fortsetzung geben wird.

Die Anordnung der Panels ist klassisch und variiert nur in der Größe, ist im übrigen aber durch Stege getrennt. Während der Hauptteil des Comics auf weißem Untergrund aufgelegt wurde, sind die Stege und Ränder auf den letzten drei Seiten in tiefem Schwarz gehalten. Die Textgestaltung in den Sprechblasen behält zumeist ein bestimmtes Muster bei, wird aber flexibel – je nach Begebenheiten – eingesetzt und kann dann in Schriftart, -größe und -farbe variieren.


Aufmachung des Comics
Badlands wird von Ehapa Comic Collection in einem größeren Format als Din A4 und als Hardcover verlegt. Dabei ist das Ausmaß noch gut zu händeln und bietet den Zeichnungen viel Platz zur Entfaltung, nur im Bücherregal ist es nicht ganz einfach unterzubringen. Die Gestaltung des überwiegend matten und nur mit wenigen Spotlack-Applikationen aufgewerteten Covers hat mich direkt angesprochen – vorne ist Johnny zu sehen, der im Arm das Buch, in der Hand eine Winchester hält, während hinter ihm, vor einem dämonisch großen Mond, die Silhouette eines der Rachegeister lauert. Auf der Rückseite finden sich neben der Inhaltszusammenfassung auch einige Ausschnitte aus dem Comic und einige der Skizzen von den Vorsatzblättern. Die Vorsatzblätter selbst sind in einem gelbmarmorierten, an Pergament erinnernden Ton gehalten, auf dem sich vorne wie hinten gut ausgearbeitete Skizzen von Samuel, Jim Bridger und der Rachegeister finden.


Fazit
Mystisch und fesselnd präsentiert Gonzalbo seinen Western Badlands. Die Zeichnungen von Cassini sind hochwertig, wenn auch nicht mit letztem Feinschliff, bringen aber den vollen Umfang der Dynamik und Spannung herüber und tragen ihren Teil zu diesem gelungenen Comic bei.


4 5 Sterne


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